Projekt 11475/01

Regionale Umsetzung der kommunalen Agenda 21 im ländlichen Raum

Projektträger

Landesmuseum Natur und Mensch
Damm 40 - 44
26135 Oldenburg
Telefon: 0441/9244-300

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro (1992) wurde die Agenda 21 als globales Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert entworfen und von über 170 Staaten unterzeichnet. Die wichtigsten Vereinbarungen dieses Gipfelbeschlusses sollten auf regionaler und kommunaler Ebene bis Ende 1996 umgesetzt werden. Dieses ehrgeizige Ziel konnte bei weitem nicht erreicht werden. In der Bundesrepublik Deutschland hatten zu Beginn des Jahres 1997 weniger als 5 % der Städte und Gemeinden mit der Umsetzung der kommunalen Agenda begonnen, wobei ländliche Regionen noch geringere Zahlen aufzuweisen haben. Ziel dieses Projektes ist es, in der Region Weser-Ems eine möglichst große Zahl von Bevölkerungsgruppen zu motivieren, diesen Prozeß zu unterstützen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn der ersten Projektphase (bis Jahresende) wird ausgehend von bereits vorhandenen Arbeitsgruppen und Initiativen an den Regionalen Umweltbildungszentren Hollen (Ganderkesee) und Ammerland sowie dem Ökowerk Emden und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg die inhaltliche Arbeit zu Themen der Agenda 21 mit Vertreterinnen der Kommunen, ländlichen Organisationen, Vereinen u.a. initiiert und ausgebaut. Als methodisches Vorgehen sollen Runde Tische, Zukunftswerkstätten und Qualitätszirkel beispielhaft durchgeführt werden. In der zweiten Phase werden konkrete Projekte, die sich aus Phase eins ergeben haben, in ihrer Arbeit unterstützt und die Ergebnisse dokumentiert. Bei dieser Arbeit stehen folgende Ziele im Vordergrund: - Stärkung des Dialogprozesses zwischen möglichst allen gesellschaftlichen Gruppen in den Gemeinden und den Vertretern der Gemeinden. - Einbeziehung von Bürgerinnen mit Fachkompetenz und praktischer Erfahrung in den kommunalen Planungsprozeß mit dem Ziel der Effizienzsteigerung und Bürgernähe bei gemeindlichen Planungen. - Einbeziehung der örtlichen Jugend mit dem Schwerpunkt Zukunftsperspektive durch Bildungsarbeit in den Regionalen Umweltbildungszentren. - Einbindung der bisher kaum beachteten Dimension Eine Welt-Gerechtigkeit in gemeindliche Planungen in Zusammenarbeit mit den Eine-Welt-Gruppen. - Zusammenarbeit mit ausgewählten Betrieben in der Region, mit dem Ziel der Entwicklung nachhaltiger Betriebsstrukturen. Die Ergebnisse der ersten und vor allem zweiten Phase werden am Museum archiviert und bilden den Pool an konkreten Beispielen für eine interaktive Ausstellung.


Ergebnisse und Diskussion

Die interaktive Wanderausstellung `In´s einundzwanzigste Jahrhundert - Lokale Agenda 21 für eine lebenswerte Zukunft´ informiert nicht nur allgemein über die Inhalte der Agenda 21, sondern zeigt auch modellhafte Projekte, die im Weser-Ems-Gebiet initiiert worden sind. Schwerpunkte sind `Eine-Welt-Gerechtigkeit´, `Neue Lebensweise in Stadt und Land´ sowie `Zukunftsfähige Wirtschaft´.
Ein wichtiger Teil der Ausstellung ist die Pyramide, die Kurzfassungen der Kapitel der Agenda 21. Auf einer Karte ist zu ersehen, welche Städte und Gemeinden im Weser-Ems-Gebiet bereits eine Agenda 21 initiiert haben.
Ein Info-PC bietet die Originaltexte der Agenda 21 in deutscher und englischer Sprache sowie eine kommentierte und bebilderte Kurzfassung. Alle Projekte, die auf den Stellwänden zu sehen sind, werden vertieft. Außerdem werden weitere Projekte aus der Region und Videos von Agenda-Veranstaltungen gezeigt.
In Hörspielen kommen VertreterInnen der Gruppen zu Wort, die nach dem Aktionsprogramm von Rio gefördert werden sollen: 1) Die Geschichte eines Mädchens aus Nepal, 2) Zukunftsfähige Wirtschaft aus der Sicht eines Unternehmers, 3) Frauen und Agenda 21: Gleichberechtigung heute und morgen, 4) Hoffnungen und Sorgen eines Landwirtes für das nächste Jahrtausend.
Auf 13 Stellwandgruppen werden Projekte vorgestellt:
1) Projekte zur Förderung von Gesundheit und Bildung in Nepal (Eine-Welt-Verein Wardenburg e.V.),
2) Indianerland Rondonia: Projekt Uirapuru - Eine Brücke nach Amazonien (Eine-Welt-Verein Warden-burg e.V., ARA Bielefeld),
3) Gemeinsam durch die Mühen der Ebene, Projektarbeit und internationaler Jugendarbeitseinsatz (Nicaragua-Verein Oldenburg e.V.),
4) Jugendarbeit - Gegenseitige Hilfe im Umweltschutz, Jugendaustausch und Projektarbeit mit Ungarn (Regionales Umweltzentrum Schortens) - Miteinander macht Spaß - Integration von Kindern (Kriminalpräventativer Rat, Astrid-Lindgren-Schule Delmenhorst, Regionales Umweltzentrum Hollen),
5) Agenda 21 in Emden und Ostfriesland - Lokale Agenda in Emden und Leer (Fachhochschule Ostfriesland) - Ein Sonnenofen für Bangladesh (Fachhochschule Ostfriesland und Eine-Welt-Laden Emden) - Weltgeschichten:Kinder lernen fremde Kulturen kennen (Eine-Welt-Laden Emden, Jugendamt Emden) - Der Leer-Pfad: Der Agenda-Platz der Stadt Leer - Mit dem Fahrrad Natur und Kultur erleben in Ostfriesland: Ein Radwanderführer zur Förderung des sanften Tourismus (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club e.V. und Druckerei Isensee, Oldenburg),
6) Trophäen als sinnlose Ressourcen-Vergeudung: Beschlagnahmte Reiseandenken vom Zoll (Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg),
7) Eine europaweit bedeutsame Wald- und Kulturlandschaft: Das Pufferzonen-Konzept im Hasbruch (Revierförsterei Hasbruch, Hude),
8) EU-Pilot- und Demonstrationsprojekt zur ordnungsgemäßen und umweltschonenden Landbewirtschaftung (Landwirtschaftskammer Weser-Ems, Oldenburg),
9) Die Agenda 21 im Ammerland - Bau einer Druckentwässerungsleitung (Gemeinde Edewecht) - Agenda-Schule (KGS Rastede) - Jäger und Schüler schaffen gemeinsam einen Biotop (Hegering Edewecht),
10) Gesundes Brot - so natürlich wie möglich (Bäckerei Sambach, Bockhorn),
11) Ökologisch genießen - nachhaltig wirtschaften (Firma Lebensbaum, Diepholz),
12) Firma Holzwurm - ökologisch, sozial und wirtschaftlich (Fa. Holzwurm, Ihlow/Riepe),
13) Umweltgerechte Drucksachen - Ein Spagat zwischen Ökologie, Ökonomie und Design (Druckerei Plakativ, Kirchhatten).
Insgesamt dient die Ausstellung allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern als `Ideenbörse´ für eigene Projekte und für die Initiation der Lokalen Agenda 21 in ihren Gemeinden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ausstellung wurde vom 21.03. bis 16.05.1999 im Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg gezeigt. Die anschließende Wanderschaft hatte bislang die Stationen Edewecht, Emden, Moormerland, Delmenhorst, Wildeshausen und Nordenham.


Fazit

Agenda 21 ist ein langwieriger Diskussionsprozess. Das primäre Ziel der Ausstellung `In´s einundzwanzigste Jahrhundert´, möglichst viele Menschen zu informieren, konnte zweifellos erreicht werden. Im Ausstellungszeitraum konnte das Staatliche Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg mehr als 10.000 BesucherInnen verzeichnen. Da auch an den sechs weiteren Stationen der Ausstellung eine große Resonanz erzielt wurde und in der lokalen Presse in Zusammenhang mit der Ausstellung verstärkt über die Agenda 21 berichtet wurde, konnten damit dem Agenda-Prozess im Weser-Ems-Gebiet neue Impulse gegeben werden.

Übersicht

Fördersumme

91.009,95 €

Förderzeitraum

19.06.1997 - 09.05.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation