Fördern, vernetzen, schützen: Ein Jahr Meeresnaturschutzfonds der DBU

Der DBU-Meeresnaturschutzfonds ist ein Jahr alt: Am 28. November 2024 wurde auf Beschluss des DBU-Kuratoriums ein zusätzlicher DBU-Förderbereich zum Schutz von Nord- und Ostsee eingerichtet. Wo steht der Meeresnaturschutzfonds aktuell und was wurde schon erreicht? Dazu ein Interview mit Dr. Stefanie Moorthi vom Referat Meeresnaturschutz und Dr. Klaus Michels vom Referat Offshore-Windenergie und Meerestechnik.

DBUaktuell: Zu Beginn noch einmal kurz erklärt: Was ist der DBU-Meeresnaturschutzfonds?

Stefanie Moorthi: Der DBU-Meeresnaturschutzfonds zielt darauf, die ökologischen Bedingungen in Nord- und Ostsee nachhaltig zu verbessern. Es geht um Artenschutz, die Wiederherstellung von Lebensräumen…
Klaus Michels: … und die naturverträgliche Nutzung von Windenergie. Der DBU-Meeresnaturschutzfonds kommt selbst in gewisser Weise aus der Offshore-Windenergie: Die Mittel in Höhe von 400 Millionen Euro sind eine Zustiftung des damaligen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und stammen aus Ausgleichszahlungen für den Ausbau der Offshore-Windenergie.

DBUaktuell: Einerseits Meeresnaturschutz, andererseits Ausbau der Offshore-Windenergie – wie vereint man diese Themen?

Michels: Die Energiewende ist ein ganz notwendiger Schritt, um die Klimaziele zu erreichen. Die Offshore-Windenergie reduziert die Freisetzung von CO2. Das ist aktiver Klimaschutz. Wenn man den Ausbau naturverträglich gestaltet, sind Energiewende und Meeresschutz zwei Seiten derselben Medaille und zielen auf den Schutz des Planeten. Ein relevantes Beispiel von der Nordsee: Dort ist praktisch vor der gesamten deutschen Küste das Wattenmeer, ein höchst schützenswerter Lebensraum. Da hindurch müssen die Stromkabeltrassen von den Offshore-Windkraftanlagen verlaufen. Also ist es essenziell, die Auswirkungen solcher Trassen zu erfassen und so gering wie möglich zu halten.
Moorthi: Ein weiterer Ansatz ist, die Gebiete um die Windkraftanlagen für verschiedene Zwecke zu nutzen – beispielsweise auch für schwimmende Fotovoltaik und Aquakultur. Dadurch werden diese Aktivitäten aus anderen Meeresbereichen herausgehalten, die dann für den Naturschutz zur Verfügung stehen.

DBUaktuell: Im ersten Jahr standen im DBU-Meeresnaturschutzfonds fünf Millionen Euro zur Verfügung. Welche Projekte werden damit schon gefördert?

Interview mit Dr. Stefanie Moorthi vom Referat Meeresnaturschutz (rechts im Bild) und Dr. Klaus Michels vom Referat Offshore-Windenergie und Meerestechnik (Mitte)
Interview mit Dr. Stefanie Moorthi vom Referat Meeresnaturschutz (rechts im Bild) und Dr. Klaus Michels vom Referat Offshore-Windenergie und Meerestechnik
© DBU

Moorthi: Das ist ein thematisch weites Feld – von Kieselalgen, die sich in der Ostsee als Indikatoren für Biodiversität und Umweltveränderungen nutzen lassen bis hin zu Schutzmaßnahmen an der Doggerbank, einer flachen Sandbank in der Nordsee, die durch die Schleppnetzfischerei und andere Nutzungen stark beeinträchtigt wurde.
Michels: Ein technisches Beispiel ist die Bilgenwasserentölung für kleinere Schiffe. Dieses ölhaltige Wasser wird oft unsachgemäß entsorgt. Wenn wir hier eine für die Schiffsbesitzenden handhabbare Lösung entwickeln, könnte darauf möglicherweise eine gesetzliche Regelung aufbauen. In einem weiteren Projekt sollen Mikroalgen helfen, Salzlaken zu entsalzen, die bei der Produktion von grünem Wasserstoff anfallen.

DBUaktuell: Ihr seid neu ins DBU-Team gekommen. Was war oder ist dabei Euer persönliches Highlight?

Michels: Es ist spannend, sich mit den DBU-Projektpartner*innen auszutauschen und manchmal die Projektideen mitzuentwickeln. Mich begeistert, zu sehen, wie groß die Meeres-Community ist und die Akteure kennenzulernen, von den NGO’s über Firmen und Wissenschaft bis zu den administrativen Stellen. Zudem ergänzen Steffi als Biologin und ich als Geologe uns fachlich perfekt.
Moorthi: Das kann ich nur bestätigen. Wir sind auch deshalb wahnsinnig gut gestartet, weil die anderen DBU-Kolleg*innen schon umfangreiche Vorarbeiten zum Meeresnaturschutzfonds geleistet haben.

DBUaktuell: Wie geht es im neuen Jahr weiter?

Moorthi: Wir gehen weiter gezielt auf Veranstaltungen und aktiv auf Leute zu, um weitere Projektanträge einzuwerben und neue Themen zu identifizieren. Wir sind jederzeit ansprechbar für Ideen. Natürlich haben wir Erwartungen an die Qualität der Projekte. Ein guter erster Schritt ist es, uns eine E-Mail zu schreiben und das geplante Vorhaben kurz zu skizzieren.
Michels: Und das um so mehr, als wir im kommenden Jahr mehr Geld zur Verfügung haben, nämlich 10 Millionen Euro. Das erweitert die Möglichkeiten für den Meeresnaturschutz erheblich. Anträge können auch im Rahmen des Green Start-up-Programmes oder der DBU-Nachwuchsförderprogramme gestellt werden. Wir machen ein niederschwelliges Angebot – das ist ein Qualitätsmerkmal der DBU.

Mehr zum Meeresnaturschutzfonds inklusive einer Übersicht über die geförderten Projekte gibt es unter: www.dbu.de/foerderung/projektfoerderung/foerderthemen/meeresnaturschutzfonds/