Projekt 12230/01

Die Bedeutung unterschiedlicher Kontexte von Umweltbildung für Nachhaltigkeitsbewußtsein

Projektträger

Leibniz Universität HannoverFachbereich Erziehungswissenschaften IInstitut für Sachunterricht und InterdisziplinäreDidaktik (ISID)
Schloßwender Str. 1
30159 Hannover
Telefon: 0511/7628380

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt zielte auf die empirische Untersuchung der Frage, in welchen biografischen und sozialen Kontexten umweltpädagogische Vorhaben, die der Popularisierung des Leitbildes Nachhaltige Entwicklung dienen, erfolgreich sein können. Die gemeinsame Hypothese der Forschungsvorhaben war, dass Nachhaltigkeitsbewusstein in verschiedenen Ausprägungen in die Lebenswelten von Individuen eingebunden ist. Das Projekt folgte vor diesem Hintergrund dem Konsens in der Umweltbewussteinsforschung, dass Bewusstseinsprozesse und Handlungsdispositionen bereichsspezifisch und lebensweltbezogen ausgeprägt sind.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs wurden in sechs Forschungsvorhaben empirische Untersuchungen zum Umweltbewusstein im Hinblick auf Nachhaltige Entwicklung durchgeführt. Die Untersuchungen waren am qualitativen Forschungsansatz ausgerichtet, d. h. im Mittelpunkt standen problemzentrierte Ínterviews, die computergestützt ausgewertet wurden. Die Forschungsvorhaben umfassten im einzelnen: Interviews mit sog. Lebensstilpionieren (d. h. Menschen, die es geschafft haben, ihr Handeln an den Kriterien von Nachhaltigkeit auszurichten), mit Berufsschülerinnen und Berufsschülern zu ihrer Wahrnehmung und ihrem Verhalten im Hinblick auf Mobilität, mit Kindern in schulischen und außerschulischen Umweltgruppen, mit Lehrerinnen und Lehrern aus verschiedenen Schularten, mit Erwachsenen, die in sog. Dritte Welt-Gruppen engagiert sind und mit der ökologisch-nachhaltigen Gestaltung von Bildungseinrichtungen im Elementarbereich.


Ergebnisse und Diskussion

Die einzelnen Studien geben auf unterschiedlichen Ebenen Hinweise für die Bildungspraxis. Bei den Lebensstil-Pionieren zeigte sich der Motivationskern nachhaltiger Lebensstile vor allem in der Betroffenheit als Ausdruck der Sorge um sich selbst und als Ausdruck der Sorge um andere, Bedeutende biografische Einflüsse, die zu solchen Motivationslagen beigetragen haben, lagen vor allem in der Kindheit und Jugend. Mitglieder aus sog. Dritte Welt-Gruppen zeigen vor allem vier Orientierungsmuster: politisch-nachhaltig, lebensstilfokussiert, karitativ und kulturell. Bei den Berufsschülerinnen und Berufsschülern wurde deutlich, dass auf der einen Seite Mobilitätsverhalten in hohem Maße habitualisiert ist, dass aber auf der anderen Seite handlungsorientierte Aktive (d. h. Jugendliche, die auch in anderen Lebensbereichen aktiv sind) durchaus Vorstellungen haben, wie sie ihr Mobilitätsverhalten tendenziell verändern können. Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen schulischen Umfeldern (z. B. Berufsschulen, Gesamtschulen) sind gegenüber dem gegenwärtig offenbar reduzierten Interesse von Jugendlichen an Umweltfragen (Dominanz der Arbeitsplatz- und Ausbildungsprobleme) eher skeptisch, halten aber auch hier die Einbindung von Nachhaltigkeitsperspektiven für aussichtsreich und möglich, wenn sie sukzessiv und bezogen auf die Ausbildungspraxis erfolgt. Kinder haben- vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten Wissens, durchaus realistische Vorstellunge von ihren Handlungsmöglichkeiten. Handlungsorientierte Bildungskonzepte bestätigend ist dies umso deutlicher der Fall je intensiver Kinder konkrete Handlungserfahrungen im Umweltbereich haben. Im Elementarbereich bieten sich Chancen, Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu initiieren, wenn Erfahrungsräume für Nachhaltigkeit geschaffen werde, wenn Lernen in Ernstsituationen ermöglicht wird und wenn für Partizipation (d. h. vor allem Teilhabe an lokalen Agenda-Prozessen) Gelegenheiten geschaffen werden.
Das Projekt hat insgesamt gezeigt - und damit die Grundannahme des Forschungsvorhabens bestätigend -, dass es keine kontextunabhängigen Bildungsstrategien geben kann, die Aussicht auf Erfolg versprechen: Zu beachten sind sowohl institutionnelle Rahmenbedingungen von Umweltlernen als auch alters- und biografiespezifische Entwicklungen und Situationen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Beteiligung an Fachtagungen und Publikation der Forschungvorhaben und ihrer pädagogischen Konsequenzen in der Reihe der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (vgl. Bolscho, D.; Michelsen, G. (Hrsg.): Umweltbewusstsein unter dem Leitbild Nachhaltige Entwicklung. Opladen: 2002.


Fazit

Die in diesem anwendungsorientierten Forschungsprojekt herausgefundenen Erkenntnisse können auf der Forschungsebene weitere spezifische Forschungsvorhaben anregen, z. B. die besondere Funktion von Orientierungs- und Verfügungswissen. Dieser Schwerpunkt wäre deswegen von aktuellem Interesse, weil er den in der PISA-Studie verwendeten Begriff der Kompetenz auf Umwelthandeln transferiert.
Darüber hinaus können die in diesem Projekt untersuchten Fragestellungen in entsprechend differenzierten Bildungskonzepten - von Projekten über Materialentwicklungen - ihren Niederschlag finden.

Übersicht

Fördersumme

219.037,44 €

Förderzeitraum

01.02.1998 - 31.03.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation