Projekt 15366/01

ECO-Rapid – Einführung eines integrierten Umweltinformationsmanagements in mittelständischen Unternehmen

Projektträger

Universität HohenheimInstitut für Interorganisational Management &PerformanceLehrstuhl für Wirtschaftsinformatik (580A)
Schloß Osthof Nord - Büro 4.32/021
70599 Stuttgart
Telefon: 0711/459-3345

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel von ECO-Rapid ist es, eine Methode zu entwickeln und zu beschreiben, mit der Industrieunternehmen ihre vorhandene betriebswirtschaftliche Standardsoftware für das Umweltmanagement nutzen kön-nen. Dabei sollen die Instrumente Flusskostenrechnung, Umweltbilanz und Umweltkennzahlen so unterstützt werden, dass sich hohe Synergien zur Betriebswirtschaft erzielen lassen. Erst durch das Anbinden in die betrieblichen Enterprise Ressource Planning-Systeme (ERP-Systeme) werden die Umweltmanagement Instrumente betriebswirtschaftlich integriert und ihre Effizienz wesentlich erhöht.
Die flächendeckende Anwendung der Instrumente führt zu Umweltentlastungen und durch nennenswerte Kosteneinsparungen zu einer Stärkung des Standorts Deutschland. Das zu diesem Zweck mit Unterstützung der DBU entwickelte EDV-Referenzmodell ECO-Integral wird im vorliegenden Projekt ECO-Rapid bei drei Pilotfirmen in Case Studies beispielhaft umgesetzt. Die Methode wird in Form eines verständlich aufbereiteten Leitfadens als CD-ROM veröffentlicht. Das darin vorgestellte Vorgehensmodell (VGM) richtet sich an mittelständische Industrieunternehmen und soll weitgehend unabhängig von einem bestimmten Softwareprodukt angewendet werden können. So wird das Ziel unterstützt, die entwickelte Methode der Materialflussrechnung breitflächig zu verbreiten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Referenzmodell ECO-Integral wurde für die Umsetzung in drei Pilotprojekten aufbereitet. Die Inhalte wurden priorisiert. Für die Pilotprojekte wurde ein inhaltliches, methodisches sowie organisatorisches Vorgehensmodell der Umsetzung erstellt. Die Struktur des Leitfadens wurde iterativ entwickelt.
Mit den Pilotfirmen wurden Projektpläne erstellt, bevor das erste Projekt unter Beteiligung aller Projektpartner gemeinsam durchgeführt wurde. Hier wurden die im Antrag beschriebenen Projektphasen des EDV-gestützten Umweltmanagements umgesetzt: Informationsbedarfsanalyse; Spezifikation der Instrumente; technische Umsetzung; Einbinden ins Umweltmanagement, Produktionsmanagement und Controlling; Anstoßen kontinuierlicher Verbesserungen. Projektbegleitend wurden die Vorgehensweisen und Inhalte dokumentiert. Nach Abschluss des ersten Projekts wurden von je einem Unterauftragnehmer zwei weitere parallel durchgeführt. Die Erkenntnisse aller drei Projekte fließen in einem Leitfaden zusammen, welcher der adressatengerechten Aufbereitung der Inhalte Rechnung trägt.


Ergebnisse und Diskussion

Zwei Hauptschritte waren vorgesehen, um mittelständische Unternehmen zu einem Umweltinformationsmanagement zu befähigen, das als betriebswirtschaftliches Werkzeug akzeptiert wird:
Beispielhaftes Implementieren einer Materialflussrechnung mit anschließender Nutzung der Instrumente in drei mittelständischen Pilotfirmen
Aufbereiten der entwickelten Methodik für die Unternehmenspraxis zu einem Leitfaden, der weitgehend unabhängig von bestimmten Softwareprodukten ist.
Für den ersten Schritt wurden drei Pilotfirmen aus unterschiedlichen Branchen ausgewählt: Gestartet wurde bei der Firma J. Stehle & Söhne AG, Aichwald (Metallverarbeitung). Die beiden anderen Praxisprojekte wurden durchgeführt bei der Dr. Grandel GmbH, Augsburg (Nahrungsmittel- und Kosmetikherstel-lung) und bei der Konrad Hornschuch AG, Weissbach (Kunststoffverarbeitung). Diese Firmenauswahl bot die gewünschte Bandbreite bezüglich der Produktionsart (Prozess- und Serienfertigung) und der betrieblichen IT-Landschaften (SAP-, Nicht-SAP-, Data-Warehouse-Anwender).
Einige wichtige Ergebnisse aus den Firmenprojekten sind im folgenden dargestellt:
Vorgespräche und Auswahl der Instrumente mit den Praxispartnern ergaben eine Priorisierung der Flusskostenrechnung und von Materialflussanalysen vor anderen Instrumenten des Umweltmanagements. In allen Projekten wurde der Modellierung großen Wert beigemessen, um die Managementmaßnahmen auf einen sicheren Boden zu stellen. Es wurde jeweils sowohl ein Modell des Materialflusses als auch der im Informationssystem verankerten Buchungslogik erarbeitet und dann abgeglichen. Hieraus ließen sich bereits erste Verbesserungsansätze erkennen.
Aufgrund der ausgewählten Instrumente wurden Datenanforderungen seitens ECO-Rapid formuliert. Die dabei entstandenen Zieltabellen wurden von den Firmen mit Daten befüllt. Es folgte die Datenaufbereitungsphase als umfangreicher und aufwändiger Schritt. Dabei waren Materialstammdaten, Bewegungs- und Bestandsdaten sowie die Stücklistendaten für ECO-Rapid unter Verwendung von Datenbanken aufzubereiten. Das Prüfen der Datenqualität war ein essentieller Schritt, weil Schwächen der ERP-Systeme und deren organisatorischer wie technischer Implementierung ein durchgängiges Verfolgen von Materialflüssen erschweren.
Kern der eigentlichen Auswertung war die Durchführung der Flusskostenrechnung. Das Ergebnis lieferte eine durchgängige Übersicht über das Mengen- und Wertgerüst aller wesentlichen innerbetrieblichen Materialflüsse. Interessant sind dabei die Differenzen, die an Lagerorten oder Fertigungsauftragsbereichen ermittelt werden: Denn diese Abweichungen entstehen durch Materialverluste, Buchungsfehler oder Fehler in der Buchungslogik der EDV-Systeme.
Auf dieser Grundlage wurden die ECO-Rapid Ergebnisse als firmenspezifische EDV-Lastenhefte aufbereitet. Nach deren Umsetzung in den ERP-Systemen sollten die Betriebe weniger Dateninkonsistenzen und eine erheblich verbesserte Materialflusstransparenz aufweisen.
Es wurde deutlich, dass sich die Flusskostenrechnung und Materialflussanalysen nicht ohne größeren Vorbereitungsaufwand durchführen lassen. Dies beruht teilweise darauf, dass eine durchgängige Materialverfolgungssicht bisher selten konsequent angelegt wird. Teilweise treten Probleme auf, weil integ-rierte Softwarepakete aus Zeit- und Kostengründen unter großem Druck und mit nicht optimalem Customizing eingeführt werden. Die Kunst, ein wirtschaftliches Umweltinformationsmanagement im Betriebsalltag einzuführen, erfordert daher den bestmöglichen Umgang mit solchen Unzulänglichkeiten.
Die Vorgehensweise in ECO-Rapid, die Modellierung, Materialflussrechnung und Rückkopplung in die Unternehmenspraxis miteinander verbindet, hat sich insgesamt bewährt. Im Vergleich zum ursprünglichen Projektantrag wurde sie erheblich weiterentwickelt.
Als besonders aufwändig hat sich der Schritt der Datenaufbereitung heraus kristallisiert. Hierbei ist firmenspezifische Vorarbeit zu leisten, z.B. beim Prüfen von Inkonsistenzen im Datenbestand. Dieser Teil des Vorgehensmodells - das Bereinigen von Materialflussdaten und Buchungsstrukturen - hat sich als eigener Nutzen für die Firmen erwiesen. Den Pilotfirmen wurde bewusst, wie viele Fehlerquellen im EDV-System vorhanden sind und welche Konsequenzen diese Informationsdefizite für ein gezieltes Materialfluss- und Umweltmanagement haben - eine für viele mittelständische Unternehmen typische aber unbefriedigende Situation. Eine (zeit)intensive, detailgenaue Modellierung der Buchungslogik erspart viel Aufwand bei der Datenaufbereitung. Die einzelnen Schritte wurden in einem Vorgehensmodell zusammen geführt (siehe folgende Abbildung):
Sinn und Zweck der ECO-Rapid Strategie konnten durch das Pilotprojekt nachgewiesen werden. Derzeit in Arbeit ist noch das Umsetzen der Printversion (DBU-Leitfaden) in eine CD-ROM-Produktion. Der hier erarbeitete Content soll mittelständischen Unternehmen aufzeigen, wie sich ECO-Rapid mit Gewinn für Unternehmen und Umwelt umsetzen lässt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Nutzer der Ergebnisse im Rahmen der Vorträge waren und sind vor allem Vertreter aus der Unternehmenspraxis. Die Inhalte von ECO-Rapid werden bei mittelständischen Unternehmen bekannt gemacht. So wird auch die Erwartungshaltung von Industrievertretern in Bezug auf den Leitfaden geprüft.
Die Projektinhalte von ECO-Rapid wurden vorwiegend für die Unternehmenspraxis entwickelt. In den bisherigen Vorträgen und Diskussionen zeigt sich, dass im Schwerpunkt das inzwischen weiterentwickelte Instrument der Flusskostenrechnung auf weitgreifenden Bedarf stößt. Gleichzeitig gab es bisher keine adäquaten Lösungen und Umsetzungsmöglichkeiten für die betriebliche EDV-Unterstützung.
Darüber hinaus fand ein Wissensaustausch mit vielen anderen wissenschaftlichen Einrichtungen statt, Durch etliche Veröffentlichungen wurde bzw. wird die in ECO-Rapid entwickelte Materialflussrechnung einem wissenschaftlichen Nutzerkreis zugänglich gemacht.


Fazit

Stand heute lassen sich mehrere Aussagen als Fazit festhalten:
a) Industrieunternehmen, gerade im Mittelstand, haben einen großen Bedarf nach mehr Transparenz und Verbesserungen bei ihrem Materialfluss. Die vorrangige Motivation sind nicht Umweltziele, sondern es geht um Kosteneinsparung, Prozessverbesserung und bessere Controllinginformation.
b) Die Materialflussrechnung ist nicht nur geeignet, sondern sogar Voraussetzung dafür, Lösungen für diese Zielstellung zu erzielen.
c) Die Entscheider bevorzugen klar das Instrument Flusskostenrechnung, dann folgen Umweltbilanz und Umweltkennzahlen.
d) Alle behandelten Instrumente (Flusskostenrechnung, Umweltbilanz, Umweltkennzahlen) sind auf Basis der vorhandenen ERP-Systeme durchführbar und zwar mit einer kurzen Amortisationszeit.
e) Der Weg dahin geht über das Verbessern der Datenqualität und einem möglichst firmenkonformen Einführen der Instrumente.
f) Mit der Materialflussrechnung und darauf basierenden Auswertungen führen die Unternehmen durch dann bessere Kenntnis der Materialflüsse und Materialverluste (Umweltmanagement-) Instrumente ein, die der Umwelt zu Gute kommen.
Alle Pilotprojekte haben gezeigt, dass die Materialflussrechnung auf der Basis bestehender ERP-Systeme nicht nur machbar, sondern aus Sicht der Produktion, des Controllings und der IT-Verantwortlichen auch in hohem Maß nutzbringend ist. Das Erkennen und Beseitigen von Schwachstellen im Materialfluss, in den Informationssystemen und bei der Organisation hilft, den Materialverbrauch zu verringern. Dadurch leistet ein Vorgehen gemäß ECO-Rapid einen wertvollen und vor allem umsetzbaren Beitrag zum nachhaltigem Wirtschaften.

Übersicht

Fördersumme

713.638,71 €

Förderzeitraum

01.08.1999 - 19.02.2003

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation