Projekt 08738/01

Förderschwerpunkt Bioabfallverwertung (1): Komposteinsatz im Gartenbau

Projektträger

Universität HannoverFachbereich Gartenbau, Abt. BaumschuleInst. f. Zierpflanzenbau, Baumschule undPflanzenzüchtung
Herrenhäuser Str. 2
30419 Hannover
Telefon: 0511/762-2635

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Sinnvolle Verwertungsmöglichkeiten für Komposte im Freiland-Gartenbau könnten im Bereich der Regulation des Humushaushalts und des Nährstoffersatzes liegen. So könnte durch die sachgerechte Kompostanwendung die Düngung mit mineralischen Phosphaten - und damit der knappen Phosphatvorräte - möglicherweise stark verringert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Eigenschaften der zentral hergestellten Komposte, insbesondere die Nährstofffreisetzung und die bodenphysikalischen Wirkungen, für den Anwender erkennbar bzw. kalkulierbar sind. Sollten sich Bioabfall- und Grüngutkomposte hinsichtlich ihrer Nährstoffdynamik als berechenbar erweisen, so wären vor allem im Baumschulbereich und bei Spargelkulturen positive Umweltwirkungen zu erwarten, die über die reine Bewältigung der Entsorgungsproblematik hinausgingen. Gerade in diesen Bereichen werden in der Praxis zum Ausgleich des Humushaushaltes und zur Humusanreicherung heute noch große Mengen an Stallmist ausgebracht, die aufgrund ihrer im Vergleich zu Komposten höheren Anteile an mineralischem Stickstoff (N) und einer oft stärkeren Mineralisierung eher zu einer Nitratbelastung des Grundwassers führen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Teilprojekt Gemüsebau wurden 1997 und 1998 Feldversuche in Spargelkulturen mit den Faktoren Organische Dünger (Bioabfallkompost, Grüngutkompost, Pferdemist), Aufwandmengen (C-Mengen entsprechend 200 bzw. 600 dt Pferdemist/ha), mineralische N-Düngung (Sollwerte 80, 120 kg N/ha) angelegt. Erfasst werden Nmin- und Wassergehalt (periodisch), Stangenerträge (im zweiten und dritten Standjahr), ober- und unterirdische Pflanzenmasse (Triebe, Rhizome, Wurzeln im zweiten Standjahr), Kohlenstoff- und Nährstoffgehalt des Bodens (jährlich), pH-Werte, Porenvolumen, Porengrößenverteilung und Aggregatstabilität (Versuchsbeginn und -ende). Im Teilprojekt Baumschule wurden auf einem typischen Baumschulboden Versuche mit den Faktoren ‚Organische Dünger (Bioabfallkompost, Grüngutkompost, Pferdemist, keine organische Düngung), ‚Menge des organischen Düngers (200, 400, 800 dt/ha Stallmist, bei den Komposten entsprechende C-Mengen) und ‚Häufigkeit der Ausbringung des organischen Düngers angelegt. Nach zwei Jahren wurden die Pflanzen (Ligustrum vulgare L., leichte Sträucher)gerodet. Zu Beginn des dritten Jahres erfolgte auf einer Hälfte der Fläche eine neue Aufschulungohne neue organische Düngung, auf der anderen Hälfte mit organischer Düngung (Faktoren wie im ersten Jahr). Gemessen wurden im Boden Mineralstickstoff- und Gesamtstickstoffgehalte, Mineralstickstoffgehalte in Sickerwasserproben, P-, K- und Mg-Gehalte, pH-Werte, Salzgehalte, Humusgehalte, Kationenaustauschkapazität, Porenvolumen und Porengrößenverteilung, Bodenwasserspannungen. Bei den Pflanzen wurden Triebwachstum und Nährstoffgehalte ermittelt.


Ergebnisse und Diskussion

Bei Spargel kam es aufgrund des weiten C/N-Verhältnis (>20) in den Pferdemist- und Grüngutkompostvarianten zu Beginn des ersten Versuchsjahres zunächst zur N-Immobilierung, während aus dem Bioabfallkompost sofort Stickstoff freigesetzt wurde. Tendenziell lagen die Nmin-Werte während der gesamten Versuchsdauer in den Pferdemistvarianten am höchsten. Trotz der insgesamt niedrigsten Gesamtstickstoffmenge wurde 1998 aus dem Pferdemist mit 28% der größte N-Anteil mineralisiert, aus den Komposten jeweils nur 6 und 8%. Auch die Bilanzierung des N-Haushaltes (Bilanzgrößen: Nmin-Gehalt, organische und mineralische Düngung, Mineralisation, Pflanzenentzug) ergab in den Kompostvarianten geringere N-Verluste als bei konventioneller Düngung mit Pferdemist. Die Ertragsauswertung zeigte nur im zweiten Standjahr, das für die Dauerkultur Spargel nur von geringer Bedeutung ist, eine geringe Ertragsdepression in den Grünkompostvarianten, die auf die N-Immobilisierung im Vorjahr zurückzuführen war. Im dritten Standjahr konnten keine Ertragsunterschiede mehr festgestellt werden.
Im Teilprojekt Baumschule konnte der Humusgehalt eines mittelhumosen Sandbodens durch den Einsatz von Stallmist, und Komposten geringfügig gesteigert werden. Im Mittel der drei Versuchsjahre und der zwei Ausbringungstermine war die Umweltbelastung durch Stickstoffauswaschung bei Grüngutkompost am geringsten. Die Mineralisation ist hierbei am ehesten an den geringen Stickstoffbedarf der meisten Baumschulkulturen angepasst. Alle organischen Dünger können zur Mineralstoffversorgung des Bodens beitragen, allerdings limitiert meist ein Nährstoff (N oder P) die Ausbringungsmenge. Beim Bioabfallkompost und Stallmist kam es beim dritten Ausbringungstermin zu überhöhten Salzgehalten im Boden, was wahrscheinlich zu Pflanzenschäden führte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Veröffentlichungen im Rahmen der vom ZVG koordinierten Öffentlichkeitsarbeit:
· Gartenbau Report Extra September 1998 Kompost im Gartenbau II
· DBU Statusseminar Förderung der Bioabfallverwertung am 25/26.11.98 in Osnabrück Initiativen zum Umweltschutz 10 S.11-16, 33-40.
· Gartenbau Report Extra November 1999 Neue Komposte für den Gartenbau S. 16-19, 20-24
Präsentation des Versuches /Versuchsführungen:
· Landwirtschaftskammer Hannover, LVG Ahlem Ahlemer Seminar - Fit für Kompost am 09.09.98 in Bendingboste
· Großvorführung Maschinen und Geräte im praktischen Einsatz der Vereinigung der Spargelanbauer in Niedersachsen e.V. am 10.09.98 in FuhrbergVorträge:
· 36. u. 37. Tagung der Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft e.V. (DGG), BDGL-Schriftenreihe Band 17 (1999), S. 13, S. 124, Band 18 (2000), S. 68
· Koordinationstreffen Spargelforschung am 18.03.99 in der Forschungsanstalt Geisenheim
· 43. Tagung der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften e.V. (DPG) vom 16. Bis 18.09.99 in Göttingen. Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. Band 12, S. 71-72
· 4. Sitzung des Versuchs- und Informationsausschusses der Vereinigung der Spargelanbauer in Niedersachsen e.V. am 23.09.99 in der VBOG Langförden
· 37. Tagung der Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft e.V. (DGG) 08. bis 10.03.00 in Zürich. BDGL-Schriftenreihe Band 18, S. 68
· 58. Tagung des Arbeitskreises Spargel der Bundesfachgruppe Gemüsebau im Bundesausschuss Obst und Gemüse (ZVG) am 10./11.04.00 in Unna
Artikel in Fachzeitschriften:
· Komposteinsatz im Spargelanbau Gemüse 35 (1) Januar 1999, S. 45-48
· Organische Dünger im Spargelanbau - eignen sich Komposte aus der getrennten Erfassung von Bioabfall- und Grünschnittsammlung Spargel- und Erdbeerprofi 2 (1) Februar 2000, S. 20-25
· Anwendung von Komposten als organische Dünger im Spargelanbau Schwerpunktausgabe Flächige Verwertung von Abfällen KA-Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall 47 Juni 2000, S. 866-870
· Gut für Boden und Wasser: Komposteinsatz im Spargelanbau Humus 2 (1) Juni 2000 S. 1-2


Fazit

Im Hinblick auf eine umweltgerechte und grundwasserschonende Spargelproduktion sind Komposte als organische Dünger besser geeignet als Pferdemist. Zur Sicherung der N-Versorgung der Spargelkultur ist eine mineralische Ergänzungsdüngung erforderlich, die auf der Basis von Nmin-Werten erfolgen sollte. Zur Flächenvorbereitung im Herbst ist der Einsatz von Frischkompost sinnvoller, weil durch die mögliche N-Immobilisierung noch im Boden vorhandene überschüssige Stickstoffmengen konserviert und vor Auswaschung geschützt werden können. Bei der Kompostanwendung im Frühjahr empfiehlt es sich jedoch, einen Fertigkompost zu verwenden, um die N-Versorgung der Jungpflanzen nicht zu behindern.
Auch in der Baumschulproduktion waren nach Ausbringung geeigneter Komposte im Vergleich zu Stallmist geringere Umweltbelastungen und positive Wirkungen auf den Wasserhaushalt des Bodens und damit das Pflanzenwachstum festzustellen. Als geeignet erscheinen aber nur hochwertige Komposte mit geringen Nährstoffgehalten (Substratkompost, hohe Beschaffungskosten). Die beiden eingesetzten Bioabfallkomposte können wie der Stallmist des letzten Versuchsjahres nicht empfohlen werden.

Übersicht

Fördersumme

265.305,78 €

Förderzeitraum

01.01.1997 - 14.01.2002

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Ressourcenschonung
Umwelttechnik