Projekt 12466/01

Umweltschutz als Chance für Beschäftigung, dargestellt am Beispiel von mittelständisch geprägten Unternehmen und Branchen in der vom Strukturwandel betroffenen Region Augsburg/Bayerisch Schwaben

Projektträger

Bellagio Forum for Sustainable Development e. V.
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541/9633-490

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Vor dem Hintergrund der Chancen und Risiken von Umweltschutzmassnahmen für Wettbewerb und Beschäftigung in Unternehmen und Regionen, die einem verstärkten Strukturwandel unterworfen sind, zielte das Forschungsprojekt auf folgende Fragestellungen ab:
1. Wie kann Umweltschutz bei den von Regulierungen betroffenen Unternehmen als positiver Wettbewerbs- und Beschäftigungsfaktor genutzt werden?
2. Welche Beschäftigungspotentiale bieten sich für Unternehmen, die auf dem Markt für Umwelttechnik Waren und Dienstleistungen anbieten?
3. Welche Chancen bestehen für Unternehmen, Branchen und Regionen, die dem Strukturwandel ausgesetzt sind, um durch Diversifizierung in den Umweltmarkt Beschäftigung zu sichern?
Als deutsche Untersuchungsregion wurde der Raum Augsburg/Bayerisch Schwaben gewählt, da diese Region durch signifikante strukturelle Anpassungsprobleme gekennzeichnet ist und gleichzeitig hohe Entwicklungs- und Beschäftigungspotentiale in der regionalen Umweltschutzwirtschaft bestehen.Diese Projektregion bot sich auch deswegen an, weil die regionalen und lokalen Entscheidungsträger aber auch die Bayerische Staatsregierung den Raum Augsburg/Bayerisch Schwaben zum Umweltkompetenzzentrum entwickeln möchten bzw. bereits entwickelt haben.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Untersuchung der genannten Fragenkomplexe waren im wesentlichen folgende Arbeitsschritte erforderlich: a) Eine Bestandsaufnahme mit Situations- und Stärken-Schwächen-Analyse in den drei Untersuchungsgruppen. b) Die Erarbeitung von Konzepten, Vorschlägen und Massnahmen zum Aufbau eines Umweltkompetenzzentrums. c) Die Mitwirkung bei und bewertende Begleitung der Implementierung des unter b) erarbeiteten Massnahmenbündels. Um den Nachweis dafür zu erbringen, dass sich umweltpoliti-sche Rahmenbedingungen auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und deren Arbeitsplatzangebot positiv auswirken können, war vorgesehen, eine Fallstudiensammlung über Unternehmen zu erstellen, die von Umweltauflagen betroffen waren. Nachgewiesen werden sollte, dass Einsparungen von Ressourcen erhebliche Kostenentlastungen bewirken und die Umstellung auf umweltschonendes Verhalten in allen Unternehmensbereichen zur Schaffung neuer Geschäftsfelder und Absatzmärkte führt und damit auch neue Arbeitplätze geschaffen werden. Unterstützt durch die DBU und den Europäischen So-zialfonds wurde das Projekt mit den deutschen Partnern INEM und Ifo-Institut durchgeführt. Auf internationaler Ebene wurde die Gemeinschaft ENFIVE gegründet, in der Umweltorgansiationen aus den Niederlanden (Renaval), Italien (Centro Itard), Schweden (Halmstadt University) und Grossbritannien (Greenwich Environmental Management Services) zusammen arbeiteten.


Ergebnisse und Diskussion

Die wesentlichen Ergebnisse des Projektes sind in der - diesem Bericht beiliegenden - Fallstudiensammlung ausführlich dokumentiert und können hier nur stark verkürzt und exemplarisch wiedergegeben wer-den. Beispielsweise liegen zu zwei der untersuchten Unternehmen folgende Ergebnisse vor:
1. Firma Haindl Papier: (…) Bei Haindl ist die Grenze zwischen ökologischen und ökonomischen Massnahmen vielfach fliessend. Jede Umweltmassnahme hat auch finanzielle Auswirkungen. Es ist nicht wichtig, ob etwa der vermehrte Einsatz von Altpapier ökonomisch oder ökologisch begründet ist. Entscheidend ist, dass durch die damit verbundene Ressourceneinsparung der Rohstoffeinsatz opti-miert werden kann. Die sich daraus ergebenden Kosteneinsparungen sichern Haindl-Standorte und Arbeitsplätze. Aber auch die weichen Faktoren sind von Bedeutung: Das Umweltmanagementsystem schafft - bei allem bürokratischen Mehraufwand - die Voraussetzung, der wachsenden Verantwortung und der heutigen Komplexität von Umweltaufgaben gerecht zu werden. Für Mitarbeiter bedeuten die dafür festgelegten Strukturen und die geschaffene Unternehmenstransparenz Vorteile. Ein positiver Effekt ist z.B. die Klärung von Verantwortlichkeiten.
2. Firma Creaton: (…) Auch wenn die direkten Wettbewerbsvorteile schwierig messbar sind, so konnte Creaton einen spürbaren Imagegewinn in der Oeffentlichkeit sowie eine gesteigerte Anerkennung bei bestimmten Kundenkreisen und Behörden erzielen. Creaton ist überzeugt, dass sich eine ökologische Unternehmensführung nicht zuletzt dadurch langfristig positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Mit der Einführung des Umweltmanagementsystems und der damit verbundenen Aufwendungen für die Pflege der Dokumentation und der Durchführung von Umweltprüfungen und Audits wurde insgesamt eine neue Stelle im Unternehmen geschaffen. Gleichzeitig wurden die zu bewältigenden Aufgaben und Zuständigkeiten auf möglichst viele Personen im Unternehmen übertragen. Dies hat den Vorteil, dass die persönliche Auseinandersetzung mit dem betrieblichen Umweltschutz sehr breit gefächert wird und dass die zusätzlichen Belastungen für einzelne Mitarbeiter nicht zu hoch werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am 25./26. März1999 wurde das Projekt anlaesslich des ADAPT Arbeitskreises 9 (Arbeit und Umwelt) in Berlin vorgestellt. Am 9./10. September 1999 erfolgte die Durchführung einer internationalen Konferenz mit dem Titel Re-gional competitiveness, employment and environment in Augsburg. Erste Erfahrungen des vorliegenden Projektes wurden mit ähnlichen Umwelt- und Beschäftigungsinitiativen im In- und Ausland ausgetauscht und - soweit übertragbar - für die Region Augsburg/Bayerisch Schwaben nutzbar gemacht.Am 21./22. Oktober wurde das Projekt zudem durch das Ifo-Institut während eines Workshops in Kassel präsentiert. Von 16.-18. Februar 2000 fand im Rahmen der ENFIVE-Projektpartnerschaft eine Konferenz zum Thema Environment and Employment in Amsterdam statt; das vorliegende Projekt war durch das Ifo-Institut und INEM vertreten.
Die 1999 vorgenommene Umfrage bei den Anbietern von Gütern und Dienstleistungen für den Umwelt-schutz in der Projektregion wurde zu Beginn des Jahres 2000 ausgewertet, analysiert. Ein Regionalver-gleich der Beschäftigungssituation wurde veranlasst. Zudem erfolgte die Auswertung der Befragungsakti-on der ADAPT-AG 2 Netzwerke anlässlich einer Redaktionssitzung Umweltbezogene Netzwerke am 4. Mai in Berlin. Hier wurde eine erste Auswahl für die Veröffentlichung in Frage kommender Netzwerke vorgenommen. (Der Entwurf des geplanten Tagungsbandes wurde am 7. 9. 2000 in Berlin vorgestellt).Am 17.18. Mai 2000 wurden die vorläufigen Projektergebnisse anlässlich eines transnationalen Treffens in Desenzano, Italien unter dem Tagungstitel Environmental Policy as an Opportunity for Jobs, illustrated by the Case of small and medium-sized Businesses and Industries in the Regions affected by Structural Change präsentiert.


Fazit

Festzuhalten ist, dass das Projekt erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen werden konnte. Insbesondere die Fallstudiensammlung dürfte weit über die Projektregion Augsburg/Schwaben hinaus von Interesse sein und damit der finanzielle Aufwand für das Gesamtvorhaben gerechtfertigt sein. Erfahrungsgemäss erzielt ein Projekt wie das hier vorliegende erst nach ca. ein bis zwei Jahren seine volle Wirkung, da die wissenschaftliche Begleitung erst rezipiert und die praktische Fallstudiensammlung noch weiter verbreitet werden müssen. Schon heute gibt es aber reges Interesse an den Projektergebnissen (z.B. von der UN-Entwicklungseinheit UNDP oder der deutschen Wirtschaftskreises B.A.U.M). Dies lässt den Schluss zu, dass sich die Etablierung der - doch mit erheblichem organisatorischen Aufwand verbunde-nen - Projektgemeinschaft sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene im Rückblick als rich-tiger Schritt erwies und als Modell für etwaige Folgeprojekte dienen mag.

Übersicht

Fördersumme

98.157,82 €

Förderzeitraum

06.11.1997 - 13.02.2001

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation