Projekt 17191/01

Nachhaltige Entwicklung und Arbeitnehmerinteressen

Projektträger

NaturFreunde Deutschlands e. V.Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus,Sport und Kultur
Warschauer str. 58 A
10243 Berlin
Telefon: 0711/4095-418

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zentrales Ziel des Projektes ist die Erkundung des für den Nachhaltigkeitsdiskurs erforderlichen Wissens und die Klärung der Voraussetzungen für eine Förderung der Beteiligung von Arbeitnehmern am Nachhaltigkeitsprozess. Es gilt auch die Bedingungen herauszufinden, unter denen das Bewusstsein für die Notwendigkeit und die Chancen einer nachhaltigen Entwicklung gestärkt, Barrieren, Ängste und Hemmnisse abgebaut und konkretes Handeln gefördert werden können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBesonders geeignet sind die Themenfelder Bauen und Wohnen sowie Freizeit und Erholung, die einerseits die Komplexität des Nachhaltigkeitsdiskurses erfassen und andererseits die jeweils eigene Erfahrungswelt von Arbeitnehmern widerspiegeln.
§ Erfassung des Ist-Standes auf Forschungs- und Aktionsebene.
§ In der Konzeptionsphase erfolgt eine zu testende Modellbildung. Anschließend werden die Interviews, Workshops und sonstigen Veranstaltungen entsprechend sozialwissenschaftlicher qualitativer Methoden konzipiert.
§ In der Durchführungsphase werden qualitative Interviews mit betroffenen Arbeitnehmergruppen und ihren Vertretern von NaturFreunden und IG BAU vor Ort durchgeführt. Weitere Schwerpunkte sind Workshops und sonstige Veranstaltungen (Informationsveranstaltungen, Workshops).
Im Rahmen des Vorprojektes ist deshalb beabsichtigt, in ausgesuchten Bezirksverbänden und Ortsgruppen beispielhaft mit den Mitgliedern der IG BAU und der NaturFreunde zu klären, inwieweit es ein Interesse gibt, sich in den jeweiligen lokalen Nachhaltigkeitsprozess einzubinden und welches die lokalen Anknüpfungspunkte sein könnten.


Ergebnisse und Diskussion

Die Workshops haben gezeigt, dass die Debatte über eine nachhaltige Entwicklung oft betriebsblind und elitär geführt wird. Das geschieht nicht aus böser Absicht, sondern ist dem schillernden, aber vagen Begriff ebenso geschuldet wie der Komplexität des Themas.
Auch wenn konkrete Fallbeispiele gezeigt haben, dass die ausschließlich ökologische Ausrichtung der Nachhaltigkeitsidee der Vergangenheit angehört, so spielen die sozialen Aspekte weiterhin eine unter-geordnete Rolle und müssen immer wieder eingefordert werden.
Das Anliegen des Vorprojektes, einen breiten Dialog mit unterschiedlichen Akteuren zu führen, wurde deshalb als richtiger Schritt beschrieben, ohne dass damit die Frage ausreichend beantwortet werden konnte, wie ArbeitnehmerInnen stärker in den Prozess einbezogen werden können. Allerdings weist die Richtung hin zu konkreten Projekten, die an der Lebenswirklichkeit der Akteure anknüpfen.
In der Forschung ist auch noch nicht entschieden, welches Konzept jetzt weiterträgt. Die Konstrukte von Lebensstil-Ansatz, Habitus- und Mentalitäten-Ansatz, Lebenslagenansatz und Milieuansatz werden nebeneinander gebraucht, teilweise sogar synonym trotz unterschiedlicher theoretischer Hintergründe.
Die Diskrepanz im Diskurs ist oft eine zweifache: zum einen zwischen Experten und Laien einerseits, und zwischen den verschiedenen Milieus andererseits. In der Diskussion über die Ausdifferenzierung der ArbeitnehmerInnen(-Milieus) zeigt sich eine der zentralen Herausforderungen für die weitere Arbeit: Wie lassen sich welche ArbeitnehmerInnen ansprechen? Interdisziplinäre Diskurse benötigen Zeit und Geld. Beides fehlt aber oft. Darüber hinaus setzt eine breitere Diskussion einen griffigeren Begriff und einen konkreten Nutzen für die Menschen voraus. Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den Mitgliedern von IG BAU und Naturfreunden und weiteren Interessierten, die an den Veranstaltungen teilnahmen, nicht bzw. nur sehr unzureichend bekannt. Allerdings halten sie die einzelnen Inhalte für wichtig, ohne sie mit dem Feld Nachhaltige Entwicklung zu verbinden. Es besteht eine Tendenz, den Begriff mit bekannten Inhalten zu füllen, auch wenn er dann falsch wird.
Die unterschiedlichen Kulturen der beiden Organisationen erfordern erheblich mehr Zeit der Vorbereitung und des Kennenlernens, bevor in die inhaltliche und gestaltende Arbeit eingestiegen werden kann. Es fehlt oft das Verständnis für Geschichte, Selbstverständnis und Arbeitsabläufe der jeweils anderen Organisation, obwohl die gemeinsamen Wurzeln eine Annäherung erleichtern. Auch im Rahmen der Umsetzung des Vorprojektes kam es u.a. hierdurch zu deutlichen Verzögerungen und Mehrarbeiten. Der letzte Workshop konnte erst im Februar 2002 durchgeführt und das Gesamtprojekt erst danach bewertet werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde in verschiedenen Gremien der beiden Organisationen vorgestellt und diskutiert. Vor der Festlegung der Modell-Regionen wurden intensiv alle relevanten Gliederungen über das Vorhaben informiert und zur Teilnahme eingeladen. In den Mitgliederzeitschriften wurden die jeweiligen Mitglieder informiert. Bei Veranstaltungen anderer Organisationen, darunter bei der IG Metall-Betriebsräteschulung, konnte das Projekt ebenfalls präsentiert werden. Schließlich wurde das gemeinsame Vorhaben bei einem gleichnamigen Kongress der SPD-Bundestagsfraktion vorgestellt. Inzwischen hat das Vorprojekt als positives Beispiel für die Entwicklung nachhaltigen Bewusstseins und Handelns auch Eingang in den beschreibenden Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung gefunden (Bundesregierung 2000).


Fazit

Als grundsätzliche Herausforderungen weiterer Projektüberlegungen zeigt sich, dass die unterschiedlichen Kulturen der beiden Organisationen erheblich mehr Zeit der Vorbereitung und des Kennenlernens erfordern, bevor in die inhaltliche und gestaltende Arbeit eingestiegen werden kann. Dabei muss beachtet werden, dass die Anforderung zielgruppenbezogener Umweltkommunikation sich in größeren Gruppen und erst recht in Großorganisationen angesichts fehlenden Wissens nur mit Einschränkungen realisieren lässt.
Auf der Forschungsebene sind weitere Anstrengungen zur Konkretisierung der Idee Nachhaltigkeit für die einzelnen Bereiche erforderlich. Dazu bedarf es eines interdisziplinären Ansatzes, um die Betriebsblindheit der Akteure zu verhindern. Insbesondere müssen die Ausdifferenzierungen bzw. Gruppierun-gen innerhalb der Arbeitnehmer genauer untersucht werden.
Die bisher noch unzureichende Verbindung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit sollte gerade auch in beteiligungsorientierten Modellversuchen und Projekten verstärkt werden, wobei die soziale Dimension das in der Nachhaltigkeitsidee implizierte Gewicht sowohl in dem Dialog wie auch der Umsetzung erhalten muss.

Übersicht

Fördersumme

70.596,63 €

Förderzeitraum

01.10.2000 - 30.09.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation