Projekt 13634/01

Methoden und Beurteilung des betrieblichen Umweltmanagements in landwirtschaftlichen Betrieben

Projektträger

Humboldt-Universität zu BerlinLandwirtschaftlich-Gärtnerische FakultätDepartment für AgrarökonomieFachgebiet Allgemeine Betriebslehre des Landbaus
Philippstr. 13 - Haus 12 A
10115 Berlin
Telefon: 030/2093-6487

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Schaffung von konkreten Umsetzungshilfen /Handlungsempfehlungen für landwirtschaftliche Unternehmen zur Implementierung von Umweltmanagementsystemen in die Betriebspraxis auf der Basis vorab analysierter und als geeignet angesehener bzw. modifizierter Systeme. Kritische Prüfung, inwieweit in Industrie und Gewerbe zur Anwendung gelangende Instrumente und Ansätze den Anforderungen des betrieblichen Umweltschutzes aus speziell landwirtschaftlicher Sicht gerecht werden können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Ermittlung, Systematisierung und Bewertung der in der einschlägigen Literatur diskutierten bzw. in klein- und mittelständischen Betrieben in Industrie und Gewerbe sowie in der Landwirtschaft praktisch angewendeten methodischen Instrumentarien und von Konzepten zur Erfassung und Bewertung verursachter Umweltwirkungen. Die Bestandsermittlung erfolgt mit dem Ziel der Kategorisierung (Produktionsebene bzw. Funktionsbereich) und Wertung (Nutzwertbestimmung) der Instrumentarien für den betriebli-chen Umweltschutz in der Landwirtschaft. Die Einschätzung der Instrumente orientiert sich an Aspekten der Praktikabilität und Effektivität (Ressourcenanspruch und Unterstützungspotential). Durch das Erstellen von mehrdimensionalen Profilen sowie eine Positionierung innerhalb dieser sollen die Eignung des jeweiligen Instrumentes für den landwirtschaftlichen Betrieb verdeutlicht und Empfehlungen für seinen Einsatz gegeben werden.
2. Schaffung von Voraussetzungen für das systematische Vorgehen im betrieblichen Umweltschutz. Einpassung der ermittelten Instrumente in den Arbeitsablauf nach Untersuchung der in landwirtschaftlichen Betrieben vorhandenen Strukturen und Organisationsschemata (Prüfen der vorhandenen Literatur, Be-fragung von Experten bzw. von an Pilotprojekten Beteiligten), Herausstellen von Modifikationsbedarf bei Strukturen bzw. Instrumenten. Entwicklung einer Umsetzungshilfe.
3. Gegenüberstellung der Kosten und Nutzen der Einführung eines Umweltmanagementsystems auf einzelbetrieblicher Ebene. Kostenrechnung und Nutzwertanalyse auf theoretischer und empirischer Basis in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Ausgangssituationen (regionale und Standortvoraussetzungen, ökologie- orientierte Vorleistungen, Managementstrukturen, Vertriebswege und Absatzmöglichkeiten) und Interessenlagen (Berater/Betriebsleiter/Behörden). Entwicklung einer Systematik zur betriebseigenen Kosten- Nutzen- Schätzung. Abschließende Prüfung des möglichen Beitrags des betrieblichen Umweltmanagements zur Reduzierung negativer Umweltbelastungen durch landwirtschaftliche Produktion. Versuch einer Darstellung möglicher Umwelteffekte betrieblichen Umweltmanagements.


Ergebnisse und Diskussion

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, praktikable Instrumente aus dem Bereich der Betrieblichen Umweltinformationstechniken (BUIT) zu identifizieren, zu analysieren und konkrete Hilfen bei deren Umsetzung in das betriebliche Umweltmanagement von landwirtschaftlichen Unternehmen zu geben.
Im Einzelnen werden dabei folgende Teilziele verfolgt:
Herausstellung der Bedeutung, Entwicklung und Ausgestaltung des betrieblichen Umweltschutzes in der Landwirtschaft generell und im Besonderen in Unternehmen der landwirtschaftlichen Primärproduktion.
- Ermittlung, Systematisierung und Bewertung von vorhandenen landwirtschaftsspezifischen Instrumentarien zur Gewinnung von Informationen für den ökologieorientierten betrieblichen Entscheidungsprozess.
- Prüfung der Übertragbarkeit von Instrumentarien aus anderen Branchen im Falle mangelnder Verfügbarkeit von landwirtschaftsspezifischen Ansätzen.
- Beurteilung übergreifender Konzepte unter Berücksichtigung kostennutzenanalytischer Überlegungen, Wirksamkeits- und Übertragbarkeitsabschätzungen für Unternehmen der landwirtschaftlichen Primärproduktion.
Zur Erreichung dieser Ziele wird eine stufenweise Vorgehensweise gewählt, deren Elemente sich wie folgt abgrenzen lassen:
- Ableitung und deskriptiv-analytische Darstellung von Problembereichen, Motiven und Strategien für den betrieblichen Umweltschutz auf der Basis der Recherche einschlägiger Literatur.
- Darstellung, Analyse und Bewertung von Instrumenten und Methoden für den betrieblichen Umweltschutz in der Landwirtschaft auf der Grundlage eines spezifisch für diese Fragestellung erarbeiteten Bewertungsrahmens.
- Fallbeispielhafte Darstellung und Analyse von positiv bewerteten Instrumenten und Methoden im ökologieorientierten Entscheidungsprozess.
- Beurteilung übergreifender Konzepte auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung.
Die Ergebnisse der Untersuchung für die einzelnen Bereiche:
1. Darstellung, Analyse und Bewertung von Instrumenten und Methoden für den betrieblichen Umweltschutz in der Landwirtschaft.
Betriebliche Umweltinformationstechniken (BUIT) sind für unterschiedliche Bereiche sowie Entschei-dungsebenen der landwirtschaftlichen Unternehmen in vergleichsweise großer Zahl verfügbar. Zu den vorhandenen Basistechniken werden dabei Checklisten, Indikatoren-/ Parameter-/ Kennzahlen- Systeme sowie Stoff- und Energiebilanzen gezählt. Zu den kombinierten Techniken zählen Umweltbewertungsverfahren, Simulationsmodelle naturwissenschaftlicher bzw. ökonomisch-ökologischer Prägung, lineare Optimierungsmodelle, Expertensysteme und Ökobilanzen. Die Bewertung der verschiedenen Ansätze erfolgt auf der Basis des Verhältnisses von Unterstützungspotential einerseits und Ressourcenanspruch andererseits. Es wird dargestellt, welche der ausgewählten Instrumente und Methoden als besonders geeignet dafür eingestuft werden können, den betrieblichen Umweltschutz in der Landwirtschaft informationsseitig zu unterstützen. Als übergeordnete Kritikpunkte sind zum jetzigen Zeitpunkt der Instrumentenentwicklung die Vernachlässigung strategischer Planungsaspekte, ungeklärte Grenzwert- und Bewertungsfragen, relativ hoher Einarbeitungs- und Pflegeaufwand sowie mäßige Aussagekraft im Hinblick auf ökonomische und gesamtbetriebliche Aspekte festzuhalten.
2. Praktikabilität positiv bewerteter Konzepte im Rahmen einer fallbeispielhaften Untersuchung.
Im Fallbeispiel wurden die Programme Repro, PRO_PLANT, Feedbase und GÜLLEX angewandt.
Diese Programme wurden den Bearbeitern von den Entwicklern im jeweiligen Entwicklungsstand zur Verfügung gestellt.
Als Ergebnis der fallbeispielhaften Umsetzung ausgewählter BUIT ist im Einzelnen festzuhalten, dass eine effizientere Nutzung knapper Ressourcen auf betrieblicher Ebene möglich ist, sich Anpassungserfor-dernisse für Produktionsprozesse konkret abgrenzen lassen, Kostensenkungspotentiale realisiert werden können und darüber hinaus ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden kann.
3. Erfahrungen und Kosten-/ Nutzen-Abschätzungen übergreifender Konzepte.
Unter Nutzung von Analogien zu anderen Branchen und unter Heranziehung eigener empirischer Ergebnisse zur Eignungsprüfung, Übertragbarkeit und Praktikabilität der übergreifenden Konzepte EMAS und DIN EN ISO 14001 sowie einer eigenen Befragung in sechs landwirtschaftlichen Betrieben, lassen sich grundsätzlich folgende Erfahrungen zusammenfassen:
Die genannten Konzepte weisen bzgl. ihrer Anwendung im landwirtschaftlichen bzw. außerlandwirtschaftlichen Bereich deutliche Parallelen auf. Generell ist die Verständlichkeit der jeweiligen Verordnungstexte als unbefriedigend einzustufen. Die Managementprinzipien beider Systeme sind nur schwer mit den oftmals spontanen Ablaufstrukturen in kleinen und mittleren Betrieben vereinbar. Die formalen Anforderungen der Systeme werden subjektiv als bürokratische Hürden empfunden. Der Zeitaufwand und die Kosten zur Umsetzung der Systeme sind hoch, was insbesondere in kleineren Betrieben mit geringem Mitarbeiterbestand negativ zum Tragen kommt.
Der Nutzen einer Anwendung der übergreifenden Konzepte liegt vorwiegend im Bereich sogenannter weicher Faktoren (z. B. Betriebssicherheit, transparente und effiziente Betriebsorganisation etc.) sowie in Sekundäreffekten (Kosteneinsparungen, Markteffekte). Dieses Nutzenpotential ist zudem in seiner Gesamtheit, nicht per se mit den genannten Umweltmanagementsystemen in ursächlichen Zusammenhang zu bringen, dass es nicht auch über andere Managementmaßnahmen, z.B. Prozessmanagement, zu verwirklichen wäre. Die Realisierung einer langfristig beobachtbaren kontinuierlichen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes und damit des eigentlichen Zweckes, dem diese Systeme dienen sollen, kann bislang noch nicht abschließend nachgewiesen werden. Maßgeblicher Grund hierfür ist die z.T. außerordentlich kurze
Verfügbarkeit und Anwendung der Systeme.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Vorfeld der Projektarbeit fand ein Symposium zum Thema: Übertragung der EG-Öko-Audit- Verordnung auf landwirtschaftliche Betriebe- Chancen und Hemmnisse statt, in dessen Ergebnis der Berliner Brief zum Agrar- Öko-Audit mit Argumenten zum Für und Wider entstand. Von BÄUERLE, A. S. (ehemals FUCHS, A. S.) sind mehrere Veröffentlichungen zu der Thematik erschienen.
Der Bericht wird in den nächsten Wochen den befragten Betrieben sowie Experten aus der Umweltberatung und den LW-Ministerien der Länder, in welchen Pilotprojekte laufen, übergeben. Darüber hinaus ist es vorgesehen, den Bericht in der Reihe Ökologische Hefte der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät zu veröffentlichen.


Fazit

Die Art, in der bei der Projektarbeit vorgegangen wurde, hat sich bewährt. Die Befragung landwirtschaftlicher Betriebe und eigene beispielhafte Anwendungen von Instrumenten, die in einer vorausgegangenen Bewertung als geeignet eingeschätzt worden waren, haben eine relativ eindeutige Einschätzung der derzeitigen Situation ermöglicht. Anzuraten ist an dieser Stelle insbesondere bzgl. der Wirkungsanalysen übergreifender Konzepte, Pilotprojekte zukünftig verstärkt unter wissenschaftlicher Begleitung und Aus-wertung durchzuführen. Weiterhin ist zu empfehlen, die durch das Projekt aufgezeigten Defizite bei der umweltorientierten Informationsversorgung landwirtschaftlicher Betriebe zielgerichtet und schrittweise dadurch zu beheben, dass die Entwicklung entsprechender Software-Programme durch die Stiftung ge-fördert wird.

Übersicht

Fördersumme

71.862,07 €

Förderzeitraum

01.07.1998 - 15.12.2000

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation