Projekt 13591/01

Modellvorhaben: Innovative Verfahren zur Steinreinigung und Entsalzung am Beispiel von stark umweltgeschädigten Grabsteinen des Jüdischen Friedhofs Strangriede in Hannover

Projektträger

Landesverband der Jüdischen Gemeindenvon Niedersachsen, KdöR
Hindenburg-Str. 2 - 4
30175 Hannover
Telefon: 0511/9255237

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch die Kombination verschiedener Reinigungs- und Entsalzungsverfahren sollen neue Möglichkeiten der nachhaltigen Konservierung und Restaurierung von umweltgeschädigten Naturstein-Grabmalen entwickelt werden. Im Vordergrund steht dabei die Steinreinigung mittels Lasertechnik. Zielsetzung ist die schonende Freilegung, Entsalzung und Erhaltung der stärkstens gefährdeten Oberflächen. Weiterhin sollen die Chancen und die Risiken der gegenwärtig verfügbaren Arbeitstechniken aufgezeigt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen umfangreicher Vorarbeiten wurden die Grabsteine zunächst im Sinne einer detaillierten Be-standserfassung und Zustandsbeschreibung untersucht. Je nach Gesteinstyp und Exposition liegen sehr unterschiedliche Schadensbilder in Form absandender, verkrusteter und abschalender Oberflächen vor, die vor allem auf langjährige Schadstoffeinwirkung sowie erhebliche Feuchte- und Salzbelastungen zurückzuführen sind. Eine langfristig wirksame Konservierung dieser Oberflächen ist nur durch die Reduzierung der vorhandenen Belastungen möglich. Im Rahmen der Projektarbeit erfolgten gezielte Maßnahmen zur behutsamen Reinigung und Entsalzung vor allem an Objekten aus porösem Sandstein (Typ Obernkirchen) sowie Muschelkalk und Carrara-Marmor.
Der Arbeitsplan sah vor, dass auf der Grundlage von naturwissenschaftlich-restauratorischen Voruntersuchungen zur Steinreinigung neben der Lasertechnik zum Vergleich auch herkömmliche Verfahren zum Einsatz kommen. Die Entsalzung erfolgte mittels Kompressen unter Berücksichtigung verschiedener Materialien und Einwirkzeiten. Die Laserreinigung erfolgte durch die Bauhütte Naumburg mit wissenschaftlicher Begleitung durch das Labor für Baudenkmalpflege Naumburg. Die Steinreinigung mit anderen Verfahren und die Entsalzung war die Aufgabe der Fa. Schmalstieg GmbH. Die naturwissenschaftlich-materialkundliche Untersuchung und Bewertung der Arbeitsergebnisse erfolgte durch das NLD Hannover in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Zentrum für Materialkunde von Kulturgut.


Ergebnisse und Diskussion

Die Reinigung und Entsalzung der Grabsteine waren unverzichtbare Teilschritte zur langfristig wirksamen Konservierung. Mit der Reinigung wurde nicht nur eine verbesserte ästhetische Wirkung erzielt, sondern auch eine erhebliche Reduzierung von Schadensfaktoren. Die Verschmutzungen und die zum Teil stark salzhaltigen Verkrustungen der Oberflächen konnten substanzschonend beseitigt oder reduziert werden. Die feuchtetechnischen Eigenschaften des Steinmaterials konnten dadurch verbessert werden und auch die partiell erforderliche Aufnahme von Festigungsmitteln wurde ermöglicht. Für die Kompressen-Entsalzung wurde reine Cellulose sowie ein handelsübliches Mischprodukt aus Cellulose, Bentonit und Quarzsand verwendet. Die an Prüfkörpern erzielbare Salzminderung konnte an den Grabsteinen meist nicht erreicht werden. Die umweltbelasteten Denkmalobjekte weisen oberflächennahe Verdichtungen des Porenraums (zum Teil mit wasserunlöslichen Kupferverbindungen) auf, die den Kapillartransport behindern. Diese umweltbedingten Imprägnierungen konnten durch die vorangegangenen Reinigungen nicht entfernt werden, weil der Schutz und die Erhaltung der originalen Oberflächen das vorrangige denkmal-pflegerische Maßnahmenziel darstellt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Förderung des wechselseitigen Wissenstransfers zwischen Forschung und Praxis war neben den Erhaltungsmaßnahmen ein wesentlicher Schwerpunkt der interdisziplinären Projektarbeit:- Fachlicher Austausch im Kreise der Projektgruppe im Zuge der laufenden Arbeiten, deren Zwischen-ergebnisse einer ständigen Erörterung und Bewertung bedurften;- Erfahrungsaustausch der Projektgruppe Steinreinigung und Entsalzung mit den DBU-Projektgruppen Laserreinigung von Steinobjekten und Erhaltung von umweltgeschädigten Naturstein-Grabmalen auf jüdischen Friedhöfen in Berlin und Hannover.
- Präsentation und Diskussion von Zwischenergebnissen mit Fachleuten der staatlichen und kirchlichen Denkmalpflege.
- Erfahrungsaustausch und Kooperation mit der FH Hildesheim, Institut für Restaurierung im Rahmen von Kolloquien und Facharbeiten.
- Präsentation von Zwischenergebnissen im Rahmen der Fachmesse DENKMAL 98 in Leipzig; Fachkolloquium der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, Arbeitsgruppe Bautechnik und des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege, Fulda;
- Projekt-Präsentation im Rahmen der Ausstellung Innovationen für die Umwelt; Juni - November 2001 in den Räumen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück,
- Planung einer Fortbildungsveranstaltung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen im September 2002: Erhaltung und Pflege von Grabmalen am Beispiel des jüdischen Friedhofs Strangriede in Hannover. BAUER?BORNEMANN, U., SOBOTT, R. (1998): Die Laser?Reinigung von Natursteinoberflächen.
-Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 2/98, 58 - 60


Fazit

Im Arbeitsschwerpunkt Steinreinigung wurde das Laser-Verfahren im Vergleich mit anderen schon länger bekannten Methoden angewendet. Hervorstechendes Merkmal der ausgeführten Laser-Reinigungen ist der schonende Charakter bei großer Effizienz des Abtrags. Insgesamt lässt sich feststellen, dass bei hochrangigen Objekten, die vom Material her die Eignung für die Laser-Reinigung besitzen, das Verfahren konkurrenzlos ist. Die Objekte und die zum Teil sehr mürben Oberflächen erfahren dabei keinerlei mechanischen Stress, und es findet keine Beeinträchtigung durch Einwirkung oder Rückstand fremder Substanzen statt. Farbveränderungen durch thermischen Stress, die z. B. bei der Bearbeitung von Farbfassungen mit temperaturempfindlichen Pigmenten auftreten können, wurden an den Grabsteinen nicht festgestellt. Im Schwerpunkt Kompressen-Entsalzung konnten grundlegende Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Verfahrens gewonnen werden. Weiterhin wurden bei der Bearbeitung der beweglichen Grabsteine und Steinteile erhebliche Salzminderungen erzielt, wodurch die Voraussetzung für die langfristige Erhaltung der Grabdenkmale gegeben ist. Die Wirksamkeit sowie die Material- und Denkmalverträglichkeit der durchgeführten Maßnahmen basierte auf der qualifizierten Planung und Bearbeitung durch erfahrene Fachleute. Diese Grundvoraussetzung für den Erfolg und auch für die Erfolgskontrolle muss selbstverständlich bei der Übertragung der modellhaften Projektergebnisse auf andere vergleichbare Objekte erfüllt sein.

Übersicht

Fördersumme

96.122,87 €

Förderzeitraum

02.03.1998 - 31.12.1998

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik