Projekt 13712/01

Modellhafte Holzkonservierung unter Einbeziehung umweltfreundlicher Verfahren sowie Maßnahmen zur vorbeugenden Raumklimatisierung am Beispiel des umweltgeschädigten Klosters Osek (Tschechische Republik)

Projektträger

Deutsches Zentrum für Handwerk und DenkmalpflegePropstei Johannesberg Fulda (ZHD) e. V.Beratungsstelle für Formgebung und Denkmalpflege
Propstei Johannesberg
36041 Fulda
Telefon: 0661/49530

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die klimatischen Randbedingungen in sakralen, unbeheizten hallenartigen Bauwerken, führen prinzipiell zu einer für holzschädigende Organismen zuträglichen Holzfeuchte an Ausstattungsteilen. Deren Größe sowie die Kombination verschiedenster Materialien machen übliche Standart-Bekämpfungen ungeeignet.
Ziel des Projektes ist die praktische Umsetzung umweltschonender Maßnahmen bei der Bekämpfung von Holzschädlingen, bei der Konservierung und Restaurierung, sowie bei der Schädlingsvorbeugung unter Berücksichtigung der großen Dimensionen und der Auswirkungen auf das zu behandelnde Kulturgut. Konzepte zur Optimierung der klimatischen Bedingungen und Planung flankierender Maßnahmen zur Verschlechterung der Lebensbedingungen sollen langfristig eine Schadensfreiheit der Ausstattungsteile sichern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür das Projekt ist eine Dauer von 18 Monaten vorgesehen. Die Arbeitsinhalte werden in 6 Arbeitspakete untergliedert:
AP1: Bestandsaufnahme / Inventarisation / Erstellung von Basisdaten
Hier werden Materialgrunddaten über die verwendeten Klebstoffe, Leime, Fassungen und Vergoldungen erhoben, zusammengestellt und in vorhandene bzw. zu ergänzende Planunterlagen eingetragen.
AP2: Erfassung der Holzschäden und Zustände
Die Bestandsaufnahme hinsichtlich Holzart, Schadensart, vorhandene Aktivität und Umfang des Schadens dient zusammen mit den Daten unter Arbeitspaket AP1 als Grundlage für die Erarbeitung eines Bekämpfungskonzeptes.
AP3: Aufnahme der klimatischen Bedingungen
Für die langfristige Sicherung des Kulturgutes werden die herrschenden klimatischen Verhältnisse und Einflüsse auf die Holzfeuchtigkeit über einen möglichst langen Zeitraum erfasst.
AP4: Schadensbekämpfung
Die aus einer Übersicht herausgearbeiteten Bekämpfungsmethoden und -mittel werden auf Ihre Umweltverträglichkeit bewertet und an Musterflächen geprüft. Ein Bekämpfungsfahrplan dient der Koordinierung der zum Einsatz kommenden verschiedenen Verfahren.
AP5: Restaurierung und Wiederaufbau
Teile des Chorgestühls sind ausgelagert, teilsaniert und teils neubefallen. Verschiedene Möglichkeiten der Restaurierung werden unter umweltrelevanten Aspekten an Musterflächen getestet. Ein Logistikkonzept steuert die Arbeitsschritte von der Bekämpfung über die Restaurierung bis zum endgültigen Zusammenbau.
AP6: Konzepterstellung zur Raumklimatisierung
Auf der Grundlage von Arbeitspaket AP3 werden Möglichkeiten einer Klimatisierung, bzw. Möglichkeiten zur Begrenzung der Holzfeuchte an Ausstattungsteilen aufgezeigt.


Ergebnisse und Diskussion

Durch die erfolgreichen Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen dieses hochrangigen Kunst- und Kulturgutes Chorgestühl Kloster Osek wurde ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Restaurierung der Gesamtanlage Kloster Osek gesetzt. Die erfolgte Bekämpfung und Restaurierung hatte neben der reinen Bekämpfungs- und Restaurierungstechnik auch einen positiven Einfluss auf die deutsch-tschechischen Beziehungen auf dieser fachlichen Ebene und diente als Plattform für Erfahrungsaustausch und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der Einsatz modernster Technik kann als beispielhaft und zukunftsweisend im europäischen Rahmen angesehen werden. So wurde erstmalig gezeigt, dass diese innovative Verfahrenstechnik auch für einzelne Kunst- und Kulturgüter in dieser Größenordnung - mit etwa 1000m³ umbautem Raum - objektschonend und erfolgreich angewandt werden kann. Die hier erarbeiteten Lösungsansätze für eine möglichst gasdichte Einhausung, insbesondere des kritischen Untergrundes, können für andere Objekte verallgemeinert werden. Die Kontrolle des Bekämpfungserfolges erfolgte sowohl über eine elektronische Erfassung und Regelung der geforderten Randbedingungen Temperatur, relative Luftfeuchte und Kohlendioxid- bzw. Restsauerstoffgehalt als auch über eine Kontrollmethode anhand von Prüfkörpern, die objektspezifisch konzipiert und von einer unabhängigen Einrichtung ausgewertet wurden. Dieses Kontrollinstrument für derartige Bekämpfungsmaßnahmen hat somit seine Praxistauglichkeit bewiesen und kann als standardisiertes Nachweisverfahren mit Elementen bisheriger Prüfverfahren für flüssige Holzschutzmittel nach EN 48 und EN 46, eingesetzt werden.
Zur Stabilisierung des Zustandes und zur Sicherung der Restaurierungsarbeiten wurde ein integriertes, vorbeugendes Holzschutzkonzept mit den Elementen materialspezifische Optimierung, baulichkonstruktive Reaktivierung und vorbeugend-chemische Maßnahmen mit einem der fortschrittlichsten Wirkstoffe, die derzeit am Markt sind umgesetzt.
Für die langfristige Sicherung der erfolgten Restaurierung wären weitere Maßnahmen an der Klosterkirche und für die Gesamtanlage wünschenswert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Darstellung einiger Projektergebnisse erfolgte in Form von Ausstellungstafeln in tschechischer und deutscher Sprache für Besucher der Klosterkirche in Osek, auf dem Ersten Deutsch-Tschechischen Kol-loquium für Denkmalpfleger und Restauratoren sowie in der Zeitschrift Schützen und Erhalten.


Fazit

Die im Modellprojekt erarbeiteten und angewandten Lösungsansätze zu einer möglichst objekt- umwelt- und gesundheitsschonenden Bekämpfung holzzerstörender Insekten sollten auch in weitergehenden Fragestellungen modellhaft und in praxisorientierten Forschungsvorhaben gelöst und beantwortet werden um die Akzeptanz dieser Technologie auf eine breitere Basis zu stellen und nicht Gefahr zu laufen, durch Fehlanwendung oder Nichtbeachtung bestimmter Randbedingungen das gesamte Verfahren in Frage zu stellen.

Übersicht

Fördersumme

100.117,60 €

Förderzeitraum

04.02.1998 - 06.06.2001

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Ressourcenschonung