Projekt 14178/08

Verbund Bewachsene Bodenfilter: Bodenkundliche Untersuchung der Kolmation bewachsener Bodenfilter

ProjekttrÀger

UniversitĂ€t HamburgInstitut fĂŒr Bodenkunde
Allende-Platz 2
20146 Hamburg
Telefon: 040/428382021

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die meisten im Einsatz befindlichen Bodenfilter zeigen gute bis sehr gute Reinigungsleistungen. Im Einzelfall kann es allerdings zu einer Verstopfung der Filterporen kommen. Diese so genannte Kolmation verhindert einen einwandfreien KlĂ€rbetrieb und kann GeruchsbelĂ€stigungen verursachen. Ziel dieses Vorhabens ist es, Kolmationsursachen durch vergleichende Untersuchungen an kolmatierten und nicht kolmatierten Anlagen zu ermitteln. Damit wird ein Überblick ĂŒber die unterschiedlichen Randbedingun-gen, die zu einer Kolmation fĂŒhren, gewonnen. Die Ergebnisse dienen als Grundlagen zur Erstellung eines Handbuchs mit Handlungsanweisungen zur Kolmationsvermeidung bzw. zur Sanierung kolmatierter Anlagen (s. hierzu auch AZ 14178/09).


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFĂŒr die Untersuchung der Kolmation wurden Boden- und Abwasseruntersuchungen in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden ĂŒber einen Zeitraum von 3 1/2 Jahren an 5 verschiedenen Anlagen der Verbundpartner durchgefĂŒhrt. Das ermöglichte den Vergleich zwischen neuen und langjĂ€hrig betriebenen Anlagen.
Bei der Abwasseruntersuchung lag der Schwerpunkt auf der Messung der abfiltrierbaren Stoffe (AFS) speziell ihrer KorngrĂ¶ĂŸenverteilung und Zusammensetzung. Die ermittelten Werte der verschiedenen Anlagen wurden in Bezug zur jeweiligen Kolmationstendenz gesetzt. Weitere Abwasserkennwerte (chemischer Sauerstoffbedarf, CSB; biologischer Sauerstoffbedarf, BSB5 usw.) wurden von den Verbundpartnern zur VerfĂŒgung gestellt.
Im Filterboden wurden vor allem mikromorphologische und bodenphysikalische Untersuchungen zur VerĂ€nderung innerhalb des Porenraums bei einer Kolmation sowie bei der Regeneration durchgefĂŒhrt. Zum Einsatz kamen Polarisations- und Konfokales Laser Scanning Mikroskop. Außerdem wurden die PorengrĂ¶ĂŸenverteilung und die Aggregation des GefĂŒges ermittelt. Weiterhin wurde die biologische AktivitĂ€t mit Hilfe von Biomasse- und Enzymbestimmungen gemessen und der Ab- und Umbau organischer Substanz im Boden bestimmt.
ErgĂ€nzend zu diesem Messprogramm wurden an zwei Anlagen feste Messsensoren, bestehend aus Tensiometern (= Wasserspannung), FDR-Sonden (= Wassergehalt), TemperaturfĂŒhlern sowie Redox-elektroden installiert, mit deren Hilfe die physikochemischen Milieubedingungen ermittelt werden konnten.


Ergebnisse und Diskussion

Zur Erfassung des physikochemischen Milieus sind die eingesetzten Redox- und Wassergehaltssonden geeignet. Beide Sensortypen reagieren sensibel auf die einzelnen Abwasseraufgaben. Bei einer beginnenden Kolmation sinkt das Redoxpotenzial auf einen relativ konstanten Wert ab und die einzelnen Abwasseraufgaben haben keine PotenzialĂ€nderung mehr zur Folge. Ähnliches gilt fĂŒr die Wassergehalts-messung, hier steigen die Werte bei einem Kolmationszustand auf einen konstanten Wert an. Interessant ist die LangzeitstabilitĂ€t. An den Redoxsonden kann es grundsĂ€tzlich, in AbhĂ€ngigkeit vom Redox-potenzial, durch Belegungen der OberflĂ€che zur Vergiftung der Sonde kommen. Dies wurde jedoch bis zum Ende der Untersuchungen nicht beobachtet.
Die Versickerungsleistung wurde mit Hilfe eines modifizierten Open-End-Test-Rohrs im GelÀnde und im Vergleich dazu im Labor an ungestörten Proben (250 cm³ Stechringe) gemessen. Der Einsatzbereich der Labormessmethode ist auf nicht kolmatierende Filter beschrÀnkt, da eine Entnahme von Stechzylindern unter der WasseroberflÀche nicht möglich ist. Das Open-End-Test-GerÀt erlaubt dagegen auch ei-ne Messung der Versickerungsleistung auf kolmatierenden Filtern, weshalb diese Messmethode vorteil-hafter ist. Die Ergebnisse verdeutlichen eine stetig abnehmende Versickerungsleistung um bis zu 4 Zehnerpotenzen bei kolmatierenden Anlagen im Laufe eines Abwasserbeschickungszyklus. In den Som-mermonaten wurde eine Regeneration der Versickerungsleistung innerhalb eines Zeitraums von ein bis drei Wochen ermittelt.
Die biologische AktivitĂ€t zeigt eine feine Schichtung ĂŒber die Tiefe. Bei allen Parametern (Biomasse, Grundatmung und EnzymaktivitĂ€t) wurden die höchsten Werte in der obersten Schicht (0-3 cm unter GelĂ€ndeoberflĂ€che) gemessen. Zur Tiefe hin nahmen die Werte kontinuierlich ab. Die Messung der AtmungsaktivitĂ€t ist zur Bestimmung der biologischen AktivitĂ€t in kolmatierten Filtern nicht geeignet. Es wurden ergĂ€nzend AktivitĂ€tsmessungen mit der FISH-Methode (Gensonden) durchgefĂŒhrt.
Die Messung des Porenvolumens ergab eine deutliche VerĂ€nderung des Porenspektrums an der FilteroberflĂ€che gegenĂŒber tiefer gelegenen Schichten. Der Feinporenanteil nimmt mit der Zeit zu, in gleichem Maße nimmt der Anteil weiter Grobporen ab. Da der Einfluss der biologischen PorenfĂŒllung aufgrund der Probenvorbereitung als gering einzustufen ist und da dies nur bei Ă€lteren Anlagen gemessen wurde, kann man von einer Auswirkung der Schwebstofffracht ausgehen. Der RĂŒckgang der weiten Grobporen fĂŒhrt zu einer verminderten Versickerungsleistung, da eine nennenswerte Versickerung nur in diesem Porenbereich stattfindet.
Die Schwebstofffracht sowie die CSB-Werte im Zulauf auf die Filter korrelieren mit der Kolmationsneigung der Filter. Um Kolmationen langfristig zu vermeiden, sollte die Menge der AFS 5g/mÂČ x d und der CSB 20g/mÂČ x d nicht ĂŒbersteigen.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Auf den im Rahmen des Teilprojekts Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit erstellten Flyern konnte man Informationen zur LangzeitstabilitĂ€t/Kolmation von Bodenfiltern anfordern. Es wurde Kontakt zu 38 Interessenten aufgenommen, wobei es mit verschiedenen Interessenten zu einem engeren Austausch von Informationen kam. Zwei der dabei bekannt gewordenen Anlagen wurden auch beprobt. Die Ergebnisse wurden auf nationalen und internationalen Kongressen vorgestellt und in einer Fachzeitschrift publiziert:
- 8th biennial conference on Wetland Systems for Water Pollution Control der International Water Association (IWA), Arusha, Tansania, 2002.
- Fachtagung der Deutschen Vereinigung fĂŒr Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef, 2003.
- Winter, K.-J. & Goetz, D. (2001): Kolmation in Bewachsenen Bodenfiltern. Wasser & Boden 53 (3): 19-22.


Fazit

Mit dem Vorhaben wurden die gesteckten Ziele erreicht. Einzelne Arbeitsschritte mussten modifiziert werden. Der Gesamtzeitplan konnte aber trotz der zusÀtzlich erstellten KleinklÀranlage und einigen in dieser Form nicht erwarteten Schwierigkeiten eingehalten werden.
Im Rahmen der Arbeit wurden neue Methoden fĂŒr die ProbenprĂ€paration zur mikroskopischen Analyse von Kolmationserscheinungen und fĂŒr die Fraktionierung von Schwebstoffen entwickelt sowie die Technik fĂŒr Infiltrationsmessung auf Bodenfiltern verbessert.
Es konnten grundsĂ€tzliche Mechanismen der Kolmationsentstehung geklĂ€rt werden. Daraus wurden dezidierte VorschlĂ€ge zur KolmationsprĂ€vention abgeleitet, die dem Planer und dem Betreiber der Anlagen Kenndaten an die Hand geben. FĂŒr die ErtĂŒchtigung kolmatierter Bodenfilter wurde ein Verfahrensschema erstellt. Die Ergebnisse der Untersuchungen ermöglichen einen gesicherten Betrieb Bewachsener Bodenfilter in der Praxis und bieten wissenschaftlich abgesicherte Daten fĂŒr die Planung Bewachsener Bodenfilter.

Übersicht

Fördersumme

281.410,96 €

Förderzeitraum

01.11.1998 - 31.03.2002

Bundesland

Hamburg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik