Projekt 03299/01

Sonnenkollektor-Selbstbau-Station

Projektträger

Verein für ökologisches Bauen (VÖB) Leipzig e. V.
Bernhard-Göring-Str. 152
04277 Leipzig
Telefon: 0341/3065220

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Jahresübergang 1991/92 wurde in Leipzig durch den Verein für ökologisches Bauen Leipzig e.V. der erste Selbstbaukurs zur Errichtung einer thermischen Solaranlage durchgeführt. Die Zielstellung war die kostengünstige Errichtung einer Solaranlage für die Duschwassererwärmung im kommunalen Schwimmbad Leipzig-Schönefeld unter aktiver Einbeziehung von Leipziger Bürgern. Dieser Workshop fand große Beteiligung, so dass eine Nachfrage nach weiteren derartigen Workshops auch für private Solaranlagen aufkam. Hintergrund war die Kosteneinsparung durch den Selbstbau der Kollektoren. Solaranlagen galten damals in den neuen Bundesländern als nahezu unerschwinglich. Aus diesem Grund bestand das Ziel des Projekts darin, mittels Sonnenkollektor-Selbstbaukursen deutlich günstigere und damit annehmbare Solaranlagen auf den Markt zu bringen. Im Rahmen dieser Kurse musste eine breite Weiterbildung über die Nutzungsmöglichkeiten der Solarenergie einhergehen, um vorhandene Defizite zu beseitigen und einen nennenswerten und bezahlbaren Beitrag für die Verbesserung der Luftqualität und der Ressourcenschonung in einem belasteten Industriegebiet wie Halle-Leipzig zu leisten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Durchführung von Sonnenkollektor-Selbstbau-Kursen setzte die Schaffung einer dafür notwendigen technischen Basis, die Errichtung einer Sonnenkollektor-Selbstbau-Station (SSS), voraus. Dazu wurde eine Werkstatt mit allen notwendigen Werkzeugen und Hilfsmitteln eingerichtet. Ein Materiallager mit Halbfertigteilen des Kollektors wurde notwendig, um im Fachhandel durch entsprechende Stückzahlen auch kostengünstig einkaufen zu können. Parallel zum Aufbau der SSS wurde an einer Publizierung des Vorhabens gearbeitet. Dazu gehörten auch Schulungen, Weiterbildungen und Workshops. Von Anfang an existierte ein Musterkollektor in Originalgröße als Beratungs- und Ausstellungsstück. Darauf aufbauend wurde eine Bauartzulassung eingeleitet. Etwa vier Monate nach Projektbeginn war die erste private Solaranlage durch das Projekt errichtet und in Betrieb genommen worden. Damit begann planmäßig die Durchführungsphase bis zum Ende der Projektlaufzeit. Um den Arbeitsgruppen nicht nur die Kollektoren anbieten zu können, wurde ihnen eine ingenieurmäßige Auslegung aller Anlagenkomponenten mitgegeben. Auf Wunsch wurden diese Baugruppen vom Fachhandel beschafft. Bei Bedarf wurde auch praktische Unterstützung beim Selbstbau der gesamten Anlage vor Ort gegeben.


Ergebnisse und Diskussion

Innerhalb von 3 Monaten (1.Projektphase) entstand planmäßig eine arbeitsfähige Werkstätte zur Herstellung von Flachkollektoren. In Anlehnung an die österreichischen Selbstbaugruppen wurde deren Selbstbaukollektor K16 entsprechend unseren Erfordernissen an Selbstbaufreundlichkeit (auch für Jugendliche), Variabilität, Material, Qualität und Ästhetik zum Kollektor K16L weiterentwickelt. Den Großstadtverhältnissen angepasst, war es notwendig, einen festen Standort aufzubauen, der als Basis auch für den Sonnenkollektor-Selbstbau außerhalb Leipzigs fungieren konnte. Alle Werkzeuge, auch die für die Absorberherstellung notwendigen, wie Biege-, Löttisch und Material, sind transportabel und somit ambulant anwendbar. Vorteilhaft für Flexibilität und Materialkosten erwies sich ein bescheidenes Materiallager mit allen Halbfertigteilen des Kollektors, das auch in der SSS untergebracht ist.
Bereits 6 Monate nach Projektbeginn (2. Phase) existierte eine Bestätigung des jährlichen Kollektorertrages vom Institut für Solarenergieforschung GmbH Hameln/Emmerthal. Damit war der Kollektor für den bundesweiten Nutzer förderfähig. Nach anfänglich nicht leichten Startbedingungen für die Vermarktung der Kollektoren verbesserte sich die Situation mit der Erweiterung des Serviceangebotes der SSS (Durchführung von Schulungen, exakte Auslegung der Solaranlage, Hilfe bei der Fördermittelbeantragung, Empfehlung von Handwerksbetrieben u. a.). Innerhalb des Förderzeitraumes wurden so ca. 300m² Kollektorfläche in der SSS hergestellt, installiert und als Solaranlage in Betrieb genommen. Das ursprüngliche Ziel eintausend Quadratmeter Kollektorflächen zu bauen und zu installieren wurde damit nicht erreicht. Dieser Zielstellung lagen Erwartungen zugrunde, die auf Schätzungen einer Frankfurter (am Main) Selbstbaugruppe basierten. Entscheidender, die Schätzung beeinflussender Faktor, waren die wesentlich ungünstigeren finanziellen Verhältnisse und damit das entsprechende Investitionsverhalten hier in der Region, obwohl sich der Preis bei 300DM/m² Kollektorfläche stabilisieren konnte und ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis darstellt. Der Großteil der Anlagen wurden in Sachsen und Sachsen-Anhalt und nur einzelne in Bayern und im Saarland errichtet. Es kann durchgehend nach Aussage der Anwender eingeschätzt werden, dass die durch dieses Projekt entstandenen Solaranlagen ohne dieses Projekt nicht entstanden wären. Jährlich werden somit ca. 50 Tonnen CO2 und andere Luftschadstoffemissionen vermieden. Damit werden allein mit der bis jetzt durch das Projekt installierten Kollektorfläche in den nächsten 15 Jahren Umweltschadenskosten in Höhe von ca. DM 300.000 vermieden. Dazu kommen noch weitere Anlagen, die durch das Projekt initiiert, aber durch andere Kollektoren, d.h. nicht im Rahmen des Projektes, umgesetzt wurden. Deren Umfang ist nur schwer abschätzbar. Man kann davon ausgehen, dass im Projektzeitraum durch das Projekt ca. DM 350.000 bis DM 400.000 Investitionen im Umweltbereich ausgelöst wurden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Parallel zur technischen Entwicklung des Kollektors bis zur Produktionsreife lebte das Projekt insbesondere von der Öffentlichkeitsarbeit. Das Ziel, möglichst viele Anlagen zu realisieren, setzte eine entsprechende Vermarktung voraus. Von Anfang an setzten wir dabei schwerpunktmäßig auf die persönliche Präsentation des Kollektors, z.B. mit Schulungen und Workshops. Wir nutzten auch die Möglichkeit mit redaktionellen Artikeln in Tageszeitungen, aber auch mit gezielt geschalteten Anzeigen in Wochenzeitungen und monatlich erscheinenden Fachzeitschriften, die regionalen Charakter besitzen. Jährlich aktualisierten wir unsere Informations- und Präsentationsseiten im Handbuch Energie/ Bau, einem Informations-Service für Energieeinsparung und Umweltschutz in Sachsen für öffentliche Einrichtungen und private Interessenten. Nach einem Interview, das wir noch in der ersten Projektphase einem regionalen Radiosender gaben, schlossen sich im Laufe der Projektlaufzeit noch zwei Fernsehbeiträge vom MDR, ein Beitrag des WDR und ein Beitrag des ZDF an. Wir nutzten zur Präsentation unseres Projektes die jährlich veranstalteten Umweltmessen in Leipzig, Dresden, Halle und Merseburg. An kommunalen Ausstellungen, Umwelttagen und Präsentationen der Stadt Leipzig und seiner Umgebung waren wir präsent. Ein Schwerpunkt waren die jährlichen Energiesparwochen der Stadtwerke Leipzig. Wir bauten unsere flexible Werkstatt auf dem Marktplatz von Leipzig auf und produzierten 1995, 1996 und 1997 mehrere Tage hintereinander mit Schülern und Lehrlingen Kollektoren für ihre Objekte. Zu allen Präsentationen wurden Informationsmaterialien kostenlos verteilt.


Fazit

Die erzielten Ergebnisse zeigen die Anerkennung in der Öffentlichkeit, die die SSS inzwischen erreicht hat. Es entstand nicht nur die erste, sondern eine auch in Zukunft arbeitsfähige und flexible Basis für den Kollektorbau in der Region Leipzig und darüber hinaus eine Begegnungs-, Beratungs- und praktische Bildungsstätte für die Nutzung der Solarenergie. Damit existiert zugleich auch ein geeigneter, flexibler und gut genutzter Anlaufpunkt für Schüler und Jugendliche, die sich mit der Nutzbarmachung der Sonnenenergie vertraut machen wollen. Dieser manufakturartige Produktionsstandort wurde 1998 Vorbild für eine größere und stationäre Produktionsstätte von Sonnenkollektoren nach gleicher Bauart in Leipzig.

Übersicht

Fördersumme

134.064,31 €

Förderzeitraum

02.09.1994 - 18.01.2000

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik