Projekt 17178/01

Modellprojekt zur Erarbeitung einer Erhaltungs- und Pflegestrategie für Altbauten

Projektträger

Gesellschaft zur Erhaltung deskulturellen Erbes e. V.Altbau- und Denkmalservice
Propstei Johannesberg
36041 Fulda
Telefon: 0661/3804388

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das angestrebte Projektziel der Erarbeitung einer Erhaltung- und Pflegestrategie für Altbauten und deren späteren Etablierung als Dienstleistung ist die Grundlage für die Kostensenkung der Bauunterhaltung, den Substanzerhalt von Gebäuden und eine Ressourcenschonung. Dabei werden durch die Verlängerung der Nutzungsdauer der einzelnen Bauteile umweltrelevante Effekte positiv beeinflusst: Rohstoffeinsparung, Recyclingreduzierung, Bauschuttreduzierung, Reduzierung der CO²-Emission und E-nergieeinsparung, Reduzierung des Holzschutzmitteleinsatzes, Senkung der Belastung der Umwelt durch Gefahrstoffe und die Schaffung der Voraussetzungen für einen kontrollierten Rückbau.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Strategie zur Erarbeitung einer Erhaltungs- und Pflegestrategie für Altbauten soll zunächst an historischen, exponierten Altbauten modellhaft getestet werden. Bestandteile des Testes sind die Durchführung von Erst- und Folgeinspektionen, die Begleitung der notwendigen Reparaturen und eine Qualitätssicherung der Inspektionen durch vertiefende Untersuchungen sowie die Vorbereitungen zur Überführung der Ergebnisse und Erfahrungen des Praxistestes in eine beständige Dienstleistung.
Durch die Vorbildwirkung der ausgewählten Modellobjekte, Objekte in Privatbesitz, im Besitz der öffentlichen Hand und im Besitz kirchlicher Gemeinschaften, und durch vielfältige Öffentlichkeitsaktivitäten wie Vorträge und Publikationen wird eine Akzeptanz und Verbreitung der Dienstleistung erreicht.
Das Projekt besteht aus 9 Einzelphasen die in ihren Ergebnissen inhaltlich aufeinander aufbauen.
Der als Projektergebnis vorliegende Inspektionsalgorithmus bestehend aus Handlungsanweisungen, Arbeitsmitteln für die Durchführung der Inspektionen und Qualität der Berichtslegung ist übertragbar und anwendbar von anderen KMU`s mit geeigneten Fachkräften. Eine Netzwerkbildung dieser Dienstleistung ist angedacht.


Ergebnisse und Diskussion

Der Begriff der Inspektion wird in der DIN 31051, Instandhaltung, definiert als Maßnahme zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes von technischen Mitteln eines Systems. Dieser auf technische Anlagen ausgelegte Begriff kommt nun auch im Bauwesen zum Tragen. Das im Projekt entwickelte System kann als besondere Merkmale, entgegen der allgemeinen Handlungsweise, mehrere Innovationen aufzeigen. Es lässt sich im weiteren Sinne definieren als ein komplexes Baukastensystem, bestehend aus den Faktoren Inspektion, Pflege und Wartung. Dieses System ermöglicht für diese spezielle Anwendung eine neue, kostengünstige, zielgerichtete Pflege und Wartung. Die Praxistauglichkeit schlägt sich vor allem in den aus den Inspektionen folgenden Handlungsanweisungen und Kostenschätzungen nieder. Durch die kontinuierliche und objektive Beurteilung des Ist Zustandes wird eine schnelle Entscheidungsfindung und Entscheidungshilfe für die nachfolgend einzuschaltenden Fachgebiete ermöglicht. Die Beauftragung von Architekten und Ingenieuren geschieht mit dem Hintergrundwissen über den Zustand des Objektes und mit im Vorfeld durch Fachleute formulierten Aufgabenstellungen. Die damit entstehende Sicherheit für Auftraggeber und Auftragnehmer und die daraus folgende beiderseitige Sicherheit über die beauftragte Maßnahme und deren fachlicher Notwendigkeit ist eine bisher unbekannte Form der Instandhaltung im Immobilienbereich.
Die Umweltrelevanz des Projektes zeigt sich vor allem erst mit der kontinuierlichen Durchführung des Services. Dies werden Effekte wie Bauschutt- und Recyclingreduzierung, wie Energieeinsparung und Reduzierung des Einsatzes von chemischen Mitteln, die z. B. zur Bekämpfung von holzzerstörenden Pilzen und Insekten im Holz oder im Mauerwerk notwendig sind, sein.
Aber auch ökonomische Aspekte wie die Kostensenkung für die Bauunterhaltung, durch einen wirtschaftlichen Mitteleinsatz entsprechend der Dringlichkeit, oder der Substanzerhalt durch eine vorausschauende Planung der Instandhaltung und die Verlängerung der Nutzungsdauer des Gebäudes oder einzelner Bauelemente, zeigten sich.
Ein weiteres Ergebnis ist die Tatsache, dass sich nach mehreren aufeinander folgenden Berichten Problemschwerpunkte für jedes Gebäude abzeichnen. Dieser Effekt war bereits nach zwei Inspektionen an jedem Modellobjekt erkennbar. Dadurch wird auch der Eigentümer für sein Gebäude sensibilisiert und wird diese Problembereiche selbständig, auch zwischen den Inspektionen, kontrollieren.
Ein weiterer, nach Meinung der Verfasser, sehr positiver Effekt bei der initiierten Wartung und Pflege ist die Tatsache, dass bei der Behebung bzw. Reparatur der Mängel und Schäden mehr Leistungen erbracht und auch mehr finanzielle Mittel eingesetzt werden als ursprünglich veranschlagt. Es zeigen sich also auch wirtschaftliche Auswirkungen hinsichtlich der Beauftragung von Handwerkerleistungen oder Fachingenieuren. Es ist durchaus von einem Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen oder sogar zur Schaffung derselben zu sprechen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Grundlage für die Verbreitung der Erkenntnisse ist die enge Zusammenarbeit mit den Projektpartnern des Konsistoriums der Kirchenprovinz Sachsen und des Landesamtes für Denkmalpflege von Sachsen-Anhalt. Die Einbindung von Multiplikatoren wird dahingehend umgesetzt, dass themenspezifische Veranstaltungen für Handwerker und Restauratoren, Architekten und Ingenieure, sowie Entscheidungsträger von Bauämtern und Haus- und Grundbesitzerverbänden durchgeführt werden.
Die laufenden Projektergebnisse wurden auf zahlreichen Veranstaltungen präsentiert. Unter anderem auf der Denkmalmesse in Leipzig 2002 auf einem eigenen Stand und einem Messeforum zum Thema Wartung und Pflege von historischen Gebäuden.


Fazit

Es ist abschließend zu konstatieren, dass eine Erhaltungs- und Pflegestrategie für Altbauten anwendungsreif vorliegt, jedoch eine Akzeptanzbildung die zur Durchführung derselben führt aus den verschiedensten Gründen zurzeit nicht greift. Dabei sind die Gründe sehr vielschichtig und reichen von strukturellen, personellen bis hin zu finanziellen Gesichtspunkten.
Somit bleibt die Aufgabe bestehen, geeignete Möglichkeiten zu erschließen, damit eine nachhaltige Werterhaltung auf der Basis einer fundierten Gesamtbewertung eines Gebäudes auch in Deutschland umgesetzt werden kann.

Übersicht

Fördersumme

72.000,00 €

Förderzeitraum

25.04.2002 - 25.12.2003

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik