Projekt 12919/01

Errichtung eines NaTIERkundehauses im Naturschutz-Tierpark Görlitz

Projektträger

Naturschutz-Tierpark Görlitz e. V.
Zittauer Str. 43
02826 Görlitz
Telefon: 03581/4074-00

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Sachsen gibt es ein großes Informations- und Anwendungsdefizit für ökologisches Bauen. Deshalb kommt es zum Einsatz von ressourcen- und umweltschonenden Baustoffen, Konstruktionen und technischen Systemen bei der Errichtung des NaTIERkundehauses im Naturschutz-Tierpark Görlitz mit dem Ziel, den Tierparkbesuchern (ca. 100.000 pro Jahr) oder speziell Interessierten (=privaten und andere Bauherren) anhand einer entsprechenden Präsentation im/am Gebäude praktische Hinweise und Informationen über die Bedeutung des ökologischen Bauens zu geben. Berücksichtigung ebensolcher Aspekte bei der späteren Nutzung des Hauses als Begegnungsstätte für Tier-, Natur- und Umweltschutz-Interessierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der Zeit vom 1.9.98 bis 31.8.99 wurden im Rahmen einer Vergabe-ABM die Bauhauptleistungen sowie in direkter Vergabe die Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallation für das Gebäude durchgeführt. Dabei kamen solche Baustoffe und Systeme zum Einsatz, die umweltverträglich aber auch in der Region erhältlich sind. Bei der Projektierung des Gebäudes wurden herkömmliche Bauweisen und Konstruktionen vorgesehen, um eine größtmögliche Akzeptanz bei den Besuchern und potentiellen Nachnutzern zu erreichen. (Einen Holz-/Glaspalast können und wollen sich die wenigsten leisten.) Während der Bauphase wurde in öffentlich angekündigten Informationsveranstaltungen bzw. in Pressemitteilungen das Projekt in der Region bekanntgemacht. Im NaTIERkundehaus informieren Faltblätter und interaktive Elemente die Tierparkbesucher und andere Interessierte über umweltschonende Baustoffe und technische Ausstattung. Fachlich begleitet wurde der Bau durch Mitarbeiter sowie Studenten der Hochschule Zittau/Görlitz, z. B. im Hinblick auf den Einsatz von Solarenergie oder durch Erarbeitung eines Öko-Audits für den Tierpark.


