Projekt 12266/01

Fachkoordinierung der Entwicklung biotechnologischer Verfahren und Produkte im Sinne eines produkt- bzw. produktionsintegrierten Umweltschutzes in ausgewählten Industriebranchen

Projektträger

Fachhochschule OsnabrückInstitut für Thermische VerfahrenstechnikFachbereich Werkstoffe und Verfahren
Albrechtstr. 30
49076 Osnabrück
Telefon: 0541/969-2220

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bisher werden biotechnologische Verfahren im Umweltschutz überwiegend als add-on- bzw. End-of-pipe-Techniken eingesetzt, wie z. B. in der Abwasser-, Abluft- und Bodenreinigung. Mit dem Einsatz von Biotechnologie als produkt- bzw. produktionsintegrierte Technik, insbesondere vor dem Hintergrund des am 07.10.97 in Kraft getretenen Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes, könnte ein wesentlich effizienterer Umweltschutz erreicht werden. Die Einführung der integrierten Umwelttechnik verursacht für die Unternehmen allerdings größere Probleme, da sie meist mit erheblichen Eingriffen in bestehende Technologien, Betriebsstrukturen und Produktionsprozesse verbunden ist. Gerade mittelständische Unter-nehmen, die zwar als hochinnovativ einzuschätzen sind, deren Risikobereitschaft aber aufgrund ihrer Finanzsituation gering ist, benötigen aktive Unterstützung vor allem in den Bereichen Koordination und Kooperation, wenn sie konsequent und wissenschaftlich fundiert integrierte Umweltschutztechniken ent-wickeln und umsetzen wollen. Des Weiteren soll insbesondere im Rahmen des Förderschwerpunkts Biotechnologie die Kontaktaufnahme und die Zusammenarbeit der Industrie mit wissenschaftlichen Institutionen gefördert und unterstützt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt Fachkoordination arbeitete eng mit dem Referat Biotechnologie zusammen. Neben der Konzeption, Vorbereitung und Durchführung stiftungseigener Veranstaltungen sowie Messepräsentatio-nen, übernahm die Fachkoordination logistische und koordinative Funktionen im Rahmen der Vorbereitung von Treffen der Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats aus den Fachsektionen Lebensmitteltechnologie, textil- und papiertechnische Industrie. Die Begleitung und Beratung potentieller Antragsteller, die Vermittlung von Kontakten zwischen Vertretern von Hochschulen und mittelständischen Unternehmen, die fachliche Einschätzung und Vorbereitung der Anträge in der Beantragungsphase sowie die Erstellung der entsprechenden Vorlagen als Grundlage für die Entscheidung bezüglich einer Bewilligung oder Ablehnung durch den Generalsekretär bzw. das Kuratorium der Stiftung waren weitere Schwerpunkte der Fachkoordination. Darüber hinaus wurden auch in Zusammenhang mit Projekten, die außerhalb des Förderschwerpunkts angesiedelt waren, ähnliche Aufgaben übernommen.
Die Einführung biotechnologischer Verfahren in die betriebliche Produktion wird unter anderem durch die schleppende Übertragung der Ergebnisse biotechnologischer Forschung in die Praxis gehemmt. Dies ist sicherlich zum Teil durch fehlende Kontakte forschender Institutionen zur Industrie verursacht: bestehende Probleme sind nicht bekannt und ein Verständnis für Produktionsabläufe und andere, die Umsetzung unter Umständen erschwerende Bedingungen fehlt. Auch in den Unternehmen existieren jedoch Hemmnisse, die einer Entwicklung und Umsetzung biotechnologischer Verfahren entgegenstehen. Gerade kleinen und mittelständischen Betrieben fehlt oft das biotechnische Know-how, welches bei mangelnden Kontakten zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen nicht aufzubauen ist. Darüber hinaus erschweren insbesondere in den Branchen Papier, Textil und Lebensmittel wirtschaftliche Schwierigkeiten und eine eher traditionelle Arbeitsweise den Einsatz neuartiger Technologien. Neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten stellt das Fehlen personeller Kapazitäten ein weiteres großes Problem bei der Entwicklung und Durchführung von Forschungsprojekten in mittelständischen Betrieben der Branchen Papier, Textil und Lebensmittel dar. Im Rahmen des normalen Produktionsbetriebs kann kein Mitarbeiter freigestellt werden, um Forschungsvorhaben ausreichend vorzubereiten und zu betreuen.
Auch in der Biotechnologie besteht allerdings weiterhin erheblicher Forschungsbedarf. So entsprechen die gegenwärtig verfügbaren Biokatalysatoren nicht immer den Anforderungen industrieller Prozesse. Hier sind Verbesserungen bezüglich der katalytischen Aktivitäten, aber auch hinsichtlich ihrer Handhabung erforderlich. Die Höhe der Produktionskosten sowie eine nicht ausreichende Verfügbarkeit von Mikroorganismen und Enzymen verhindern oftmals deren Einsatz. Darüber hinaus fehlen praxisnahe Bewertungshilfen, um den ökologischen und ökonomischen Nutzen biotechnologischer Verfahren bzw. die Substitution bereits bestehender Verfahren für den jeweiligen Betrieb im Vorfeld abschätzen zu können.
Im Laufe der verschiedenen Veranstaltungen der Umweltstiftung zum Förderschwerpunkt (Osnabrücker Umweltgespräche, Kontaktforum) hat sich deutlich gezeigt, dass innovative Entwicklungen und neue Verfahrensansätze in den Branchen Papier, Textil und Lebensmittel nicht durch allgemeine Veröffentlichungen oder große Veranstaltungen auf den Weg gebracht werden können - trotz der Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung durch Fördermittel. Die Einbeziehung von Personen mit weitreichenden Kontakten zu Forschung und Industrie in die Initiierung von Projekten hat sich als Weg herausgestellt, um fachlich überzeugende, innovative Vorhaben ins Leben zu rufen. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation der Unternehmen sind es oft einzelne Persönlichkeiten, die eine Vorreiterrolle übernehmen und andere Unternehmer mitreißen können. Eine offensive Projektinitiierung erwies sich als notwendig.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert seit dem Bestehen des Förderschwerpunkts Integrierte Biotechnologie eine Vielzahl innovativer Vorhaben in diesem Bereich. Diese positiven Beispiele werden dazu beitragen, die Implementierung biotechnologischer Verfahren und Produkte zum Nutzen der Unternehmen und der Umwelt zukünftig voranzutreiben und bestehende Hemmnisse abzubauen. Um dies zu erreichen, ist oftmals Überzeugungsarbeit und offensives Werben notwendig gewesen, was im Rahmen der täglichen Referatsarbeit nicht zu leisten gewesen wäre. Die Anbindung des Projekts Fachkoordination an die Umweltstiftung und das Referat Biotechnologie wurde so eng wie möglich gestaltet, was für eine sinnvolle Beratung der Antragsteller sowie die Übernahme von Dienstleistungen für die Umweltstiftung unabdingbar war. Ein positiver Effekt der Ansiedlung des Projekts an die Fachhochschule Osnabrück bezüglich einer erleichterten Kontaktaufnahme mit potentiellen Antragstellern konnte jedoch nicht festgestellt werden. Dies liegt sicherlich auch an der ohnehin erschwerten Zugänglichkeit der Branchen für Forschungsprojekte. Hier wäre jedoch für die Zukunft zu überlegen, ob bei ähnlich gelagerten Förderschwerpunkten, deren Bearbeitungsintensität als deutlich über das normale Tagesgeschäft hinausgehend eingeschätzt werden kann, eine direktere Anbindung einer Fachkoordination an die Stiftung nicht vorteilhafter wäre.


Fazit

Der Förderschwerpunkt wurde im Rahmen zahlreicher Vorträge, regelmäßiger Besuche relevanter Tagungen, Messepräsentationen und stiftungseigenen, thematisch auf den Förderschwerpunkt zugeschnittenen Veranstaltungen veröffentlicht und an potentielle Antragsteller herangetragen. Dabei stellte sich heraus, dass kleine Veranstaltungen, wie z. B. Workshops, bzw. die Einbeziehung einzelner Personen mit vielfältigen Kontakten zu Forschung und Industrie wesentlich effektiver bezüglich der daraus entste-henden Projektanträge sind. Insgesamt wurde die Einschätzung bestätigt, dass die Branchen des Förderschwerpunkts viel Überzeugungsarbeit und Initiative von Seiten der Stiftung und der Fachkoordination bedürfen, um innovative Verbundvorhaben ins Leben zu rufen und durchzuführen. Nach 23 Monaten Projektlaufzeit befanden sich 30 Vorhaben zum Thema Integrierte Biotechnologie in der Förderung mit einer Fördermittelsumme von insgesamt 17,7 Mio. DM. Weitere Projektanträge wer-den zur Zeit noch geprüft. Damit kann der Förderschwerpunkt als sehr erfolgreich eingeschätzt werden. Er wird durch innovative Verfahrensentwicklungen bzw. -optimierungen sicherlich dazu beitragen, Produktionsverfahren im Sinne der Nachhaltigkeit ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu gestalten.

Übersicht

Fördersumme

95.611,58 €

Förderzeitraum

01.06.1997 - 28.03.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik