Projekt 17400/18

örderung von Planungsleistungen für das geplante Projekt: Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Bonn-Matreier-Hütte (2.750 m ü. NN) in der südlichen Venedigergruppe, Osttirol[…]

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Bonn
53072 Bonn
Telefon: 0228 / 4228470

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bonn-Matreier Hütte war im Hinblick auf umweltrelevante Hüttentechnik sehr unzureichend ausgestattet. Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung entsprachen nicht dem geforderten Stand der Technik. Als Stromlieferant stand ein Dieselaggregat ohne Nutzung der Abwärme zur Verfügung. Ziel der Planungsphase war es, Maßnahmen zur Verbesserung in den umweltrelevanten Bereichen aufzuzeigen und Lösungsvarianten darzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFolgende Bereiche sollten im Rahmen der Planungsleistungen erfasst werden: Energie, Haustechnik, Gebäudetechnik, Wasser. Da bezüglich Abwasserentsorgung bereits ein von österreichischen Stellen bewilligtes Projekt vorlag und dieses zwischenzeitlich auch teilweise umgesetzt wurde, wurde hierauf nur am Rande eingegangen.
Datenerhebung: Gemeinsam mit dem Hüttenwirt sollten zuerst die allgemeinen Daten der Hütte, wie z. B. Lage und Höhe, Bewirtschaftungszeitraum, Übernachtungsplätze, Hüttenpersonal, Übernachtungsgäste, aufgenommen werden. Sodann wurden die gebäudetechnischen Werte, wie Wärmedämmwerte, Baumaterialien ermittelt. Im Bezug auf den Energieverbrauch wurden die derzeitigen Wärmeerzeugungsaggregate mit allen Heizgeräten, der Primärenergieverbrauch und der derzeitige Bedarf an elektrischem Strom mit allen vorhandenen elektrischen Verbrauchern aufgenommen. Ebenso sollte der Wasserverbrauch dokumentiert und das Abfallaufkommen festgehalten werden. Alle diese Daten wurden in einem Ergeb-nisbericht festgehalten und mit den zukünftigen Entwicklungen abgestimmt.
Konzeptentwicklung und Variantenvergleich: Im Bereich Energie wurde das Energiespar- und Emissionsminderungspotenzial ermittelt. Verschiedene Varianten der Energieerzeugung (Hybrid-Systeme) sollten miteinander verglichen werden, wie z. B. Kleinwasserkraftwerk in Kooperation mit den Almbauern, Photovoltaikanlage in Kombination mit einem Rapsöl-BHKW. Danach erfolgte die Bewertung und Darstellung der Vorzugsvariante, die Erstellung eines Blockschaltbildes, die Aufstellung über Primär-Energieverbrauch, eine Planerstellung für die zeitliche Umsetzung sowie die Erstellung der Kostenplanung. Im Bereich der Wasserversorgung sollte ein Konzept entsprechend dem Stand der Technik erstellt werden. Im Bereich Abfall war das mögliche Vermeidungspotenzial samt Logistik aufzuzeigen.


Ergebnisse und Diskussion

12Oberhalb der Bonn-Matreier Hütte wurde auf 2.775 m ü. NN ein neuer Hochbehälter aus Stahlbeton mit einem Fassungsvermögen von 30 m3 zur Speicherung des Trinkwassers installiert. Daneben befindet sich ein älterer Behälter aus Lärchenholz (15 m3 Volumen), der als Notwasserspeicher in nieder-schlagsarmen Zeiten in Betrieb genommen werden kann. Das Trinkwasser, das aus einer Quelle auf 2.740 m ü. NN bezogen wird, wird über einen Tiefbehälter mit Hilfe eines Pumpwerkes mit Druckrohrlei-tung zum Hochbehälter gefördert. Zusätzlich wird in der kalten Jahreszeit Schmelzwasser von den umlie-genden Schneefeldern in den Hochbehälter geleitet.
Die Abwasserentsorgung ist auf der Bonn-Matreier Hütte auf gutem Niveau geregelt. 2002 erhielt die Hütte eine Abwasserreinigungsanlage, die aus einer zweistrassigen Filtersackanlage besteht und in einer winterfesten Einhausung aus Lärchenholz südlich der Hütte aufgestellt ist. Die gefüllten Filtersäcke werden nach ihrer Trocknung mit der Seilbahn ins Tal verbracht. Die Anlage ging 2003 in Betrieb.
Die Beheizung der Hütte erfolgt hauptsächlich mit Brennholz (Fichte und Lärche) sowie mit einem geringen Anteil an Steinkohle in Form von Briketts. Der Brennstoffver brauch an Holz liegt pro Saison bei 16-18 m3. Die Küche wird mit dem Holzherd beheizt, die Gasträume mit Kachelöfen und einem Gasofen, der nur eine geringe Wärmeleistung hat. Der Trockenraum wird derzeit mittels eines Elektro-Schnellheizers (2 kW Anschlussleistung) beheizt. Die Bereitstellung von Warmwasser erfolgt ausschließlich mittels de-zentraler Gasboilersysteme. Der Verbrauch liegt bei 6 Stück 33-kg-Gasflaschen pro Saison. Als Primärenergie zum Kochen und Warmhalten von Speisen wird Holz und Gas eingesetzt (Jahres-Verbräuche: 11 m3 Holz, 11 Stück 33-kg-Gasflaschen). Die Beleuchtung der Küche, der Gasträume, der WC- und Dusch-Anlagen sowie der Lagerräume im Kellergeschoss erfolgt bislang mit einer überalterten Gasbeleuchtung (Jahresverbrauch 2 Stück 33-kg-Gasflaschen) sowie mit elektrischer Energie. Die Elektrogerä-te werden zum Groß teil über ein bestehendes altes 24 kW-Dieselaggregat, das hauptsächlich die Energieversorgung der Materialseilbahn sicherstellt, versorgt. Die elektrischen Anlagen befinden sich insgesamt in einem desolaten Zustand. Am Dach der Hütte befindet sich eine Photovoltaikanlage mit 2 Modulen à 50 W, welche die 12 V-Notbeleuchtungsanlage in den Stiegenhäusern und WC-Anlagen ver-sorgt. Die produzierte Überschussenergie wird in konventionellen Bleibatterien gespeichert. An der Süd-seite der Hütte ist eine Funk-Telefonanlage installiert, die über eine PV-Anlage gespeist wird.
Künftige Situation: Künftig wird die Trinkwasserquelle im unmittelbaren Bereich der Fassung gegen Zutritt von Oberflächenwasser gesichert. Dazu wird diese Zone mit Steinplatten und einer Schutzfolie, welche mit Steinen belegt wird, abgedeckt. Des Weiteren wird der Tiefbehälter durch eine Steinabdeckung gegen Schneedruck und Wärmeeinstrahlung geschützt. Um bakteriologische Verunreinigungen des Was-sers aus dem Hochbehälter zu minimieren, wird in der Hütte eine UV-Desinfektionsanlage installiert.
Ziel des entwickelten Energieversorgungskonzeptes ist es, die Energieversorgung so zu modernisie-ren, dass die Umweltbelastung auf ein Minimum reduziert wird. Dazu wurden zwei Energieversorgungsvarianten betrachtet: die Erzeugung der benötigten Energie mit Hilfe der Wasserkraft und der Einbau ei-nes BHKW mit PV-Anlage bei Nutzung der thermischen Energie zur Heizung/Warmwasserbereitung.
Nach den Variantenvergleichen erscheint die Errichtung eines Kleinwasserkraftwerkes am ‚Nilbach un-ter ökologischen und ökonomischen Kriterien als beste Lösung. Die Niedrigwasserabflussmenge des Nilbaches wird auf 50-60 Liter pro Sekunde geschätzt. Eine Wasserkraftanlage mit einer Spitzenleistung von
40 kW (30 l/s) soll daher künftig den Bedarf der Bonn-Matreier Hütte an elektrischer Energie abdecken. Das Krafthaus wird in 2.320 m ü. NN errichtet. Kostenintensive Erneuerungen bestehender Verbraucher sind bei dieser Lösung nicht notwendig. Auch die Raumheizung kann über Elektro-Direktheizpanelen und die Warmwasserversorgung durch einfachen Austausch der jetzigen Gasboiler gegen Elektroboiler erfolgen. Gekocht wird ebenfalls künftig mit elektrischer Energie. Daraus ergeben sich folgende Einsparpotenziale von Primärenergiearten:
- völliger Verzicht auf die Gasversorgung (Transporte der Gasflaschen entfallen);
- Reduktion des Holzverbrauches auf 1 m3 pro Saison als Notheizenergie;
- Verzicht auf weiteren Primärenergieträger (Briketts);
- Verzicht auf die Dieselversorgung, Demontage und Abtransport des alten Aggregates.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Naturschutzrechtliche Bewilligung, Baubewilligung und wasserrechtliche Bewilligung der Bezirks- hauptmannschaft Lienz lag für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen im Rahmen des Folgeprojektes AZ 17400/53 vor. Zur Präsentation der Projektergebnisse ist der Druck von Faltblättern und eine fest installierte Infotafel auf der Hütte vorgesehen. Darüber hinaus soll die Schutzhütte ins Internet eingestellt werden.


Fazit

Im Rahmen der Planungsphase wurden ein neues Energiekonzept sowie wasserversorgungstechnische Veränderungen auf der Bonn-Matreier Hütte mit Variantenbetrachtungen qualifiziert integral geplant.

Übersicht

Fördersumme

11.466,00 €

Förderzeitraum

07.06.2002 - 07.12.2002

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik