Sabine Djahanschah aus dem DBU-Referat Zukunftsfähiges Bauwesen berichtet im Interview über zirkuläres Bauen als Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche, wegweisende Forschungsvorhaben und den Einsatz nachwachsender Rohstoffe.
DBUaktuell: Warum ist das Projekt Woodscraper so wegweisend?
Djahanschah: Eine ressourcenschonende Architektur ist unverzichtbar, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Der Schlüssel dazu ist zirkuläres Bauen. Wie das gehen kann, zeigen wir als DBU im Forschungsprojekt am Bauwerk der „Woodscraper“. Bei dem Projekt wollten wir ausprobieren, wie Bauteile so zusammengefügt werden können, dass sie zirkulär funktionieren. Bei einer Rückbaumaßnahme sollen sie demontiert und hochwertig wiederverwendet werden können. Wir fördern als DBU in Planungsprozessen innovative Mehraufwendungen, die genau für diese Forschungsinhalte relevant sind.
DBUaktuell: Was ist dabei das langfristige Ziel?
Djahanschah: Bisher ist eine lineare Bauweise Standard, denn derzeit gibt es keine Planungswerkzeuge für eine Kreislaufwirtschaft. Das führt dazu, dass in Deutschland 55 Prozent des anfallenden Abfalls aus Abbruchmaterial besteht. Das ist zu viel, davon müssen wir wegkommen. In vielen Forschungsprojekten ist das Thema der Zirkularität noch nicht integriert. Unsere Vorhaben tragen dazu bei, die Planungswerkzeuge zu optimieren, sodass wir innerhalb der Ökobilanz zirkuläre Bauweisen abbilden können. Bestenfalls führen sie dann dazu, dass wir neue Inhalte langfristig im Bauwesen etablieren.
DBUaktuell: Zusammengefasst: Was bedeutet nachhaltiges Bauen für Sie?
Djahanschah: Wir müssen ganzheitlicher denken. Nachhaltiges Bauen fängt in einer frühen Planungsphase an. Es integriert nachwachsende Rohstoffe wie Holz und Lehm und betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Letztendlich wollen wir zu langfristig nutzbaren Bauwerken kommen. Dabei sollte die Weiterentwicklung des Gebäudebestandes mit Sanierung sowie Auf- und Anbauten Priorität vor Neubaumaßnahmen haben.