Projekt 16484/01

Entwicklung eines Verfahrens zur Freisetzung der heimischen Marienkäferart Adalia bipunctata L. zur Blattlauskontrolle an Feldgemüse bis zur Praxisreife

Projektträger

Universität HohenheimInstitut für PhytomedizinFG Angewandte Entomologie
Otto-Sander-Str. 5
70599 Stuttgart
Telefon: 0711/459-2400

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen des Projekts soll in enger Verzahnung mit Praxis und Beratung ein effektives und wirtschaftliches Verfahren zur Ausbringung von Marienkäfern gegen Blattläuse an verschiedenen Kulturen im Feldgemüseanbau erarbeitet werden. Es soll in einem ersten Schritt eine Alternative zu den synthetischen Präparaten vor allem für direktvermarktende Gemüsebaubetriebe, solche, die Gemüse für Kindernahrung anbauen und ökologisch wirtschaftende Betriebe darstellen. Im weiteren Projektverlauf soll eine Einführung der Nützlinge auf breiterer Basis vorbereitet werden. Außerdem soll eine spezielle Anpassung des Verfahrens an den Kleingartenbereich erfolgen. Für Kulturen, in denen gegen andere Schädlinge breit wirksame Insektizide zum Einsatz kommen, werden zusammen mit Praxis und Beratung Pflanzenschutzstrategien mit Kombinationen verschiedener biologischer Verfahren erarbeitet, die einen Nützlingseinsatz auf breiter Basis ermöglichen. Durch diesen innovativen Ansatz wird auch eine Vorbildwirkung für den Nützlingseinsatz im Freiland erreicht, der weitere Aktivitäten auf diesem Gebiet anregen könnte.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm ersten Versuchsjahr erfolgt ein breites Screening in all den Kulturen, bei denen sich der Nützlingseinsatz als Alternative zu synthetischen Präparaten oder als einzige Lösung anbietet. Es wird mit relativ ho-hen Larvenzahlen gearbeitet, um klare Ergebnisse zu erhalten. Außerdem werden Herdbehandlungen an Pflückerbsen und Bohnen sowie die Regulierung des Spätbefalls mit Blattläusen an Kohlarten überprüft.
Im zweiten Versuchsjahr werden weitere Versuche zur Optimierung des Verfahrens in den Kulturen durchgeführt, in denen beim Screening gute Erfolge verzeichnet werden konnten. Hierbei wird vor allem die ausgebrachte Anzahl, ev. auch der Ausbringungs-Zeitpunkt (mehrmalig/einmalig) variiert. Außerdem erfolgen erste Ringversuche in Praxisbetrieben und erste Tests in Kleingartenanlagen.
Im dritten Versuchsjahr werden größere Ringversuche zur weiteren Überprüfung des Verfahrens in enger Zusammenarbeit mit der Pflanzenschutzberatung in Praxisbetrieben und weitere Tests in Kleingartenanlagen angelegt. Es erfolgen weitere Versuche zur Optimierung des Verfahrens mit Schwerpunkt Wirkungssicherheit und Wirtschaftlichkeit in den einzelnen Kulturen in Verbindung mit betriebswirtschaftlichen Kalkulationen für die einzelnen Kulturen. Bei Möhren, Sellerie und Kopfkohl werden Versuche zur Optimierung der Gesamtstrategien (Kombination mit anderen biologischen Verfahren) angelegt. Aufbauend auf den Ergebnissen der Ringversuche werden Versuche zu einzelnen Fragen der Ausbreitung der Marienkäferlarven auf der Pflanze, zur Lagerfähigkeit sowie zur Auswahl der geeigneten Transportverpackung durchgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

In einem ersten Schritt erfolgte ein Screening der für die Freisetzung von Adalia-Larven an potentiell geeigneten Kulturen. Schnell stellte sich heraus, dass Adalia einige, in der Literatur wenig oder gar nicht erwähnte Probleme beim Suchverhalten auf dem Boden und bei der Fortbewegung auf den Pflanzen aufwies. Die Anzahl geeigneter Kulturen wurde dadurch stark eingeengt. Die Versuche im Freiland wurden auch an den geeigneten Kulturen durch die extrem warmen Sommer und die damit verbundenen starken Schwankungen der Blattlauspopulation in Verbindung mit einem hohen Nützlingsaufkommen stark erschwert. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt in Absprache mit der DBU auf Bekämpfungslücken im Gewächshausbereich (Brechung von Populationsspitzen) und den Einsatz von adulten Tieren erweitert.
Nach den bisherigen Ergebnissen scheint der Einsatz von Adalia-Larven im Freiland nur in wenigen Gemüsekulturen mit passender Blattoberfläche und geeignetem Wuchshabitus als aussichtsreich und dies vermutlich v. a. als Feuerwehrmaßnahme in den Befallsherden der Blattläuse. Adalia-Larven fressen die Blattlauskolonien meist nicht wirklich sauber sondern lassen einige wenige Läuse zurück. Nicht alle Kulturen tolerieren dies beim Erntegut.
Der Einsatz von adulten Adalia in Gewächshauskulturen ist für bestimmte, momentan nicht abgedeckte Einsatzlücken durchaus interessant. Adalia hat gegenüber anderen Blattlausräubern den Vorteil, dass die adulten Tiere Blattlausräuber sind und einerseits Herde bereits ausräumen können, andererseits auch ihre Eier gezielt dort ablegen. Eine Brechung einer Befallsspitze durch Freilassung der Käfer in einer Kombinationsstrategie mit anderen Nützlingen wurde in Ringversuchen in Zusammenarbeit mit der Fachberatung getestet. Die Fachberatung würde es begrüßen, wenn Adalia für diesen Einsatzbereich der Praxis zur Verfügung stünde.
Die geprüften Einsatzmöglichkeiten sind zwar eine wertvolle Erweiterung der Möglichkeiten des biologischen Pflanzenschutzes, ergeben jedoch einen recht geringen Marktanteil im Nützlingsbereich. Daher hat die Fa. Neudorff beschlossen, Adalia nicht ins Nützlingssortiment aufzunehmen. Die Fa. Andermatt BIOCONTROL AG ist aber in Verhandlungen mit anderen möglichen Vertriebspartnern in Deutschland.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt wurde zweimal am Tag der offenen Tür in Hohenheim der Öffentlichkeit vorgestellt. In zahlreichen Diskussionen mit der Fachberatung und Praktikern wurden die Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Außerdem erfolgte eine abschließende Verstellung der Ergebnisse an der 11. Arbeitstagung Biologische Schädlingsbekämpfung vom 4.-5.12.2002 an der BBA-Braunschweig. Hieraus ging auch eine Publikation hervor.


Fazit

Die Einsatzmöglichkeit von Adalia im Freiland ist auf sehr wenige Gemüsekulturen beschränkt. Gründe hierfür sind Probleme der Larven beim Suchverhalten und bei der Fortbewegung auf den Pflanzenteilen bei vielen Kulturen. Hinzu kommt noch, dass die Adalia-Larven die Blattlauskolonien meist nicht wirklich sauber fressen sondern wenige Läuse zurücklassen. Der Einsatz kommt daher nur bei Kulturen in Frage, wo ein gewisser Mindestbesatz an Blattläusen toleriert werden kann. Die meisten der vorhandenen Bekämpfungslücken können somit mit Adalia nicht geschlossen werden.
Vielversprechender erscheint die Anwendung vor allem der adulten Käfer in einigen Gewächshauskulturen bei Überhandnehmen der Blattlauspopulation in Kombination mit anderen Nützlingen. Für diesen Bereich gibt es bisher keine zufriedenstellende Lösung und Adalia könnte diese Bekämpfungslücke füllen. Hieran besteht auch seitens der Fachberatung Interesse.
Adalia wird sich also als Nischenprodukt für einige Bekämpfungslücken etablieren, aber kein sehr großes Marktsegment im Nützlingssektor darstellen. Eine großflächige Anwendung im Freilandgemüseanbau ist nach den hier dargestellten Ergebnissen eher unwahrscheinlich. Für die Firma Neudorff ist die-ses Marktsegment zu gering so dass von dieser Seite kein Markteintritt erfolgen wird. Die Fa. Andermatt BIOCONTROL AG ist aber in Verhandlungen mit anderen möglichen Vertriebspartnern in Deutschland.

Übersicht

Fördersumme

101.240,91 €

Förderzeitraum

01.04.2000 - 31.03.2003

Internet

www.uni-hohenheim.de/ento

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung