Projekt 17037/01

Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Vermittlung von Umweltinformationen im Rahmen der Einrichtung einer historischen Dorfflur im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck

Projektträger

Landratsamt TuttlingenDezernat 6
Bahnhofstr. 100
78532 Tuttlingen
Telefon: 07461/926103

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der vorliegenden Machbarkeitsstudie werden die Möglichkeiten und Grenzen der Einrichtung, Bewirtschaftung, Präsentation und Vermittlung einer historischen Dorfflur auf dem Museumsgelände des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck dargelegt und geprüft. Durch die Einrichtung und Präsentation historischer Bewirtschaftungsformen in einer musealen Dorfflur sollen neben den dörflichen Lebensverhältnissen in den Museumshäusern auch deren Abhängigkeiten von der zur Verfügung stehenden Dorfflur und die daraus resultierenden Entwicklung der Landschaft dargestellt werden. Hierbei sollen historische und aktuelle Umweltfragen thematisiert und vermittelt werden. Das im Rahmen der Studie entwickelte Entwicklungskonzept soll sowohl als Entscheidungsgrundlage für die beschließenden Gremien des Museumsträgers als auch als Grundlage für die Umsetzung des Projektes dienen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Studie gliedert sich in drei Hauptteile, eine wissenschaftliche Analyse der historischen Grundlagen und räumlichen Entwicklungspotentiale, ein Entwicklungskonzept mit Entwicklungsszenario sowie ein Vermittlungskonzept im Rahmen der Gesamtpräsentation des Museums. Ein weiterer Bestandteil der Machbarkeitsanalyse ist eine vorgezogene Pilotmaßnahme Historische Schweinehut, die während der Museumssaison 2001 durchgeführt wurde und deren Ergebnisse in die Studie einflossen.
Die wissenschaftliche Untersuchung der Rahmenbedingungen erstreckte sich auf eine Darstellung der bisherigen und aktuellen Entwicklung des Museums, eine Überprüfung der Relevanz historischer Bodennutzungssysteme, eine historische sowie eine aktuelle Landschaftsanalyse sowie eine Zielgruppendefinition, die Grundlage des Umsetzungs- und Vermittlungskonzeptes sein sollte.
Neben Quellen- und Literaturrecherchen, Kartierungen und Erhebungen vor Ort sowie der Analyse einer vorliegenden Besucherstudie erfolgte die Erstellung der Machbarkeitsstudie in intensiver Diskussion mit dem Museumsträger und verschiedenen projektbegleitenden wissenschaftlichen und praktischen Expertengremien und Workshops.


Ergebnisse und Diskussion

Das Gelände des Freilichtmuseums sowie sein unmittelbares südöstliches Umfeld eignen sich hervorragend für die Einrichtung einer historischen Dorfflur. Die flachgründigen Böden der landwirtschaftlichen Nutzflächen, die heute kaum noch wirtschaftlich zu nutzen sind, bieten sehr gute Voraussetzungen für die Darstellung magerer Landschaftszustände bieten. Zudem können einzelne auf dem Museumsgelände erhaltene Landschaftselemente als Relikte früherer Nutzungsformen einbezogen werden. Als Referenzraum wurde die Schwäbische Alb mit ihren spezifischen Landschaftselementen gewählt. Im Zentrum der Dorfflur soll das Albdorf stehen, das auch bisher schon das bauliche Zentrum des Museums bildet.
Die Darstellung der vollständigen Landschaftsgeschichte mit einer parallelen Präsentation verschiedener, zeitlich einander folgenden Bodennutzungssysteme wurde als nicht machbar und nicht zielführend verworfen. Statt dessen ist die Präsentation eines Zeitschnitts vorgesehen. Als Referenzzeit wurde das ausgehende 18. Jh. mit dem zugehörigen Bodennutzungssystem der Einfachen Dreifelderwirtschaft (mit der aufwändigen, jedoch attraktiven Hutweidewirtschaft) und vorindustriellen Waldnutzungsformen festgelegt. Zusätzlich zur Präsentation der Feld- und Waldflur sind verschiedene Einrichtungen der protoin-dustriellen Rohstoffgewinnung als besondere Attraktionspunkte vorgesehen.
Ausgehend von der entsprechenden Flurverfassung sowie dem Mindestflächenanspruch einzelner Landschaftselemente wurde ein flächenhaftes Szenario für die historische Dorfflur auf dem bestehenden Gelände sowie auf einem potenziellen Erweiterungsgebiet entwickelt. Dieses umfasst rd. 11 ha Feldflur und 7,5 ha Wald, wobei rd. 5 ha Wald und 4 ha Feld im Erweiterungsgebiet erworben werden müssten. Hinsichtlich der Vermittlung von historischen Umweltinformationen ergeben sich vielfältige neue Möglichkeiten. Das Landschaftskonzept fügt sich theoretisch und praktisch nahtlos in das bisherige ganzheitliche Präsentationskonzept des Freilichtmuseums ein, das sich grundsätzlich dem Prinzip einer umfassenden Besucherorientierung verpflichtet. Für die speziellen Zielgruppen des Museums ergeben sich aus der Einrichtung, Präsentation und authentischen Bewirtschaftung historischer Landschaftselemente neue Möglichkeiten für handlungsorientierte museumspädagogische Angebote. Das Konzept, das aktuelle museologische und volkskundliche Diskussionen und Erkenntnisse aufnimmt und sich zunächst an den Erkenntnissen und Erfahrungen des bisherigen Besucheraufkommens und Besucherverhaltens des Freilichtmuseums orientiert, sieht ausdrücklich die Verwendung möglichst verschiedener Methoden und eines breiten Medienmixes vor.
Bereits im Rahmen der Untersuchungen und Diskussionen zu diesem Konzept konnte eine intensive Vernetzung mit unterschiedlichsten Personen und Institutionen für die Umsetzung des Projektes erreicht werden. Mit verschiedenen Vertretern aus den Bereichen Forschung, Regionalentwicklung und Vermittlung konnten grundsätzliche Kooperationsvereinbarungen getroffen werden, die Basis eines umfassenden regionalen Netzwerkes und neuer Kooperationsstrukturen auf verschiedensten Ebenen sein können.
Der experimentelle und offene Charakter des Gesamtprojektes wird ausdrücklich betont. Begleitend zur Einrichtung und Umsetzung gilt es deshalb die sowohl im inhaltlichfachlichen als auch im museumsdi-daktischen Bereich durchaus noch vielfältig vorhandenen (und spannenden!) Unsicherheiten und Ungewissheiten durch Forschungsarbeiten einerseits sowie zusätzliche Besucherstudien und eine regelmäßige Evaluierung zu begleiten und ggf. zu aktualisieren.
Die Umsetzung des Konzepts wird sich positiv auf die Weiterentwicklung und Modernisierung der Museumsstruktur auswirken. Der Erfolg des Vorhabens wird gleichzeitig entscheidend von der Bereitschaft und dem Willen zu entsprechenden strukturellen Änderungen abhängen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Erstellung der Machbarkeitsstudie war während des gesamten Entstehungsprozesse von einer angemessenen Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Sowohl innerhalb des Museums als auch in zahlreichen lokalen und regionalen Medien wurde das Vorhaben einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Nach Prüfung der Studie sollen die Ergebnisse im Beisein von Vertretern der DBU der Öffentlichkeit im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert werden.


Fazit

Eine einmalige und faszinierende Idee konnte in einem einjährigen breiten Diskussions- und Entwicklungsprozess in eine umfassende und stimmige Konzeption umgesetzt werden, die bei allen aktuellen und künftigen Unwägbarkeiten der Schlüssel zu einer zukunftsträchtige Fortentwicklung und grundlegenden Sicherung der Qualität und Attraktivität des Freilichtmuseums Neuhausen ob Eck sein kann. Die Studie selbst erbrachte viele neue Erkenntnisse und eine breitgefächerte und intensive Partizipation vieler Fachleute an der Diskussion um die Entwicklung des Museums, die es auch künftig zu nutzen gilt.

Übersicht

Fördersumme

48.572,73 €

Förderzeitraum

27.09.2000 - 31.12.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation