Projekt 10640/01

Begleitung des Demonstrationsvorhabens zur ganzheitlichen ökologischen Siedlungsplanung

Projektträger

Universität HannoverInstitut für Entwicklungsplanung undStrukturforschung GmbH (IES)
Lister Str. 15
30163 Hannover
Telefon: 0511/399-70

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die DBU hat im Jahr 1995 ein Demonstrationsvorhaben zur ökologischen Siedlungsplanung ausgeschrieben. Dabei wurden 16 Projekte von einer Fachjury für eine Förderung ausgewählt. Vom IES wurde eine kontinuierliche Zielkontrolle und Qualitätssicherung vorgenommen, um die Einhaltung der formulierten Qualitätsstandards in einzelnen Handlungsfeldern sicherzustellen. Die ausgewählten Projekte wurden fachlich und beratend begleitet. Weiterhin wurden nachgereichte Förderanträge in einer Vorprüfung bewertet und qualifiziert, damit die Jury die besten Konzepte daraus nachträglich für die Förderung auswählen konnte.

Zur Bewertung und Qualifizierung wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, der folgende Bereiche umfaßt:
· Integration der Umweltbereiche Energie, Hochbau, Verkehr, (Ab-) Wasser, Boden, Abfall;
· Kooperation der Planungsbeteiligten, insbesondere Arbeitsformen der projektbezogenen Zusammenarbeit;
· Berücksichtigung der Erfahrungen aus Modellprogrammen zum kosten- und flächensparenden Bauen, zur Selbst- und Gemeinschaftshilfe.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Beratungs- und Begleitkonzept beinhaltet:
· Bewertung und Qualifizierung der in den Jahren 1996 bis 1997 nachgereichten Förderanträge (Vorprüfung);
· Durchführung von zwei Beratungs- und Vernetzungswerkstätten zum Erfahrungsaustausch;
· Dokumentation der kontinuierlichen Projektberichterstattung und im Prozeß entstandenen fachlichen Beratungsbedarfe.

Inhaltlich orientiert sich das Beratungs- und Begleitkonzept an neuen umweltrelevanten Qualitätsstandards verschiedener Handlungsfelder. Es handelt sich um folgende Bereiche: Städtebau, Energie, Hochbau, Verkehr, (Ab-) Wasser, Boden/Freifläche, Klima/Luft, Abfall, örtliche Vernetzung.


Ergebnisse und Diskussion

Innerhalb des Demonstrationsvorhabens wurde deutlich, daß sich für Kommunen, die sich im Bereich einer nachhaltigen Siedlungsplanung engagieren, weitreichende Chancen ergeben:
· Imagegewinn durch glaubhafte Vorbild- und Multiplikatorfunktion;
· Schaffung zukunftsfähiger (regionaler) Arbeitsplätze (Qualifizierung des Handwerks);
· Innovative und nachhaltige Siedlungskonzepte entlasten kommunale und private Haushalte;
· Gestiegene Umweltqualität gewinnt als Wirtschafts- und Standortfaktor zunehmend an Bedeutung.

Anhand der Erfahrungen wurden folgende wesentlichen Erfolgsfaktoren abgeleitet:
· Je eher die Planungsentscheidungen getroffen werden, desto weniger Kosten entstehen (Fehlplanungen führen zu Mehrkosten);
· Eine frühzeitige Beteiligung aller Akteure ist notwendig, denn jede Maßnahme ist nur so effizient, wie sie von den Nutzern mitgetragen wird (Nachhaltigkeit durch Partizipation);
· Schaffung professioneller Strukturen für konstruktive Ideen (Lernende Planung);
· Eine interdisziplinäre und fachübergreifende Planung ist für die Entwicklung und Gewährleistung ökologischer Qualitätsanforderungen entscheidend (Qualitätsanwälte);
· Verwaltung sollte sich als Dienstleister verstehen (das kommunikative Rathaus);
· Es sollte vermittelt werden, daß trotz hoher ökologischer Qualitätsstandards individuelles Bauen möglich ist (Einheit in der Vielfalt);
· Ökologische Qualitätsstandards sollten rechtlich bindend festgeschrieben werden (F- und B-Plan);
· Es sollte aufgezeigt werden, daß Wirtschaftlichkeit durch den Einsatz einer intelligenten Kombination von Ver- und Entsorgungssystemen möglich ist.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Durchführung von zwei Workshops zum Thema: Ökologische Siedlungsentwicklung am 14.-15. Januar 1998 und 1.-2. Dezember 1998 in Hannover. Ziel der Veranstaltungen war es, innovative Ansätze ausgewählter Beispiele einer ökologischen Siedlungsplanung vorzustellen und vertiefend zu diskutieren. Dabei waren die zentralen Fragestellungen:
· Welche kommunalen Handlungsspielräume bestehen für eine Umsetzung ökologischer Siedlungsplanung?
· Welche neuen Beteiligungsformen fördern die Umsetzung?
· Welche Qualitätsstandards gibt es in den verschiedenen Ökobausteinen?
· Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es zur Umsetzung ökologischer Qualitätsstandards?
· Welche Konflikte und Hemmnisse sind zu überwinden?
· Welche kreativen Lösungsansätze können entwickelt werden?
Weiterhin erhielten die Projektträger die Gelegenheit, ihre Vorhaben auf einem Markt der Möglichkeiten zu präsentieren. Zur Unterstützung des Dialogs und des kontinuierlichen Kommunikations- und Informationsprozesses war es wichtig, daß je Modellvorhaben sowohl die beteiligten Kommunalvertreter als auch Vertreter der dazugehörigen Planungsbüros miteinander vernetzt werden. Durch die Diskussionen und die Präsentation verschiedener Projekte konkretisierten sich während der Workshops die Vernetzungsstrukturen projektübergreifend.


Fazit

Grundsätzliche Erfahrungen, die die Projektträger zwischen 1995 und 1998 gesammelt haben sind u. a.:
· Steuerungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand werden noch unzureichend genutzt;
· Ökologische Qualitätsanforderungen sollten im Grundsatz bereits im Flächennutzungsplan und in der Konkretisierung im Bebauungsplan festgeschrieben werden;
· Baugenehmigungen und die Vergabe von Fördermitteln sollten an die Einhaltung von Qualitätsstandards gebunden werden;
· Wert des ökologischen Bauens muß für die Nutzer erkennbar und nachvollziehbar sein;
· Informations- und Moderationsaufgaben sollten zukünftig als Planungskosten angerechnet werden;
· Sobald Preise die ökologische Wahrheit sagen, verbessern sich die Chancen einer nachhaltigen Siedlungsplanung wesentlich, da sie im Vergleich zum konventionellen Bauen konkurrenzfähig wird;
· Sonderprogramme und steuerliche Anreize sind weiterhin erforderlich, um von den Innovationen zur flächendeckenden Umsetzung einer nachhaltigen Siedlungsplanung zu gelangen.
Außerdem hat sich gezeigt, daß eine erfolgreiche Umsetzung maßgeblich von engagierten Schlüsselpersonen und politischen Förderern abhängt (Planungssicherheit).

Übersicht

Fördersumme

51.129,19 €

Förderzeitraum

31.05.1996 - 29.09.1999

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik