Projekt 16646/01

Qualitätssicherung mit Informations- und Beratungskampagne bei der Realisierung einer Solarsiedlung

Projektträger

Projekt-SonderstabGemeinde Emmerthal
Berliner Str. 15
31860 Emmerthal
Telefon: 05155/6922

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Am Südhang des Ohrbergs in der Gemeinde Emmerthal entsteht eine Siedlung mit 68 Einfamilienhäusern. Durch hohen Dämmstandard, aktive und passive Solarenergienutzung sowie einen zweistufigen Wärmepumpenprozess sollen die CO2-Emissionen im Vergleich zum heutigen Baustandard um 50% gesenkt werden.
Jedes Haus muss den Heizwärmebedarf nach WSVO ´95 um 30% unterschreiten. Darüber hinaus sollen 60% des Warmwasserbedarfs durch Solarkollektoren gedeckt werden.
Projektziel ist, mittels Beratung der Bauherren und Bauträger sowie durch eine baubegleitende Qualitätskontrolle, die Erfüllung der o.g. Auflagen zu sichern und die Energiebilanz der Siedlung zu dokumentieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜber Formblätter wurden Informationen über die geplanten Maßnahmen zur Wärmedämmung und Luftdichtheit sowie zur Nutzung aktiver und passiver solarer Systeme erhoben. In einer Wärmeschutzberechnung musste für jedes Haus der Nachweis einer 30%igen Unterschreitung des Jahresheizwärmebedarfs bezogen auf die WSVO 95 erbracht werden. Die Kooperationspartner überprüften Erhebungsbögen und Wärmeschutznachweise aufgeteilt nach Sachgebieten. Nach Einverständniserklärung des Bauherrn wurde eine baubegleitende Qualitätssicherung durchgeführt. Bei Begehungen während wichtiger Bauphasen wurden Handwerker, und Bauherren ggf. auf Maßnahmen zur Vermeidung von Wärmebrücken und Undichtheiten hingewiesen. Angeforderte Nachbesserungsarbeiten wurden kontrolliert. In zwei Informationsveranstaltungen für Bauherren, Bauträger und Architekten wurde auf Besonderheiten beim Bau von Niedrigenergiehäusern hingewiesen.
An zehn Häusern, bei denen ein durch Wärmebrücken bedingter Mehrverbrauch vermutet wurde, wurden Infrarotthermographien durchgeführt. Die Luftwechselrate jedes Gebäudes wurde mit einem Blower-Door-Test ermittelt; bei Bedarf wurde nachgebessert und erneut gemessen.
Heizenergieverbräuche und Betriebsdaten der Wärmepumpen wurden über einen längeren Zeitraum im Gebäude der zentralen Wärmepumpe erfasst.


Ergebnisse und Diskussion

Die qualitätssichernden Maßnahmen der Kooperationspartner Architektenteam Nasarek und ISFH an den Gebäuden der Solarsiedlung können als erfolgreich abgeschlossen angesehen werden. Der Heizenergieverbrauch der Siedlung liegt mit 38,1% unter dem in der WSVO 95 erlaubten maximalen Heizenergiebedarf. Das Projektziel einer 30 prozentigen Unterschreitung ist damit übertroffen worden. Das gleiche gilt für die Luftdichtheit: 85% der Gebäude unterschreiten den siedlungsspezifischen Grenzwert für die volumenbezogene Luftdurchlässigkeit n50 von 2,5 h-1. Im Durchschnitt wird eine Luftwechselrate n50 von 1,46 h-1 erzielt. Neben der Qualitätskontrolle trug der häufige Kontakt zu Bauherren und Handwerkern vor Ort zu diesem Erfolg bei. Im zeitlichen Verlauf der Siedlungsentstehung ist ein deutlicher Lerneffekt aller am Bau Beteiligten zu erkennen. Aus den Projekterfahrungen heraus muss festgehalten werden, dass der Niedrigenergiestandard ohne die durchgeführten Maßnahmen in vielen Fällen nicht zu gewährleisten gewesen wäre.
Das Ziel der solaren Deckungsrate für die Warmwassererzeugung in Höhe von 60% ist mit 61,8% ebenfalls erreicht. Das großzügige Förderprogramm der Gemeinde Emmerthal führt dazu, dass die Solaranlagen bei einer Amortisationszeit von unter 20 Jahren wirtschaftlich betrieben werden können. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Kollektoranlagen bei jungen Familien ohne Berücksichtigung des wahrscheinlichen Nachwuchses nur auf zwei Personen dimensioniert sind.
Die CO2 Emissionen der Solarsiedlung sind um ca. 28% geringer als die einer Vergleichssiedlung mit Gas-Brennwert-Heizungen. Das Projektziel einer Reduktion um 50% konnte im Projektzeitraum nicht erreicht werden. Für die Wärmepumpen der Niedrigenergiehäuser wurde für den Messzeitraum eine durchschnittliche Arbeitszahl von 3,7 ermittelt. Die technischen Daten der Wärmepumpen lassen jedoch bei den gleichen Betriebsbedingungen höhere Werte erwarten. Dazu kommt, dass in vielen Fällen die elektrische Zusatzheizung einen Teil der Heizwärme liefert, so dass die durch die Wärmepumpen erbrachten CO2-Emissionssenkungen wieder kompensiert werden. Nach Beseitigung technischer Störungen im Nahwärmenetz (Druckabfall und Luftblasenbildung infolge einer Leckage) sowie einer Optimierung der Anbindung der Wärmepumpen an die Heizkreisläufe ist eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um ca. 61% zu erwarten.
Eine Auswertung über den Wirkungsgrad des Gesamtprozesses, bestehend aus der zentralen Wärmepumpe, dem Nahwärmenetz und den dezentralen Wärmepumpen konnte im Projektzeitraum nicht erfolgen, da die Ermittlung der notwendigen Daten seitens des regionalen Energieversorgungsunternehmens noch nicht abgeschlossen ist.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am Eingang zur Solarsiedlung informiert eine aktuell gehaltene Schautafel interessierte Passanten über das Siedlungskonzept, Projektfortschritte und erste Ergebnisse. Im Rahmen der Führungen durch das ISFH wird das Projekt regelmäßig beschrieben. Am Beispiel eines Experimentierhauses oder bei Rundgängen durch die Solarsiedlung wurden rund 5.400 Personen die Besonderheiten der Niedrigenergie-häuser dargestellt. Neben Architekten, Studenten, Journalisten, Politikern und Firmenvertretern interessierte sich ein Team unter Führung des Ministers für Technologie, Verkehr und Stadtentwicklung des zweitgrößten spanischen Bundeslandes für das Siedlungskonzept.


Fazit

Große Teile der Projektziele konnten erfolgreich umgesetzt werden. Es hat sich allerdings erwiesen, dass Qualitätskontrolle bei Niedrigenergiehäusern notwendig ist. Blower-Door-Tests sowie Überprüfung der Entwürfe und Gebäude auf bauphysikalische Fehler helfen im Hinblick auf den Energieverbrauch und spätere Bauschäden Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.Das Wärmekonzept der Siedlung erfüllt die Anforderungen in seinem derzeitigen Ausbauzustand nicht ganz. Es ist jedoch zu erwarten, dass nach Abstellung technischer Defekte die beabsichtigte Senkung der CO2 Emissionen gelingt.Im Hinblick auf Gebäudeausführung und Qualitätskontrolle hat die Solarsiedlung am Ohrberg für zukünf-tige Niedrigenergiehaussiedlungen eine Vorbildfunktion erlangt.

Übersicht

Fördersumme

102.075,33 €

Förderzeitraum

03.06.1999 - 03.03.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik