Projekt 09919/02

Förderschwerpunkt Umweltkommunikation für Kinder und Jugendliche in den Massenmedien: Zeitungsprojekt – Jugend und Umwelt – Grenzüberschreitende Kooperation

Projektträger

IZOP Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren GmbH
Heidchenberg 11
52076 Aachen
Telefon: 02408/5889-20

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Hinblick auf die geplante Osterweiterung der Europäischen Union gehört der Umweltschutz zu den Politikbereichen, in denen die ost- und südosteuropäischen Beitrittskandidaten nach der Wende von 1989/90 einerseits zwar sichtbare Fortschritte erzielt haben, andererseits aber die Beitrittsvoraussetzungen der EU vielfach noch nicht erfüllen. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt Jugend und Umwelt - grenzüberschreitende Kooperationen (1.10.2000 - 30.9.2003) 3 Ziele: (1) Schüler aus Deutschland, Polen und Tschechien mittels journalistischer Recherchen über vor allem grenzüberschreitende Umweltprojekte für Umweltfragen und die Erfordernisse einer nachhaltigen Entwicklung zu sensibilisieren; (2) durch einen medienkundlichen Projektunterricht mit den drei überregionalen Tageszeitungen F.A.Z., Rzeczpospolita (Polen) und Mladá Fronta Dnes (Tschechien) die Zeitung lesen und nutzen zu lernen und (3) in der persönlichen Begegnung der jungen Menschen wechselseitige Vorurteile zu überwinden und so einen Beitrag zur europäischen Verständigung und Integration zu leisten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜber die dreijährige Laufzeit des Projektes besuchen sich die 15 deutsch-polnischen und 10 deutsch-tschechischen Partnerschulen mit jährlich wechselnden Projektklassen gegenseitig, recherchieren unter fachlicher Begleitung einer F.A.Z.-Redakteurin in der Region ihrer Partnerschule ein umweltrelevantes Thema und machen ihre Rechercheergebnisse durch eine Veröffentlichung in der F.A.Z. auf der vier Mal im Monat erscheinenden Sonderseite Jugend und Umwelt einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Eine Auswahl dieser Artikel erscheint zusätzlich in polnischer bzw. tschechischer Übersetzung in den Kooperationszeitungen Rzeczpospolita und Mladá Fronta Dnes. Während ihres Austausches wohnen und leben die Schüler in den Familien ihrer Partnerschüler und lernen auf diese Weise das Nachbarland und den Alltag der Menschen vor Ort aus erster Hand kennen. Ein medien- und umweltpädagogischer Projektunterricht bereitet die Schüler inhaltlich und methodisch auf die Umweltrecherche, das Schreiben für die F.A.Z. und den Umgang mit einer Tageszeitung vor. Dazu erhält jeder Projektschüler und -lehrer ein kostenloses Abonnement der F.A.Z.. Zusätzlich wird den polnischen und tschechischen Schülern und Lehrern die Rzeczpospolita bzw. die Mladá Fronta Dnes ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Umwelt - im Konzept der nachhaltigen Entwicklung in einer ganzheitlichen Perspektive als integrativer Bestandteil komplexer, vernetzter Systeme wahrgenommen und als Resultat sich wechselseitig beeinflussender sozialer, politischer, ökonomischer, technischer, kultureller Faktoren begriffen - erscheint vor allem Jugendlichen als ein abstraktes, kompliziertes, anonymes Phänomen. Im Rahmen des Projekts ist es durch die wechselseitige Verschränkung der 3 Themenbereiche (1. journalistische Umweltrecherche und -berichterstattung; 2. interkultureller, europäischer Dialog; 3. Zeitungs- und Medienkunde) gelungen, rund 3.500 Schülern eine konkrete und anschauliche Vorstellung des abstrakt-komplexen Umweltbegriffs zu vermitteln und dadurch Umweltwissen und -bewusstsein zu stärken. Jede der insgesamt 150 Projektklassen hat das Thema ihrer Umweltrecherche intensiv vorbereitet, wirtschaftliche, politische, soziale, technische, kulturelle Rahmenbedingungen und Hintergründe, Probleme und Lösungsansätze herausgearbeitet und sich das erforderliche (biologische, chemische, technische, ökonomische) Fachwissen und -vokabular - fächerübergreifend - angeeignet. Auf diese Weise haben die Schüler zugleich vieles über Land und Leute und die Verhältnisse, in denen ihre Partnerschüler und deren Eltern leben, gelernt. Dieses landeskundliche Wissen wurde anschaulich und praktisch durch das, was die Schüler während der Besuchswoche bei ihrer Partnerschule selber erlebten. Eindrucksvoll berichteten sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke in der regelmäßig auf der Jugend-und-Umwelt-Seite in der F.A. Z. veröf-fentlichten Bilanz der Begegnungen. Es konnten nicht nur die landläufig bekannten Vorurteile und Klischeevorstellungen über die Polen, die Tschechen, die Deutschen überwunden werden, ohne dass die Unterschiede - vor allem in den materiellen Lebensbedingungen - geleugnet worden wären. Es sind auch viele persönliche Freundschaften entstanden und einige Schulen wollen ihre Partnerschaft über das Ende des Projekts hinaus fortführen.
In der journalistischen Umweltrecherche vor Ort hatten die Schüler die Gelegenheit, das erarbeitete Umweltwissen anzuwenden und am konkreten Objekt anschaulich und praxisnah zu erfahren und zu erproben - eine Grundvoraussetzung nicht nur für die Einsicht in die Notwendigkeit von Umweltschutz und eigenem umweltverträglichen Verhalten, sondern auch für eine allgemeinverständliche journalistische Aufbereitung meist komplizierter ökologischer Zusammenhänge. Das war eine zusätzliche Herausforderung für die polnischen und tschechischen Teilnehmer, die sie hervorragend gemeistert hatten, mussten sie doch in deutscher Sprache recherchieren und für die F.A.Z. schreiben. Auf 100 Seiten in der F.A.Z. und 4 Seiten in der Prager Zeitung haben die Schüler eine breite Öffentlichkeit von Lesern regelmäßig über die Ergebnisse ihrer Recherchen und damit über die Vielschichtigkeit der ökologischen Frage im Kontext der Osterweiterung der Europäischen Union informiert und die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit im Umweltschutz zwischen Polen, Deutschland und Tschechien für die osteuropäische Integration anhand konkreter Beispiele vor Augen geführt. Die Schüler wurden so zu Botschaftern und Multiplikatoren des Umwelt- wie des europäischen Integrationsgedankens.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

100 Jugend-und-Umwelt-Seiten in der F.A.Z. und 4 in der Prager Zeitung dokumentieren nicht nur die Arbeit der Schüler und die Resultate, die sie erzielt haben. Sie haben auch bei den Lesern dieser Zeitungen Interesse und Neugierde an der Umweltthematik im Kontext der Osterweiterung der EU und an den in diesem Zusammenhang noch virulenten geschichtlichen Kontexten und Erinnerungen geweckt, wovon zahlreiche Briefe an die Projektredakteurinnen zeugen. Eine zusätzliche Veröffentlichung der Schülerartikel in den beiden überregionalen Tageszeitungen Rzeczpospolita (Polen) und Mláda Fronta Dnes (Tschechien) kam - trotz fester Zusagen - leider nicht zustande. Dafür hat die Projektarbeit in den jeweiligen regionalen und lokalen Medien, vornehmlich in den Tageszeitungen, ein großes Echo gefunden, das zusammen mit anderen Formen und Orten der Berichterstattung über das Projekt in 3 Jahresberichtsbänden dokumentiert ist. Aufgrund seines erfolgreichen Verlaufs und Vorbildcharakters ist das Projekt in dem Sammelband Jugend und Umwelt - Grenzüberschreitende Kooperationen, hrsg. v. IZOP-Institut, Aachen 2003 (ISBN 3-89294-312-5), dokumentiert, der zugleich als Rat- und Ideengeber für einen projektorientierten Austausch mit Schulen aus den mittel- und osteuropäischen Nachbarlän-dern dient.


Fazit

Das Projekt hat sich mit seinem journalistischen Rechercheansatz im grenzübergreifenden, ost-westeuropäischen Kontext als eine Art Transmissionsriemen für Umweltbildung, Umweltinformationsvermittlung und -aufbereitung für eine breite Öffentlichkeit bewährt. Es hat darüber hinaus durch die Begegnungswochen der Schüler eindrucksvoll demonstriert, wie die osteuropäische Integration im Kleinen durch einen wechselseitigen interkulturellen Lern- und Kommunikationsprozess gelingen kann.

Übersicht

Fördersumme

1.125.901,54 €

Förderzeitraum

29.05.2000 - 31.03.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Naturschutz
Umweltkommunikation