Ergebnisse und Diskussion

Beim Bau des NaTIERkundehauses sind nachfolgend genannte ressourcen- und umweltschonende Baustoffe, Konstruktionen und technische Systeme zum Einsatz gekommen. Durch die Wahl kompostierbarer Baustoffe, wie Schafwolldämmung und ökologisch behandelte Holzmöbel, entfällt bei einem späteren Abriß die kosten- und energieintensive Entsorgung. Der Baustoff Holz ist das bestimmende Element im Innenbereich des NaTIERkundehauses. Dachkonstruktion, Treppenstufen, Fenster, Türen, Einbauschränke und Möbel bestehen aus diesem Baumaterial und wurden umweltfreundlich behandelt (geölt, gewachst). Bei den Dämmmaterialien wurde nach ökologischen Alternativen zu den ursprünglich in der Planung vorgesehenen Systemen (Styropor) gesucht. Schafwolle kam in den Trockenbauwänden sowie im Drempelbereich und Holzfaserdämmplatten bei der Dach- und Fußbodendämmung zum Einsatz. Beim Fußbodenbelag fiel die Wahl auf Linoleum. Durch den bevorzugten Einsatz regional vorhandener Baumaterialien wurden unnötig lange Transportwege mit einhergehendem Schadstoffausstoß vermieden. Die zu Beginn aufgestellte Kostenkalkulation für den Bau des NaTIERkundehauses beinhaltete keine Solaranlage. Trotz der Verwendung von als teuer verschrieenen ökologischen Baumaterialien stand dennoch am Ende Geld für die Installation einer Solaranlage zur Verfügung.
Eine entscheidende Neuerung besteht in der öffentlichen Präsentation von Möglichkeiten für die Schaffung geeigneter Fledermaus- oder Vogelquartiere an einem Hausneubau. Das soll potentielle Bauherren, die als Besucher in den Naturschutz-Tierpark Görlitz kommen, anregen, sich selbst für einen aktiven Naturschutz zu engagieren.
Bei der Errichtung des NaTIERkundehauses wurde generell darauf geachtet, daß die umgesetzten ökologischen Maßnahmen auch von privaten Bauherren zu realisieren sind. Damit der ökologische Baugedanke auch außerhalb des Naturschutz-Tierpark Görlitz Einzug hält, führte man 4 regional angekündigte Seminare zu dieser Thematik durch. Die Teilnahme an den ersten Veranstaltungen war leider sehr gering. Deshalb war es von großem Vorteil, daß an der Hochschule Zittau/Görlitz eine Diplomarbeit mit dem Titel Empirische Untersuchung zur Akzeptanz des ökologisch orientierten Bauens unter Berücksichtigung umweltpädagogischer Konzepte vergeben werden konnte (Verfasserin: CORINA SCHMIDT, Betreuer: Prof. DELAKOWITZ). Aus der Arbeit wird nicht nur ersichtlich, daß ein großer Aufklärungsbedarf für die Notwendigkeit des ökologischen Bauens besteht. Auch die Ursachen für die vorhandenen Vorurteile wurden in einer Umfrage ermittelt. Wichtig scheint die Erkenntnis, daß ohne eine grundlegende Orientierung auf ein umweltgerechtes Bauen bereits bei der Ausbildung von Bauingenieuren und Architekten bzw. eine (am besten gesetzlich fixierte) Forderung und Förderung solche Bauweisen in naher Zukunft kaum mit einem positiven Wandel gerechnet werden kann.
Um die besonders im Osten Deutschlands vorhandenen Wissensdefizite ein wenig auszugleichen, hat sich der Naturschutz-Tierpark Görlitz im Rahmen dieses Projektes die Aufgabe gestellt, den Austausch von Informationen und Erfahrungen auf diesem Gebiet zu unterstützen. Dazu dienten die o.g. Seminare ebenso wie die im Haus installierten Wissensspiele zu Energiesparlampen, der Solaranlage und dem Holzkreislauf und die ausgelegten Informationsblätter. Dort werden die ökologischen Bausteine des NaTIERkundehauses anschaulich und klar verständlich zusammengefaßt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein sehr entscheidendes Ergebnis des Projektes ist die wesentlich erhöhte Akzeptanz des umfassenden umweltgerechten Konzeptes des Naturschutz-Tierparks Görlitz in der Region und Zoo-bezogen sogar bundesweit. Auf der im März 2000 in Görlitz ausgerichteten Tagung deutschsprachiger Zoopädagogen wurde das NaTIERkundehaus als schönste Zooschule Deutschlands bezeichnet. Auch bei der Belegschaft selbst ist es in dieser Zeit zu einer erheblichen Akzeptanzsteigerung gekommen, die sich u.a. in der aktiven Mitarbeit bei der Erarbeitung eines Öko-Audits zeigte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Grundgedanke des ökologischen Bauens wurde und wird im Naturschutz-Tierpark Görlitz durch Seminare, Faltblätter und Spiele in die Öffentlichkeit getragen. Artikel in der Presse tragen auch dazu bei, daß das umweltfreundlich gebaute NaTIERkundehaus bekannt wird.


Fazit

Der Naturschutz-Tierpark Görlitz verringert durch das Demonstrationsprojekt NaTIERkundehaus, durch die Spiele, Seminare und Infoblätter das Informations- und damit Anwendungsdefizit für ökologisch orientiertes Bauen. Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, daß ökologisches Bauen in den Studiengängen Architektur und Bauingenieurwesen ein fest verankerter Bestandteil werden muß. Eine Grundausbildung im ökologisch orientierten Bauen ist zwingend notwendig. Durch die im Ergebnis des Projektes entstandene Beschäftigung zweier Absolventen zur Thematik des umweltfreundlichen Bauens und des Artenschutzes an Gebäuden bleibt das ökologische Bauen ein fester Bestandteil des Tierparkkonzeptes.

Übersicht

Fördersumme

102.258,38 €

Förderzeitraum

01.09.1998 - 18.04.2000

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation