Projekt 17400/26

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel des Hochjoch-Hospizes auf 2.413 m ü. NN in den Ötztaler Alpen / Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Berlin
Lietzenburger Str. 51
10789 Berlin
Telefon: 030-2510943

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In den Bereichen Trinkwasser, Abwasser und Abfall waren 2003 auf dem Hochjochhospiz keine projektbezogenen Maßnahmen erforderlich; diese Bereiche waren bereits auf hohem Niveau geregelt. Auf dem Gebiet des Brandschutzschutzes stand die Sektion in Diskussion mit dem Baubezirksamt Imst. Das Projekt bezog sich auf ein neues Energiekonzept für das Hochjoch-Hospiz. Grundlage für die baulichen Um-setzungen waren die Planungen der Firma NET Neue Energie Technik GmbH, A - Salzburg. Geplant war die Umsetzung einer umweltgerechten Energieversorgung, elektrisch und thermisch, für Sommer- und Frühjahrsbetrieb. Ziel war es, Diesel- und Heizöl sowie Koks und Steinkohle zu eliminieren (Ausbau des alten Dieselaggregats und Heizkessels). Eingebaut werden sollten ein BHKW auf Pflanzenölbasis, eine Photovoltaikanlage, Wasser- thermie sowie eine neue Dachhaut.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs war vorgesehen, das Gebäude wärmetechnisch durch eine Dachdämmung sowie Fenstererneuerungen zu sanieren. Des Weiteren sollte die elektrische Leistung auf 28,8 kW reduziert werden. Dieses sollte überwiegend durch den Ersatz eines Wäschetrockners (3 statt 16 kW) und die Verbesserung der Beleuchtung (1,3 statt 5,4 kW) geschehen. Der Stromverbrauch wurde mit rund 120 kWh pro Tag prognostiziert.
Als künftige Komponenten der Energieversorgung waren geplant:
- Pflanzenöl-BHKW: 17 kVA; sanierte Wasserkraftanlage: 7 kVA;
- Solargenerator: 4,5 kWp;
- Batteriesatz: 1600 Ah, 48 VDC (= 76,8 kWh Kapazität);
- Wechselrichter: 10,5 kVA;
- Heizkessel mit Pflanzenölbrenner und Thermische Solaranlage mit einer Kollektorfläche von
16 m2 Vakuumflachkollektoren.
Das Kochen erfolgte mit Gas und teilweise mit Holz. Die neue energiesparende Heizungsanlage sollte es ermöglichen, verschiedene Heizkreise aufzubauen. Ein Pufferschichtspeicher war für die thermische Energiespeicherung verantwortlich, der in den vorhandenen Heizraum eingebaut werden sollte. Dieser Pufferspeicher sollte die thermische Energie von BHKW, Pflanzenölbrenner und von der Solaranlage als auch überschüssige elektrische Energie vom Wasserkraftwerk aufnehmen und in das Heizungsnetz verteilen können. Der eigene Brauchwasserboiler war für die Warmwasserversorgung vorgesehen. Alle Warmwasser-leitungen waren noch zu isolieren.


Ergebnisse und Diskussion

2004 wurden die ursprünglich geplanten technischen Anlagen auf dem Hochjochhospitz in Betrieb genommen. Diese bestanden im Wesentlichen aus folgenden Komponenten:
- Neuinstallation eines Pflanzenöl betriebenes BHKWs und Ölbrenners, einer Photovoltaikanlage, einer solarthermischen Anlage inkl. Pufferspeichern, Neuverkabelung der Hütte inkl. Brandmeldeanlage
- Einbau von einem AC gekoppelten Drehstromsystem über Wechselrichter und einer neuen Systemsteuerung, Installation eines Batteriespeichers

Bereits von Anfang an haben in diesem neuen Energieverbund einzelne Systeme nicht oder nur unzureichend und entsprechend unzuverlässig betrieben werden können (siehe auch Beschreibungen im ausführlichen Schlussbericht).
Im Frühjahr 2008 wurde aufgrund der großen Probleme mit dem BHKW und der Systemsteuerung die Energieanlage umgebaut bzw. erneuert. So wurde ein neues BHKW, eine neue Batterieanlage, neue Wechselrichter und eine völlig überarbeitete elektrische und thermische Systemsteuerung installiert.
Die immer schon vorhandene Wasserkraftanlage wurde erstmals komplett in das System mit integriert. Dies führte dazu, dass im Sommer das BHKW nicht mehr laufen muss.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Vorstellung des ersten Ausbaus auf dem 6. Internationalen Fachseminar Umweltgerechte Konzepte für Berg- und Schutzhütten in Benediktbeuern 2006; Präsentation der Überarbeitung im Rahmen des 10. Internationalen Fachseminars 2010.


Fazit

Auf dem Hochjochhospitz sind bei der ersten Umrüstung 2004 die grundsätzlichen Voraussetzungen geschaffen worden, die Hütte im Winter überhaupt wieder eröffnen zu können. Die Auswahl der damals eingebauten Komponenten muss im Nachhinein sowohl im Einzelnen wie auch im Energieverbund als unzureichend angesehen werden. Trotzdem wurde hier versucht, ein neues BHKW, einen Pflanzenölbrenner und die entsprechende Systemtechnik zu installieren. Dass sich bei der Förderung von Neuheiten unter anderem im Nachhinein herausstellen kann, dass die verwendeten Techniken nicht in diesem Maße für den Einsatz auf z.B. einer exponierten Berghütte geeignet sind, ist ein unglücklicher Umstand, aber gerade bei Demonstrations- und Versuchsobjekten möglich.
2008 wurden dann die technischen Fehler z.T. durch Neubau, z.T. durch eine andere Einstellung und Einbindung in das komplette System ausgemerzt. Seither läuft die Energieversorgung der Hütte ohne Schwierigkeiten und sogar mit einer Einsparung von 1.400 l Pflanzenöl gegenüber 2007.

Übersicht

Fördersumme

121.747,00 €

Förderzeitraum

27.05.2003 - 27.05.2005

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik