Projekt 10274/01

Umsetzung der AGENDA 21 im ländlichen Raum am Beispiel der Gemeinde Dörverden

Projektträger

mensch & region Böhm, Brückner, Kleine-Limberg GbR
Lindener Markt 9
30449 Hannover
Telefon: 0511/444454

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Am Beispiel von Dörverden, einer Gemeinde im ländlichen Raum, soll eine AGENDA 21 aufgestellt und Lösungs- und Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet werden, die zur Lösung regionaler und globaler Probleme auf lokaler Ebene beitragen können. Dabei soll mit Hilfe der Erkenntnisse der Selbstorganisation und durch die Verankerung partizipativer Prozesse und einer kooperativen Verwaltung das Umweltbewusstsein der Bevölkerung in Dörverden erhöht werden. Ziel ist hierbei auch das Erkennen von Mustern und Regelhaftigkeiten, die auf andere Kommunen übertragbar sind.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEinstieg in den Prozess durch Bürgerversammlung und zahlreiche Ak-Sitzungen, Informationsarbeit, Aktivierung, Ermittlung des Ist-Zustandes, Problemanalyse, Ideenfindung, Lösungsfindung, Prioritätensetzung, Umsetzung. Erarbeitung bestehender Wechselbeziehungen, Kooperationen, Förderung des vorhandenen Verständnisses für die Inhalte, komplexe Systeme und Prozessentwicklung. Recherche, Analyse vorhandener systemtheoretischer und Agenda-21-bezogener Kenntnisse und pra-xisbezogene Anwendung zur Umsetzung, Aktivierung, Vernetzung und Partizipation bzw. Ausbau kooperativer Verwaltung sowie Erhöhung des Informationsstands der Bevölkerung. Zur Zielorientierung auf nachhaltige Entwicklung wurde eine Ideen- und Projektkartei entwickelt, als strategisches Lenkungsinstrument. Den ganzen Prozess über fand durchgehend intensive bundesweite, z.T. darüber hinaus, Öffentlichkeitsarbeit statt. Methoden: ERHEBUNGEN: Befragungen (mündlich, schriftlich) standardisierte Interviews, Kartierungen; QUALIFIZIERUNG: Trainings u. Fortbildungsveranstaltung, Vorträge, Artikel; INFORMATIONSARBEIT und AKTIVIERUNG: Ausstellungen, allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, Wurfsendungen, Broschüren, Handzettel, Workshops, Veranstaltungen, ; PROZESSMANAGEMENT: Beratung, kreatives Problemlösen, Regeln des vernetzten Denkens, Moderation und Konfliktmoderation, Anwendung systemischer Methoden (Fragetechniken, Reflexionsrunden (Beirat, Exkursionen, Workshops, open space), Ideen-/Projektkartei, Strukturbildung (Aks, Vereine; EVALUATION: Zwischenbilanzen, standardisierte Interviews, Bewertungszielscheibe (Rang 1 bis 6) für Leitziele und Maßnahmen, Ideen- und Projektkartei), Bilanzierungsgrundlagen erstellt, nicht verwendet.


Ergebnisse und Diskussion

Die Initiierung eines sich selbst organisierenden lA-21-Prozesses ist in Dörverden aus der aktuellen Sicht gelungen. Verwaltungsspitze und der im Dezember 2000 gegründete Verein Forum Zukunft e.V. haben für die Zukunft eine Kooperation zur gemeinsamen weiteren Fortführung des lA-21-Prozesses verabredet. Die Gemeinde unterstützt das Forum jährlich mit 200 €. Der Verein Forum Zukunft e.V. setzt sich zur Zeit aus folgenden Mitgliedern zusammen: Vertreter der evangelischen Kirche Dörverden, des Arbeitskreises (AK) Kultur, des Ak Unsere Schulen, des Ak Fremdenverkehr, Gästeführer, der Ak Alles rund ums Pferd, Heimatverein Westen, AK Dörverdens Dörfer, Initiative Rettet den Standort, DGB Ortskartell, Vereinig. d. Selbständigen, Tagungshaus Drübberholz, weitere Einzelpersonen sowie ein Vertreter der Landwirtschaft (Marktbeschicker/Direktvermarktung). Auf den öffentl. Sitzungen ist i.d.R. auch ein Verwaltungsvertreter anwesend. Das Forum Zukunft e.V. gilt als offiz. Vertreter des lA-21-Prozesses in Dörverden. Für die Arbeit in Dörverden hat das Training für Moderation und Prozessmanagement, an dem rd. 20 AkteurInnen aus Dörverden teilgenommen haben, bewirkt, dass die einzelnen AkteurInnen näher zusammenrückten, für ein systemisches Grundverständnis des Umgangs mit komplexen Systemen und der nachhaltige Entwicklung qualifiziert wurden. Neue Leitlinien und -ziele sowie Maßnahmen wurden in den Bereichen Prozessentwicklung, eine Welt, Kultur und Soziales sowie gemeindliches Han-deln erarbeitet und entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Weitere Maßnahmen gab es in den Bereichen Nachhaltige Landnutzung, Gewerbe, Tourismus, Siedlungsentwicklung, gemeindliches Handeln, Soziales/Kultur, Ressourcenschutz, Eine Welt vor Ort, Prozessentwicklung. Für die Erarbeitung eines Evaluationssets gab es keine Unterstützung der AkteurInnen. Allgemeine Erkenntnisse des lokalen Agenda 21-Prozesses aus Dörverden: Menschen tun nur das, was sie mit Sinn für sich verbinden. Sinn im doppelten Sinn (Sinne und inhaltlicher Sinn) ist die Basis für Bewusstseinsbildung und Kommunikation. Die Fähigkeit zu kommunizieren, spielte für die Entwicklung des lA21-Prozesses eine bedeutende Rolle. (Wenn wir davon ausgehen, dass menschliche Wirklichkeit in den Menschen konstruiert wird und Kommunikation dazu dient, diese Konstruktionen (Ideen, Bilder und Erinnerungen) zu vermitteln, entsteht eine emergente Wirklichkeit im Dialog und im Multilog. Selbstvertrauen und die Frage, wie sich die AkteurInnen in das Geschehen selbst hineindefinierten, entschieden über Intensität und Erfolg ihrer Aktivitäten. Vor allem Fehlertoleranz, immer wieder aufeinander zugehen können und die Akzeptanz der anderen in ihrer Meinungsbildung waren notwendige Lernprozesse, die die dauerhafte Fortsetzung des lA-21-Prozesses ermöglichten. Aufgrund von Organisation bilden sich Muster/Strukturen (Aufbau-/Ablauforganisation) z.B. formale Bürgerbeteiligung, informelle Arbeitskreise, Vereine, u.a.. Die Muster- und Regelbildung war abhängig vom Bewusstseinsstand der Handelnden, ihrer Entscheidung, was sinnvoll ist und was nicht, ihrem Informationsstand und ihrer Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie der Bereitschaft, daraus zu lernen. Die sozialen, emotionalen und methodischen Kenntnisse und Fertigkeiten, Informationen in den Lebens- und Entscheidungsalltag einbinden zu können, zu wollen und die Zeit, sich mit den Informationen zu befassen, bestimmten Umsetzungsgeschwindigkeit, -menge und -qualität der Maßnahmen. Die Übernahme von Verantwortung für neue Strukturen und Akteure zur Zielerreichung benötigte eine Evaluation durch Kommunikation innen und Außen, brauchte Transparenz, um das Handeln der anderen zu überblicken und die Fähigkeit der Selbstreflexion. Lebensumstände und Fähigkeiten, mit mehreren Rollen gleichzeitig umgehen zu können, spielten für das jeweilige Verhalten der einzelnen eine große Rolle. Besonders hervorhebenswert für lA-21-Prozesse ist der TRANSPARENTE Umgang mit Er-wartungen, unausgesprochenen Abmachungen sowie die gemeinsame Bewertung der Aktivitäten und Ziele. In diesen Bereichen bestehen u.E. große Chancen für den Erfolg der Umsetzung lA-21-Prozesse. Die Menschen sind im Hinblick auf die kommunale Entwicklung in ihrer Entscheidung zwar Individuen, trotz allem aber eingebunden in ein soziales Netzwerk aus Berufssituation, Familienstand, Kinderzahl, Schulbildung, Gesundheitszustand usw. und beeinflusst durch ihre eigene Geschichte und den damit verbundenen Erfahrungsschatz.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ausstellungen, Pressearbeit, Radio/Fernsehen, sechs Agenda-Infos, Zwischenberichte, Bürgerbroschüre, Veranstaltungen, Vorträge, Fortbildungsveranstaltungen, Trainings, Wurfzettel; Zwischenbilanzen, intuitive Bewertungsrunden, Exkursionen in D., Veröffentlichungen, Workshops.


Fazit

Grundlage für erfolgreiche Umsetzung der LA 21 und Umweltbewusstseinsbildung ist die Fähigkeit der Menschen, das evolutionäre Lernen zu erkennen, zu reflektieren und immer wieder anzuregen. Menschen entscheiden autonom, aber aufgrund ihrer eigenen Struktur, Qualifikation, Befähigung. Hier muss in Zukunft vermehrt angesetzt werden. Systemtheoret. Wissen ist für die Umsetzung LA-21-Proz. sehr hilfreich. LA-21-Prozes im ländlichen Raum benötigen v. a. Qualifikation, Befähigung und regelmäßige Informationsbereitstellung, in einem den Menschen angemessenen Maß sowie Beratung, da ihnen dafür notw. Strukturen häufig fehlen, während intensive Beziehungsgeflechte vorhanden sind. LA 21 und Systemtheorien sollten in Zuk. Bestandteil von Aus-, Weiter-, Fortbildung in ALLEN Bereichen sein.

Übersicht

Fördersumme

222.984,10 €

Förderzeitraum

23.05.1997 - 22.01.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation