Projekt 15976/01

Direkter Auftrag von Leimringen aus natürlichen Rohstoffen an Obstbäumen

Projektträger

F. Schacht GmbH & Co. KG
Bültenweg 48
38106 Braunschweig
Telefon: 0531/23803-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Einsatz von physikalisch technischen Barrieren gegen Schädlingsbefall im Obstanbau hat eine lange Tradition. Diese Barrieren wurden unter dem Namen Leimringe eingesetzt.
Leimringe werden im professionellen Obstanbau praktisch nicht mehr eingesetzt. Verantwortlich ist dafür die ungünstige Arbeitseffizienz. Geplant ist in diesem Projekt, den bisher auf einer Papiermanschette aufgebrachten Leim, mit einem pneumatischen Verfahren (z.B. Spritzpistole) direkt auf den Baumstamm aufzubringen und dadurch eine vergleichbar hohe Arbeitseffizienz wie bei herkömmlichen Spritzmitteln zu erreichen.
Durch die Steigerung der Arbeitseffizienz wird eine weitere Verbreitung der Leimringe und so eine Reduk-tion des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel erwartet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm einen geschlossenen Leim-Film direkt auf die Baumrinde aufzutragen bieten sich bestehenden Technologien aus der Lackier- oder Klebetechnik an.
Besonders geeignet erscheint bei der zumeist rauhen Baumrinde ein Auftrag mittels einer Sprühpistole. Dabei müssen Applikationstechniken zum Einsatz kommen, die es erlauben den Leim auf eine Temperatur zu erwärmen, in der er gefördert und versprüht werden kann. Ein wesentliches Ablaufen des Leims an der Baumrinde darf nicht stattfinden. Die Möglichkeit den Leim mit einem Lösemittel zu verdünnen wird prinzipiell aus Gründen der Umwelt und Arbeitsschutzes verworfen.
In der Lackiertechnik und/oder Klebetechnik stehen prinzipiell solche Geräte zur Verfügung, die jedoch für andere Anwendungen, wie Wachsauftrag / Klebstoffauftrag für dünne Schichten ausgelegt sind.
Für die hier angestrebte Lösung gilt es daher, die vorhandene Technologie soweit wie möglich mit minimalen Mitteln (Düsendurchmesser, Förderdruck, Betriebsdruck, etc.) anzupassen.
Falls der dabei entstehende Aufwand zu groß ist kann es sinnvoller sein, das Produkt in seinen wesentlichen Eigenschaften (Viskosität, Viskosität-Temperatur-Verhalten, Standvermögen, Klebeeigenschaften) an die bestehende Technologie zu adaptieren.
In einem Freilandversuch sollen dann auch die ökologischen Auswirkungen der Leimringe beobachtet werden. Dabei soll die Effektivität bei Frostspannern geprüft werden und eventuell Einfluss auf Nützlinge und Indifferente geprüft werden.


Ergebnisse und Diskussion

Bei dem direkten Auftrag von Leim auf Bäumen wurden folgende Ergebnisse ermittelt:
Auswirkungen des Leims auf der Rinde:
Die Klebfähigkeit bleibt mehr als vier Monate, und damit über der gesamten Fangperiode, bestehen. Es konnte keine schädigende Wirkung der Bestandteile des Leims auf die äußerlich sichtbare Borke festgestellt werden. Sämtliche Rindenabschnitte werden ausreichend mit lebensnotwendigen Gasen versorgt. Bei allen untersuchten Obstsorten führt die Leimauftragung nicht zum Absterben des chlorophyllhaltigen Phloems. Es wurde keine veränderte Zellstruktur entdeckt. Die Zahl der Nebenfänge war sehr gering.
Eignung des Leims im Forst:
Die Fängigkeit des grünen Leimrings wurde mit 100% ermittelt, es ergaben sich keine Hinweise auf eine repellente Wirkung. Bei dem Leim handelt es sich um einen Kriechleim, ein Insekt wird erst gefangen, nachdem es eine gewisse Strecke zurückgelegt hat, eine durchgehende Funktion bleibt so gewährleistet. Blätter bleiben nur in geringer Zahl haften, dadurch wird eine Brückenbildung vermieden. Die Konsistenz bleibt während der gesamten Fangperiode erhalten. Bei den Versuchen wurden keinerlei Schädigungen beobachtet.
Ausbringung des Leims:
Hobby-Bereich: Die Untersuchungen haben gezeigt, dass durch eine direkte Aufbringung der bisherige Arbeitsaufwand erheblich minimiert wird, wodurch letztendlich die Akzeptanz zur Bekämpfung von Schäd-lingen mit diesem Verfahren erhöht wird. Einzige praktikable Lösung ist die Verwendung von Pinselflaschen mit integriertem Pinsel, dabei wird der Leim durch diese Flaschen direkt auf den Baum aufgetragen.
Profi-Bereich: Für diesen Bereich eignen sich keine Pfand- oder sonstigen Austauschsysteme, da der organisatorische Aufwand und die Kosten zu hoch sind. Versuche mit Systemen, die mittels Kartuschen befüllt werden, erwiesen sich in der praktischen Anwendung als unzureichend, da die Kartuschen nur eine vergleichsweise geringe Menge an Leim aufnehmen können. Im professionellen Obstbau ist in der Regel ein Druckluftanschluss, jedoch kein Stromanschluss während des Ausbringvorganges vorhanden. Aus diesem Grund erforderte die Ausbringung des Leims in diesem Bereich eine Neuentwicklung, bei der Leim in etwas verdünnter Form mittels Druckluft ausgebracht wird.
Die Versuche in diesem Bereich sind noch nicht abgeschlossen.
Weiteres Vorgehen:
Durch den Auftrag des Leims direkt auf Bäume wird der Leim zu einem Pflanzenschutzmittel und muss somit bei der Biologischen Bundesanstalt zugelassen werden. Da in den bisher gemachten Untersuchungen keine Schädigungen der Rinde zu erkennen sind, ist das wichtigste Kriterium erbracht worden. Nach erfolgter Zulassung kann mit einer breiten Anwendung begonnen.


Fazit

Die gemachten Untersuchungen zeigen, dass die Aufbringung des Leims ohne Schädigung des Baumes möglich ist. Diese Ergebnisse werden als Grundlage zur Anmeldung eines Pflanzenschutzmittels bei der Biologischen Bundesanstalt verwendet. Nach der Zulassung kann mit einem breiten Einsatz begonnen werden. Die Möglichkeiten der Ausbringung des Leims konnte in den durchgeführten Untersuchungen sowohl für den Hobbybereich mit Standardbehältnissen, als auch für den professionellen Anwender in Form einer Neuentwicklung realisiert werden.

Übersicht

Fördersumme

77.914,75 €

Förderzeitraum

01.10.1999 - 31.03.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung