Projekt 12593/01

Symposium: Schutz und Entwicklung von Kulturlandschaften unter der Voraussetzung negativer Umwelteinflüsse (EXPO-Projekt)

Projektträger

Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V.Bundesgeschäftsstelle Bonn
Herbert-Rabius-Str. 26
53225 Bonn
Telefon: 0228/97561-

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Umweltgerechte Landnutzung hat eine entscheidende Funktion sowohl für die Erhaltung der Funktionsfähigkeit der Natur als auch für die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raumes. Damit gewinnt die Kultur an Bedeutung für den Umweltschutz, da sie die Grundlage für den Umgang des Menschen mit der Natur bereitstellt. Der Blickwinkel erweitert sich auf Ansätze, die biologische, ökonomische und kulturelle räumliche Einheiten umfassen - Kulturlandschaften. Dieser Ansatz erfordert von Natur- und Umweltschützern, Landnutzern, Investoren, Denkmalschützern bis zu Vertretern der Religionen, gemeinsam jeweils einen Teil der Gesamtverantwortung für solche räumlichen Einheiten zu übernehmen. Kulturlandschaft wird damit ein wichtiges Konzept zur Harmonisierung unterschiedlicher Interessen


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Ausarbeitung des Programms wird ein Organisationskomitee gebildet. Wegen der begrenzten Plätze werden auch die nichtreferierenden Teilnehmer einzeln ausgewählt. Aufgrund der schwierigen Anreise und der Zweckmäßigkeit einer Exkursion werden alle Teilnehmer am Tage vor Beginn des Symposiums am Anreiseort Berlin eintreffen. Am nächsten Morgen erfolgt die Anreise zur Exkursion und im Tagesverlauf die Weiterfahrt zum Konferenzhotel. Das Symposium beginnt mit 2 Grundsatzvorträgen und Ein-führungen in die internationalen Instrumente für Schutz und Entwicklung von Kulturlandschaften. Der Hauptteil - die Vorstellung von Kulturlandschaften anhand von Projekten - wird untergliedert nach den Landschaftszonen Europa, Tundra/Taiga, Gebirge und Steppen. Eine Podiumsdiskussion am Schluß soll Finanzierungsmöglichkeiten erörtern. Auf Basis der Referate wird eine mit EU-Mitteln finanzierte Publikation zum Thema erstellt.


Ergebnisse und Diskussion

Die 100 Teilnehmer des Symposiums hörten Vorträge über internationale Instrumente zur Erhaltung von Kulturlandschaften sowie über Politik und konkrete diesbezügliche Projekte aus Europa, der Tundra- und Taigazone, Gebirgsregionen und Steppen und Halbwüsten. Schließlich befaßte es sich mit Fragen der Finanzierung solcher Projekte.
Die Pan-Europäische Strategie für biologische und landschaftliche Vielfalt wurde in einem eigenen Referat vorgestellt, jedoch stellt sie ein allgemeines Instrument dar und macht für konkrete Projekte keine Vorgaben. Für diese wurden Biosphärenreservate und UNESCO-Welterbegebiete als ideale Instrumente zum Schutz von Kulturlandschaften angesehen.
Bezüglich der Weiterentwicklung der UNESCO-Definition von Kulturlandschaften wurden z.T. Sachverhalte dargelegt, die von den beiden UNESCO-Vertretern auf dem Symposium mit großem Interesse zur Kenntnis genommen wurden. Es wurde sogar die Frage aufgeworfen, ob nicht einige der russischen (nominierten oder anerkannten) Weltnaturerbegebiete nicht besser als Kulturlandschaften in die Welterbeliste aufgenommen werden sollten.
Die Funktion des Konzeptes der Kulturlandschaft bei der Harmonisierung von Interessen wurde besonders deutlich. Zwar waren Vertreter der Wirtschafts- und Kulturseite unterrepräsentiert. Gerade dies machte jedoch die Notwendigkeit gemeinsamer Verantwortung aller Interessengruppen für eine Kulturlandschaft deutlich. Daß dies möglich ist, zeigte ein Modell für ethische Investitionen, um dauerhaft-umweltgerecht wirtschaftende Betriebe in Kulturlandschaften zu fördern und sogar Schutzgebiete kommerziell zu bewirtschaften.
Unter den Zielkonflikten wurde vor allem derjenige zwischen dem Charakter eines Schutzgebietes und dem einer Kulturlandschaft diskutiert. Der Schutz eines bestimmten Zustands einer Landschaft bedeutet immer, in die Dynamik einzugreifen, die zum Wesen einer Kulturlandschaft gehört. Schutzmaßnahmen sind daher flexibel in Bezug auf kulturelle Entwicklungen zu gestalten.
Die Integration Nordeurasiens in die internationale Diskussion wurde besonders verstärkt. Von allen Teilnehmern wurde das Symposium - gerade in seiner thematischen und personellen Zusammensetzung - als weitaus gewinnbringender als bisherige vergleichbare Konferenzen (z.B. der IUCN) angesehen.
Die NABU-Arbeit in Eurasien wird durch die Teilnahme wichtiger Multiplikatoren aus den großen internationalen Organisationen jetzt deutlich verstärkt wahrgenommen. Wichtiger aber noch erscheint, daß die Teilnehmer aus dem Osten auch selbst einen Eindruck von der Dimension der Bemühungen um die Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien erhalten haben.
Mit der Verabschiedung der Wörlitzer Erklärung hat das Symposium schließlich ein inhaltlich sehr weitgehendes Ergebnis gebracht (s. Anhang). Zur Erhaltung der Kulturlandschaften wird eine ökologisch und kulturell orientierte Landnutzung für unabdingbar gehalten. Die Perspektive der Entwicklung von Kulturlandschaften als ländliche Alternativen zum Global Village sind besonders für die EXPO relevant, deren Vertreter Interesse an der Fortführung der Zusammenarbeit äußerten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mehrere Pressemitteilungen und eine Pressekonferenz im Vorfeld. Veröffentlichung der Wörlitzer Erklärung in der Zeitschrift Natur und Landschaft (Heft 1988) und in der homepage des NABU im Internet. Publikation eines Tagungsbands.


Fazit

Organisatorisch: Tagungen mit Spitzenvertretern internationaler Organisationen benötigen ein halbes Jahr Vorlaufzeit. Bei einer größeren Zahl von Teilnehmern aus der ehemaligen Sowjetunion sollte ein Partner in Moskau als Ko-Koordinator gefunden werden. Der logistische Aufwand für Wörlitz ist nur vertretbar, wenn alle Teilnehmer gemeinsam an- und abreisen.
Inhaltlich: Das Symposium hat einen Überblick sowohl über die wichtigen Strategien und Projekte zu Schutz und Entwicklung von Kulturlandschaften als auch über den großen zusammenhängenden Komplex von Fragen gegeben, die sich im Zusammenhang damit stellen. Es stellte ein in dieser Form bisher einmaliges Forum dar. Die Wörlitzer Erklärung bedeutet ein wegweisendes Postulat zur Erhaltung von Kulturlandschaften als Leitbildern dauerhaft-umweltgerechter Entwicklung. Eine Reihe von Einzelthemen des Symposiums sollte in Folgeveranstaltungen vertieft werden, z.B.: das Verhältnis von Schutz und Entwicklung von Kulturlandschaften, Zielkonflikte in Kulturlandschaften, die Erhaltung nichtmaterieller Kultur, die eine Kulturlandschaft prägt oder sie bekanntmacht, und Kulturlandschaften als Alternativen zur globalisierten urbanen Welt.

Übersicht

Fördersumme

84.117,23 €

Förderzeitraum

18.06.1997 - 20.10.1998

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation