Projekt 08980/01

Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung: Strategien zur Entwicklung torfreduzierter bzw. torffreier Substrate im Gartenbau unter Verwendung von Komposten, Holzfasern und Rindenhumus

Projektträger

Landwirtschaftskammer HannoverLehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau
Heisterbergallee 12
30453 Hannover
Telefon: 0511/4005-152

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Als übergeordnetes Ziel steht langfristig der Ersatz von Torf im Gartenbau, dessen Verwendung durch die Endlichkeit der heimischen Ressourcen und ökologische Bedenken oft zur Diskussion steht. Dazu ist es nötig, die Qualitätskriterien von Holzfasern und Substratkompost für eine dauerhafte Nutzung im Gartenbau weiter zu überprüfen und zu ergänzen. Insbesondere die physikalischen Eigenschaften von Substratkomposten müssen erfasst und standardisiert werden. Es fehlen auch gesicherte Anwendungsempfehlungen für Holzfasersubstrate in der gärtnerischen Praxis. Durch neue Verfahren produzierte Holzfasersubstrate sollen in der Praxis überprüft werden, um am Ende Sicherheit bei der Anwendung und Akzeptanz für torffreie Substrate zu schaffen, deren Praxistauglichkeit belegt ist.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenTeilprojekt a) Erfassung und Standardisierung physikalischer Eigenschaften von Komposten
· Suche nach einfachen, kostengünstigen und effektiven Verfahren zur Messung der relevanten physikalischen Größen, wobei zuerst Luftkapazität, Wasserkapazität, Kapillarität, Wiederbefeuchtung, Schrumpfung und Sackung im Vordergrund stehen.
· Definition von Mindestanforderungen in Bezug auf die physikalischen Eigenschaften
· Versuche zur gezielten Verbesserungen der physikalischen Eigenschaften durch Mischung der Substratausgangsstoffe.
· Kontinuierliche Prüfung der Substrate unter Praxisbedingungen im Vergleich zu herkömmlichen Substraten und nicht modifizierten bzw. physikalisch definierten Kompostkultursubstraten.
Teilprojekt b) Chancen und Grenzen von Holzfasersubstraten - Erarbeitung von Anwendungsempfehlungen und Kulturanleitungen für den Gartenbau.
· Herstellung von verschiedenen definierten Mischungen auf Holzfaserbasis
· Optimierung der Rezepturen im Versuchsbetrieb der LVG-Ahlem
· Überprüfung der Praxistauglichkeit in den am Projekt beteiligten Gartenbaubetrieben
· Überprüfung und Fortentwicklung der erstellten Mindestanforderungen. Erarbeitung von weiteren Prüf- und Qualitätskriterien, die das vorhandene Gütesicherungssystem der Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzenbau e. V. komplettieren.


Ergebnisse und Diskussion

Als empfehlenswerte, torfreduzierte Mischungen, die einen möglichst geringeren Anteil Torf enthalten, können drei Zusammensetzungen angegeben werden. Ein Substrat mit 60 Vol. % Holzfaser und 40 Vol. % Torf, 40 Vol. % Holzfaser, 40 Vol. % Torf und 20 Vol. % Substratkompost und 60 Vol. % Holzfaser, 20 Vol. % Rindenhumus und 20 Vol. % Substratkompost. Die Versuche mit diesen Sub-straten zeigten im Versuchsbetrieb größtenteils gleichwertiges Wachstum und gleichwertige Qualitäten der Pflanzen im Vergleich zu Standardsubstraten (EEP, TKS, RKS oder Kompostkultursubstrat).
In den Praxisversuchen zeigten sich zwei Probleme: Die Stickstoff-Immobilisierung des Substrates (vor allem durch die Holzfaser bedingt) und eine mangelnde Wasserversorgung vor allem in den Sommermonaten. Als Empfehlung an den Pflanzenproduzenten, der torfreduzierte und torffreie Substrate ver-wendet sind folgende Punkte zu beachten: Die Substrate sollten regelmäßig beprobt und analysiert werden, damit ein evtl. Stickstoffmangel der Pflanzen frühzeitig erkannt werden kann. Dann hat der Produzent die Möglichkeit mit Sonderdüngungen oder mit einem erhöhtem Stickstoffgehalt in der Nährlösung die Stickstoff-Immobilisation auszugleichen. Außerdem muss sichergestellt werden, dass Pflanzen in diesen Substraten auf einer eigenen Bewässerungseinheit stehen, damit bedarfsgerecht bewässert werden kann.
Die Stickstoff-Immobilisation von Holzfasern bzw. von torffreien oder stark torfreduzierten Substraten ist nach wie vor nicht vorhersehbar. Das macht den Einsatz von torfreduzierten bzw. torffreien Substraten nach wie vor in der Praxis problematisch. Zur Zeit kann nur die Devise herausgegeben werden, dass bei Mischung von mehreren organischen Stoffen die Stickstoff-Immobilisation aller Substratausgangsstoffe möglichst unter 50 mg N/l liegen sollte.
Die Holzfasern aus dem Siebüberlauf von Kompostieranlagen sind für die Verwendung in Substraten nur begrenzt nutzbar. Durch die hohen Nährstoffgehalte und die hohe Stickstoff-Immobilisierung des geprüften Materials ist eine Einmischung von über 20 Vol. % ins Substrat nicht empfehlenswert.
Bei den physikalischen Eigenschaften ist festzustellen, dass die geprüften Holzfasern gegenüber Torf innerhalb eines Jahres ca. 40 % der Trockenmasse (und das in den ersten 8 bis 16 Wochen) verlieren. Bei der Lagerung von torffreien Substraten und Standardsubstraten über den Zeitraum von einem halben Jahr konnte in zwei Versuchen (Sommer- und Winterhalbjahr) nachgewiesen werden, dass die Korngrößenverteilung sowie die Luft- und Wasserkapazität der Substrate nicht beeinflusst wird.
Die Wasseraufnahme und Wasserabgabe von torfreduzierten und torffreien Substraten ist im Vergleich zu Standardsubstraten etwas geringer einzuschätzen. Es wird von den getesteten torfreduzierten und torffreien Substraten in der Regel etwas weniger Wasser aufgenommen, während die Wasserabgabe parallel zu Standardsubstraten verläuft.
Definitionen von Mindestanforderungen der physikalischen Eigenschaften konnten nicht erarbeitet werden, da die Suche nach einfachen Verfahren zur Messung dieser Eigenschaften, die in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Bohne durchgeführt wurde, noch nicht zum Ziel führten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bei Veranstaltungen, bei Führungen von Besuchergruppen in der LVG, Präsenz im Internet und durch Veröffentlichungen in der Fachpresse werden die Ergebnisse des Projektes weitertransportiert. Auch bei Vorträgen im Bereich Torfersatz werden die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesem Projekt vorgestellt. Außerdem wurden auf einem Stand bei der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) in Essen die Ergebnisse für ein großes Publikum präsentiert.


Fazit

Es ist möglich in torffreien Substraten aus Holzfasern, Rindenhumus und Substratkompost qualitativ hochwertige Pflanzen in Praxisbetrieben zu produzieren. Allerdings ist ein Umdenken bei den Faktoren wie Bewässerung, Düngung und Hemmstoffeinsatz notwendig.
Andererseits sind gerade bei biologisch belebten Substraten noch einige Fragen offen, die nicht abschließend bearbeitet wurden. Dazu zählen die Stickstoff-Immobilisierung und die Verpilzung von Substraten.

Übersicht

Fördersumme

235.488,26 €

Förderzeitraum

01.06.1999 - 01.06.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Ressourcenschonung
Umwelttechnik