Projekt 13746/01

Vorstudie zur Realisierbarkeit des Projekts Viel Umwelt für wenig Geld – Umweltqualität für Haushalte mit kleinem Einkommen

Projektträger

AWO Bundesverband e. V.Heinrich-Albertz-Haus
Blücherstr. 62/63
10961 Berlin
Telefon: 0228/6685-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Maßnahmen der Aufklärung und Motivation zu umweltgerechtem Verhalten können Schichten mit kleinen Einkommen oft nicht erreichen. Wesentliche Gründe hierfür liegen unter anderem in fehlenden finanziellen Spielräumen der Betroffenen, dem Mangel an praktikablen Vorbildern und der Art der Informations-vermittlung. Gleichzeitig bietet umweltgerechtes Verhalten und Entscheiden im Alltag objektiv Potentiale zur finanziellen Einsparung und Erhöhung der Lebensqualität. Die Nutzung dieser Potentiale lässt sowohl einen relevanten Entlastungseffekt für die Umwelt als auch einen Bewusstseinswandel in den angesprochenen Bevölkerungsschichten erwarten. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es daher, wirksame Beratungsangebote und Selbsthilfestrategien für mehr Umweltqualität für Haushalte mit kleinen Einkommen zu entwickeln. Das Ziel soll mit einer fundierten Analyse tatsächlicher Verhaltensoptionen, der Erarbeitung zielgruppengerechter Informationen sowie der Nutzung von Arbeitsformen erreicht werden, die Erfolgskomponenten der Offenen Privatgärten und der Tupper-Parties aufgreifen. Beratene Haushaltsmitglieder werden zu Beratern qualifiziert, um ihrerseits mit dem praktischen Beispiel ihres Modellhaushaltes weitere Haushalte zu beraten und die Qualifizierung weiterer Personen zu initiieren (Schneeballsystem). Es ist Ziel der Vorstudie, das analytische Fundament und basierend darauf die detaillierte Konzeption für das Hauptprojekt zu erarbeiten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wird eine Literatur-, Statistik- und Expertenrecherche durchgeführt. Die Auswertung der so gewonnenen Informationen bildet die Basis für die Entwicklung von Interviewleitfäden für Interviews mit Experten und Vertretern der Zielgruppe. Nach Auswahl der Experten und Zielgruppenvertreter werden mit diesen Interviews durchgeführt. Parallel zur Recherche der Experten und Zielgruppenvertreter wird ge-klärt, welche Personen und Institutionen daran interessiert sind, in einem projektbegeleitenden Beirat mitzuwirken. Nach Auswertung der Interviews erfolgt die Darstellung von Verhaltensoptionen und der Gründe für die Nutzung oder Nichtnutzung. Die für das Hauptprojekt vorgesehenen Qualifikationsmaßnahmen für Vertreter von Zielgruppen werden grob konzipiert, ihre Zertifizierbarkeit abgeklärt und der geographische Raum des Projektes definiert. Abschließend wird das förderantragsfähige Konzept für das Hauptprojekt erstellt.


Ergebnisse und Diskussion

Um die Realisierbarkeit des Hauptprojektes prüfen zu können, waren neben der Auswertung der neueren Literatur und der Berücksichtigung von Expertenwissen vor allem Erkenntnisse aus der Zielgruppe selbst von wesentlicher Bedeutung. Zur Bestimmung der Zielgruppe, Haushalte mit kleinen Einkommen, wurde in Anlehnung an den Armutsbericht des Landes Niedersachsen kleines Einkommen als ein Haushaltsnettoeinkommen operationalisiert, das höchstens 80% des Durchschnittseinkommens niedersächsischer Haushalte gleicher Personenstärke aufweist. Aus dieser Zielgruppe wurden Testhaushalte aus dem Landkreis Osnabrück und dem Stadtgebiet der Stadt Osnabrück intensiv befragt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Zielgruppe in vielerlei Hinsicht nicht homogen ist. Um die Vielfalt der unterschiedlichen Lebenssituationen angemessen berücksichtigen zu können, wurden anstelle der zunächst geplanten 10-15 Testhaushalte insgesamt 23 Haushalte befragt. Hierzu wurde dem Antrag auf kostenneutrale Verlängerung der Projektlaufzeit von acht auf neun Monate entsprochen.
Für alle Testhaushalte gilt, dass umweltfreundliches Verhalten sich in geordneter Abfallentsorgung, nicht verschwenderischem Wirtschaften und insbesondere dem Sparen von Energie widerspiegelt. Kritischer Konsum, bewusste Ernährung mit Biokost oder weniger Fleisch, der Einsatz schadstoffarmer Materialien bei der Wohnungseinrichtung oder von Naturmaterialien bei der Kleidung sind nur für einen Teil der be-fragten Haushalte praktizierte oder gewünschte Aspekte umweltfreundlichen Verhaltens.
Ebenso unterscheidet sich das Mobilitätsverhalten der Haushalte. Während im ländlichen Raum die Verfügbarkeit von Pkws als unabdingbar angesehen wird, organisieren einige Stadtbewohner den Verkehr mit einem Mix aus Fahrrad, Bus, Taxi oder Leihauto. Die Bereitschaft, stärker auf das Auto zu verzichten, ist durchgängig vorhanden, wobei das Fahrrad aus Fahrplan- und Kostengründen dem ÖPNV vorgezogen wird.
Viele der befragten Haushalte verhalten sich notgedrungen sparsam und belasten von daher pauschal gesehen die Umwelt nicht so stark wie andere, die mehr konsumieren. Dabei richtet sich der Blick jedoch in erster Linie auf die Preise, nicht so sehr auf die Umwelt. Billige Einwegprodukte von Discountern werden teuren Mehrwegartikeln vorgezogen. Zugleich treten die kurzfristigen Kosten - nicht zuletzt durch ei-nen Mangel an finanziellen Dispositionsmöglichkeiten - so stark in den Vordergrund, dass mittel- und langfristig erzielbare Einsparungen zunächst nicht in Erwägung gezogen werden. Das betrifft nicht nur bauliche Maßnahmen wie Wärmedämmung und neue Heiztechnik, die für viele objektiv nicht realisierbar sind, sondern oft auch den Ersatz von Haushaltsgeräten durch solche mit höherer Energieeffizienz und zuweilen die Anschaffung von Energiesparlampen oder wassersparender Technik, für deren Einsatz oftmals Bereitschaft signalisiert wurde.
Diese Problemlage kann vor allem mit einer ganzheitlichen Analyse und Beratung des Haushaltes begegnet werden, die insbesondere aufzeigt, wie aus Einsparungen mit nichtinvestiven Maßnahmen finanzielle Spielräume für investive Maßnahmen gewonnen werden können.


Fazit

Die in dieser Vorstudie untersuchte Zielgruppe des Projektes besteht aus Haushalten, die vielfach der Umwelt gegenüber sehr aufgeschlossen sind und von denen viele in Einzelbereichen bereits vorbildliches Umweltverhalten praktizieren. Desgleichen finden sich in allen Haushalten Bereiche, die weiter zu optimieren sind.
Der besondere Ansatz des Projektes, Haushalte mit knappen, also deutlich unterdurchschnittlichen Einkommen anzusprechen und hierbei ökonomische, soziale und ökologische Interessen konkret miteinander zu verbinden, ist neuartig und bislang in Deutschland nirgends erprobt. Diese Hauhalte repräsentie-ren einen großen Teil der Bevölkerung.
Die ökologische Optimierung dieser Haushalte führt zur Verbesserung der Umweltsituation in einem im Rahmen des Projektes mit Messdaten belegbaren Umfang. Die durch die Projektanlage gleichzeitig erfolgende soziale Aktivierung und ökonomische Optimierung stützt die Dauerhaftigkeit dieses Prozesses und macht das Vorgehen für die Zielgruppe attraktiv.

Übersicht

Fördersumme

40.372,12 €

Förderzeitraum

01.10.1998 - 21.02.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation