Projekt 05491/01

Innerdeutsches Modellprojekt: Konservierung von umweltgeschädigten Bronze- und Galvanoplastiken mit besonderem Schwerpunkt der Weiterbildung von mittelständischen Restauratorenbetrieben

Projektträger

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Hofgraben 4
80539 München
Telefon: 089/2114-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Schäden an Bronzen und Galvanoplastiken im Freien stehen in direktem Zusammenhang mit den Umweltbedingungen am jeweiligen Aufstellungsort. Besonders an Galvanoplastiken zeigen sich Schäden in erschreckendem Ausmaß. Deshalb sollen an einer Reihe von Denkmälern in Sachsen und Sachsen-Anhalt beispielhafte Restaurierungen ausgeführt werden. Publikationen und Fortbildungsveranstaltungen werden das öffentliche Interesse an der Aufgabenstellung stärken. Insbesondere mittelständischen Restauratorenbetrieben soll die Möglichkeit zur Einarbeitung in die speziellen Arbeitstechniken bzw. zur Vertiefung bereits vorhandener Kenntnisse geboten werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs handelt sich um ein Verbundprojekt. Die Restaurierungsarbeiten an Bronzen und Galvanoplastiken erfolgen in Sachsen und Sachsen-Anhalt durch Restaurierungsfirmen unter Aufsicht des jeweils zuständigen Denkmalamtes. Restaurierungsbegleitende Analysen und Spezialuntersuchungen besorgt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.
Für jedes zur Restaurierung vorgesehene Denkmal müssen folgende Arbeitsschritte geleistet werden:
Archivrecherche, Aufstellung des Untersuchungsprogramms, Analysen, Vorzustandsbericht, Beschluss des Restaurierungskonzeptes, Diskussion von Restaurierungsalternativen z.B. anhand von Musterflächen, Restaurierung, Restaurierungsbericht.
Zeitlich parallel zu den auf konkrete Denkmäler bezogenen Aufgabenstellungen werden die grundlegenden Arbeitsmethoden durch eigene Entwicklungen sowie durch Austausch mit anderen Forschungsprojekten ständig überprüft und optimiert. Als Beispiele seien genannt: 3D-Rauhigkeitsmessung zur Quantifizierung des Korrosionsschadens auf der Basis von Oberflächenabformungen, Dokumentation mit Hilfe von Laservermessung und dreidimensionaler Bildverarbeitung, vergleichende Gegenüberstellung von Schutzüberzügen auf unterschiedlicher chemischer Basis usw.
Erfahrungsaustausch, Diskussion, Fortbildung und Weiterverbreitung der Ergebnisse erfolgen in erster Linie über Projektbesprechungen in halbjährlichem Abstand, Werkstattaufenthalte, Ortstermine, Vortragsveranstaltungen, Referate bei Seminaren und über Publikationen.


Ergebnisse und Diskussion

Folgende Objekte sind im Rahmen dieses Projektes restauriert worden: Mendebrunnen in Leipzig, Herzog Heinrich in Marienberg, eine Grabgalvanoplastik in Dresden (alle Sachsen), Dr. Eisenbart in Magdeburg, das Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. in Merseburg, Martin Luther in Wittenberg, Friedrich Friesen in Magdeburg und eine Grabgalvanoplastik in Halle (alle Sachsen-Anhalt).
Im allgemeinen haben die Restaurierungsergebnisse großen Anklang bei der Bevölkerung gefunden. Dies war am Beispiel des Herzog Heinrich zu sehen, über dessen Restaurierung viel in der örtlichen Presse berichtet wurde. Seine Wiederaufstellung nach einem Jahr zum Marienberger Stadtfest wurde ebenfalls sehr feierlich begangen und von der Presse mitverfolgt. Die große Anteilnahme an der Restaurierung zeigen auch die im Vorfeld gelaufenen Spendenaktionen, die zur finanziellen Unterstützung des Vorhabens beigetragen haben.
Die in situ-Bearbeitung eines Denkmals, wie sie am Wittenberger Martin Luther-Denkmal stattgefunden hat, hat sich im Verlauf des Projektes ebenfalls als positiv herausgestellt, denn auch hier wird das große Interesse der Bewohner der jeweiligen Stadt an ihrem Denkmal deutlich.
An allen Objekten wurden Musterachsen angelegt, um die Eignung verschiedener Werkzeuge und Konservierungswachse zu beurteilen. Am Hippokampen des Leipziger Mendebrunnens wurde zudem der neu entwickelte Lack OrmocerÒ getestet; eine endgültige Bewertung steht noch aus.
Die Vermessung und dreidimensionale Bildverarbeitung konnte an der Dresdner Kerngalvanoplastik durchgeführt werden. In verschiedenen analytischen Untersuchungen konnten zudem neue Erkenntnisse über das Kernmaterial gewonnen werden. Das Projekt ermöglichte auch umfangreiche Literaturrecherchen zur historischen Seite der Galvanoplastik, sowohl kunst- als auch herstellungsgeschichtlich, die unter anderem zu einer Veröffentlichung dieser Ergebnisse in der Restaurierungszeitschrift restauro führte.
Bei gemeinsamen Ortsterminen an den Objekten mit allen Projektbeteiligten wurden regelmäßig Zwischenstadien der Restaurierungen vorgestellt und diskutiert. Restaurierungsbegleitend wurden z. B. die Korrosionsschichten analysiert, um die Notwendigkeit der Entfernung oder Belassung dieser Schichten zu bewerten. Die Frage, wie viel von den Korrosionsschichten abgenommen werden sollte, wurde zu einem zentralen Diskussionspunkt. Bei der Bearbeitung der ersten Objekte wie dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. oder der Brunnenfigur Dr. Eisenbart wurden die unterschiedlichen Auffassungen über die Vorgehensweise bei Restaurierungen deutlich.
Es erfolgten darüber hinaus auch Arbeitstreffen zu den Themen Begriffsdefinition und Schadenskartierung. Zu beiden Themenbereichen sind inzwischen Musterentwürfe entstanden, die zu einer Vereinheitlichung der Restaurierungssprache unter allen Beteiligten beitragen werden.
Zu allen Objekten wurden außerdem im Vorfeld genaue analytisch-chemische Untersuchungen sowohl der Legierungszusammensetzung als auch der Oberflächenbeschaffenheit und der Korrosionsprodukte durchgeführt. Anhand dieser Daten konnte eine statistische Zuordnung einzelner Korrosionsphänomene zum klimatischen Standort und zum Legierungstypus der Objekte gemacht werden. Die Untersuchungen bezogen eine größere Auswahl an Objekten ein (z. B. Francke-Denkmal in Halle, Marx-Büste in Chemnitz, Turniersäulen in Dresden), um anhand von Legierung und Schadstoffauflagen Rückschlüsse auf Schadensbild und -verlauf ziehen zu können.
Regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen, auf denen nicht nur die am Projekt beteiligten Restauratoren angesprochen wurden, trugen zur Verbreitung des erworbenen Wissens bei. So wurde am Rietschel-Denkmal in Dresden erstmalig eine Heißwachskonservierung mit mikrokristallinem Wachs erprobt. Diese moderne Konservierungsmethode wurde auch an den Dresdner Vier Tageszeiten mit Erfolg angewendet- eine Restaurierung, die ebenso wie das Hallenser Händel-Denkmal aus dem neu erworbenen Wissen des Projektes partizipierte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Örtliche Presse bei Restaurierungen und Wiederaufstellungen der Plastiken anwesend; Vortrag bei Metallrestaurierung 97; Publikationen in Metal 98 und restauro; Vorträge bei Großveranstaltungen im Rahmen des COPAL-Projektes 98 in München und 99 in Lissabon; Erstellung AdR Arbeitsblatt Galvanoplastik; Abschlusspublikation als gemeinsames Arbeitsheft der LfD Sachsen und Sachsen-Anhalt


Fazit

Das Projekt hat sich nicht nur mit rein restauratorischen Aspekten befasst, sondern ist darüber hinaus bemüht gewesen, Akzente in der Materie der (Metall-) Restaurierung zu setzen. Hierfür seien die Modell-Dokumentation, Begriffsdefinitionen, Inventarisierung und der Computereinsatz in der Restaurierung genannt. Es wurden aber auch grundlegende Erkenntnisse über die Korrosion von Bronze und Kupfer im Freien gewonnen und eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Galvanoplastiken gelenkt. Wichtige Fragen der Restaurierung aus denkmalpflegerischer Sicht konnten erörtert werden und schufen ein besseres Verständnis für die Bronze- und Galvanoplastiken.

Übersicht

Fördersumme

882.002,01 €

Förderzeitraum

16.09.1996 - 12.06.2001

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik