Projekt 14355/01

Solarbetriebene Allerfähre Otersen-Westen

Projektträger

Heimat- & Fährverein Otersen e. V.
Fährstr. 4
27308 Kirchlinteln
Telefon: 04233/9302-10

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Erweiterung des Fährbetriebes an der Aller bei Otersen-Westen (Landkreis Verden), durch Inbetriebnahme einer 2., ebenfalls
solarbetriebenen Allerfähre (Prahmfähre), um den Bedarf zu decken.
Ganzheitliche Umstellung des Fährbetriebes (einschl. Teeküche mit Kühlschrank etc. für Fährleute- und Gästebewirtung) auf Solar-Energie.
Vorteile regenerativer Energien den Touristen und Radwanderern in Ihrer Freizeit erlebbar machen.Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur Verbreitung erneuerbarer Energien - hier: Sonnenenergie.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPhase 1:
v Ganzheitliche Umstellung des Fährbetriebes auf Solar-Energie in 1999
v Erweiterung der Photovoltaik-Anlage um 4 x 80 Wp PV-Anlage
v Anschaffung Siemens-Kühlschrank (Energie-Effizienzklasse A) - 290 Liter
v Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen:
Ø Schautafeln im Informations-Pavillon Allertal am Allerufer
Ø Präsentation bei der Preisverleihung Deutscher Solarpreis 1999 in Bonn und Medienberichte (siehe dazu auch unser Schreiben mit Anlagen vom 5.12.1999)
Phase 2:
v Planung, Entwicklung u. Neubau der 2. solarbetriebenen Allerfähre (8/1999 - 4/1999)
v Neubau bei der Wikinger Bootswerft Wilhelmshaven nach historischen Vorlagen Prahmfähre 7,5 m lang - 2,70 m breit - Mehrkosten, weil Zulassung auf 22 Personen erhöht werden konnte
Ø Ziel: effizienter, sparsamer Umgang mit Solarenergie und Realisierung durch Einsatz Elektro-Innenbordmotor ÖKOSACHS 8 kW -
48 V - Wellen-Drehzahl: 980 U/min mit Wellenantrieb und großer Schraube 15x14 = höhere Schubkraft
Ø Umgestaltung Schiffsrumpf: unter der Wasserlinie mehr Schiff als Prahmfähre
v Optimierung und Erweiterung der Photovoltaik-Anlage statt 2. PV-Anlage für 2. Fähre:
Ø Umbau PV-Anlage, Verknüpfung Alt-Anlage (600 Watt) mit 3 neuen Modulen (225 Watt) zu einer Anlage mit 825 Watt für beide Solarfähren, dadurch ca. 7.000 DM Kosteneinsparung
Ø Einbau neuer Laderegler a.) für 36 Volt (1. Solarfähre) b.) für 48 Volt (2. Solarfähre)
Einbau Umschalter und Wechselrichter, so dass auch die Erzeugung von 230 Volt Wechselstrom möglich ist (Vorbereitung für Einspeisung in öffentliches Stromnetz)


Ergebnisse und Diskussion

ECKDATEN:
1. Energie-Erzeugung durch PV-Anlage mit insg. 825 Watt
2. Speicherung in 1 Paket aus 8 Gel-Batterien 145 Ah - 12 V geschaltet > 48 Volt - 290 Ah
3. Geschwindigkeit der Solar-Allerfähre: ca. 5,9 Knoten (Kn) = ca. 10,8 km/h
4. Reichweite bei 8 kW-Volllast: 1 Stunde u. 45 Minuten - bei 4 kW-Halblast: 3 Stunden 30 Minuten
5. Prognostizierte Zahl der Überfahrten: 35 Überfahrten = 35 Hin- + 35 Rückfahrten bei 6 Min. Fahrzeit pro Überfahrt (hin u. zurück)
6. Prognostizierte Zahl der Fährgäste pro Akku-Ladung - bei optimaler Fahrweise u. Halblast:
385 Fährgäste (bei 25 % Auslastung = 11 Gäste pro Überfahrt)
770 Fährgäste (bei 50 % Auslastung = 22 Gäste pro Überfahrt)
1.540 Fährgäste (bei 100 % Auslastung = 44 Gäste pro Überfahrt, d. h. ständig mit 22 Gästen bei jeder Hinfahrt und mit 22 Gästen bei jeder Rückfahrt optimal beladen)
Ausgangslage: Ziel war es, mit nur einem Satz Solar-Gel-Batterien (8 Batterien) den Fährbetrieb sicherstellen zu können. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Energie sparende Fahrweise der 21 Fährmänner bei den Überfahrten mit der Solar-Allerfähre, um bei Halblast (4 KW) eine Reichweite von 3 Std. und 30 Min. zu erreichen. Würde die 5.150 kg schwere Solar-Allerfähre (3.500 kg Eigengewicht zuzüglich 1.650 kg Zuladung bei 22 Fährgästen á 75 kg) eher Fahrten unter Volllast (8 KW) erfordern um die Gäste sicher von einem zum anderen Ufer zu befördern, wäre dieses Ziel nicht erreichbar. Konsequenz: es müsste ein 2. Satz mit 8 Gel-Batterien als Austausch-Satz angeschafft werden (Kosten dafür nicht kalkuliert).
Um die wertvolle Solar-Energie wirtschaftlich nutzen zu können, wurden alle 21 Fährmänner angehalten:
a.) möglichst sparsam unter Halblast zu fahren, um die oben unter Ziff. 5 u. 6 genannten Werte zu erreichen und einen 2. Satz á 8 Gel-Batterien nicht erforderlich werden zu lassen
b.) energiesparend die Fähre in die sogenannte Gier-Stellung zu stellen und auch unter Ausnutzung der natürlichen Fluss-Strömung die Fähre zu bedienen.
Folgende Ist-Zahlen wurden in der 4. Fähr-Saison mit der 2., neuen u. größeren Solar-Allerfähre erreicht:
Zahl der Fahrgäste vom 01.05. bis 03.10.2000: 7.500 Fährgäste (deutlicher Anstieg gegenüber 1999)
Spitzentage in der Fähr-Saison 2000 - zugleich Härteteste für die neue Solar-Fähre:
a.) Einweihung, Schiffstaufe, Saison-Eröffnung am 30.04./01.05: 1.200 Fährgäste
b.) Himmelfahrt 2000: 600 Fährgäste (in 8 Stunden), bei durchschnittlich 20 Gästen pro Überfahrt (ca. 50 % Auslastung)
c.) Pfingsten 2000 - 1.530 Gäste an 4 Tagen
Datum Fähr-Betriebszeit beförderte Gäste Nachladen der Batterien mit Sonnenergie
Fr. 09.06. 13.00 - 19.00 Uhr 300 Gäste ab 19 Uhr bis SU - Sa.: SA bis 14.00 Uhr
Sa. 10.06. 14.00 - 18.00 Uhr 150 Gäste ab 18 Uhr bis SU - So.: SA bis 10.00 Uhr
So. 11.06. 10.00 - 18.00 Uhr 660 Gäste ab 18 Uhr bis SU - Mo.: SA bis 10.00 Uhr
Mo. 12.06. 10.00 - 17.00 Uhr *) 420 Gäste SU=Sonnenuntergang SA= Sonnenaufgang
*) nach 4 Betriebstagen und 1.530 beförderten Gästen (plus ca. 1.400 Fahrräder) am verlängerten Pfingst-Wochenende 2000 waren die Energiereserven am 4. Tag = Pfingstmontag, 12.6.2000 um 17.00 Uhr (1 Stunde vor Dienstende um 18 Uhr) erschöpft, so dass die neue Solar-Allerfähre aus dem Betrieb genommen wurde und die kleine Solarfähre für die letzte Stunde den Dienst übernahm. Mit einem Batterie-Satz (290 Ah) Solarenergie wurden (mit kurzzeitigen Nachladungen an der Photovoltaik-Anlage) über 1.500 Gäste befördert.
Am viertägigen Pfingst-Wochenende bestand die neue Solar-Allerfähre den absoluten Härtetest und erbrachte den Nachweis, dass auch an den besucherstärksten Wochenenden der Fährbetrieb ausschließlich mit Solar-Energie (ohne 2. Batterie-Satz, ohne Schnellladen mittels anderem Stromerzeuger) sicher durchgeführt werden kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

1. am 30.10.1999: Präsentation bei der Verleihung des Deutschen Solarpreises 1999 in Bonn
2. im Internet unter www.otersen.de/solarfaehre.html
3. diverse Presse-Berichte
Juni 2000: 1. Solar-Wochenende mit 500 Besuchern, Informationen zur Solar-Allerfähre und zur Nutzung der Solar-Energie im Privat-Haushalt (PV zur Stromerzeugung, Warmwasserbereitung)


Fazit

1. Die neue Solar-Allerfähre lässt sich energiesparend unter Halblast fahren.
7.500 Fährgäste in 2000 - Betrieb mit 100 % Solar-Energie + nur 1 Batterie-Satz sehr erfolgreich

Übersicht

Fördersumme

16.898,20 €

Förderzeitraum

06.04.1999 - 01.05.2000

Internet

www.otersen.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation