„Werden noch viele solcher mutigen Pioniere brauchen, um Herausforderungen des Jahrtausends zu meistern“

Deutsche Bundesstiftung Umwelt verlieh zum elftenmal Deutschen Umweltpreis - Bundespräsident Rau übergab heute Auszeichnungen
Osnabrück. Der mit 500.000 Euro höchstdotierte Umweltpreis Europas ist zum elftenmal vergeben. Bundespräsident Johannes Rau überreichte heute in Osnabrück dem Leiter der Abteilung Biomechanik am Forschungszentrum Karlsruhe, Prof. Dr. Claus Mattheck (55), und dem Gründer und Geschäftsführer der HJS Fahrzeugtechnik, Hermann Josef Schulte (56, Menden), den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dabei betonte er, dass der Umweltschutz ein Dauerthema und auf der Agenda der Politik bleiben müsse: "Zulange hat man geglaubt, dass es einen Gegensatz zwischen Ökologie und Ökonomie gibt. Dabei schafft Umweltschutz Arbeitsplätze und vernichtet sie nicht." Mit dem Preis würdigt die DBU die Pionierleistungen, die Mattheck national wie international als Dolmetscher der Sprache der Natur in technische Produkte sowie für den Baumschutz erbracht hat. Schulte wird für Forschung und Entwicklung umweltfreundlicher Abgastechnologien im Fahrzeugbau ausgezeichnet, speziell für die Entwicklung eines Partikelfilters für Dieselmotoren.

"Gelebtes Beispiel für die fruchtbare, nicht immer machbar geglaubte Synthese aus Ökonomie und Ökologie"

In seiner Laudatio unterstrich Dr. Christoph Zschocke, Vize-Präsident der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) und Mitglied der Jury des Deutschen Umweltpreises, mit Hermann Josef Schulte werde ein "engagierter, ebenso rastloser wie zukunftsorientierter unternehmerischer Kopf" ausgezeichnet, "der seit mehr als zwei Jahrzehnten als gelebtes Beispiel für die fruchtbare, nicht immer machbar geglaubte Synthese aus Ökonomie und Ökologie steht". Mehr noch: Schulte zeige, "dass der Umweltschutz eine originäre unternehmerische Aufgabe ist". Innovativ und mutig habe er sich nahezu lehrbuchartig einen Unternehmenserfolg in ökonomischer und ökologischer Hinsicht erarbeitet. Er verkörpere in herausragender Weise den dynamischen Unternehmer, der als Pionier dafür sorge, dass bis dahin marktgängige Produkte durch innovativere im Wettbewerb verdrängt werden. Zschocke: "Das funktioniert hier ähnlich wie in der Evolution: Neue Strukturen entstehen, alte werden zerstört - im positiven Sinn."

1976 zu einem "echten Risikounternehmer" avanciert

1976 sei Schulte von einem angestellten Unternehmenslenker zu einem "echten Risikounternehmer" avanciert. Bereits wenige Jahre nach der Gründung sei HJS schon damals als Pionier erster Anbieter von Nachrüstkonzepten für Drei-Wege-Katalysatoren gewesen und entwickele heute national wie international Filtersysteme für die Automobilbranche. Der Partikelfilter für Dieselmotoren sei eine Pionierleistung, "die nicht allein darin besteht, durch Materialinnovationen Ressourcen zu schonen, sondern die Gesundheit der Menschen zu schützen und umweltschonenden Systemen - wie hier dem kohlendioxidarmen Dieselmotor - weiter zum Durchbruch zu verhelfen."

"In vielen fremden Wissenschaften gewildert und deren Wesen und Probleme miteinander verbunden"

Prof. Dr. Mattheck werde, so Zschocke, für sein jahrzehntelanges Engagement als Wissenschaftler gewürdigt, der sich wie wenige in dieser Zunft der Interdisziplinarität verschrieben habe. Er habe "in vielen fremden Wissenschaften gewildert und deren Wesen und Probleme miteinander verbunden, ja miteinander verschmolzen". Dabei sei er vor allem als Mediator und Dolmetscher zwischen den Systemen in Erscheinung getreten. Grund für die Auszeichnung seien die herausragenden Arbeiten, in denen er Physik mit Biologie verbunden habe.

"Entwicklungen in natürlichen Systemen in technische Anwendungen übertragen"

Seit über 15 Jahren sei er unermüdlicher Vorkämpfer in der Wissenschaftsdisziplin Bionik, die Biologie und Technik verbindet. Zschocke lobte Matthecks besondere Fähigkeit, die Überführung biologischer Prozesse in technische Produkte in allgemeinverständlicher Form zu erklären und weltweit zu verbreiten: "Sie haben auf faszinierende Art und Weise verstanden, die Entwicklungen in natürlichen Systemen, die unter dem enormen Druck der Evolution über Jahrmillionen entstanden sind, in technische Anwendungen zu übertragen."

"Sie leisteten und leisten einen großartigen Beitrag für die Entwicklung unserer Gesellschaft"

Zschocke betonte mit Blick auf beide Preisträger, dass "wir Visionen brauchen" und vor allem Pioniere mit Unternehmergeist, die sich trauten, ihre innovative Ideen in praktische Lösungen umzusetzen, "auch wenn anfänglich viele den Kopf schütteln und sagen, diese Spinner, die träumen". Die diesjährigen Preisträger seien Pioniere, die durch Rastlosigkeit und Engagement bei der Umsetzung praktischer Lösungen beeindruckten. Beide seien der Idee der Nachhaltigkeit, die ökologische, ökonomische und soziale Ansprüche vereinigt, eng verbunden. Dabei könnten ihre Leistungen heute möglicherweise noch gar nicht umfassend gewürdigt werden. Zschocke: "Durch Sie beide ist unglaublich viel geschehen. Sie leisteten und leisten einen großen Beitrag für die Entwicklung unserer Gesellschaft, um für uns und uns nachfolgende Generationen durch nachhaltige Entwicklungen und Innovationen die Zukunft zu sichern. Wir werden noch viele solcher mutigen Pioniere brauchen, um die vielen Herausforderungen des Jahrtausends zu meistern."

Freude nach der Vergabe des Deutschen Umweltpreises (v.l.): Prof. Dr. Claus Mattheck, Bundespräsident Johannes Rau, Hermann Josef Schulte, DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.
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Gratulierte den neuen Umweltpreisträgern zu ihrer Auszeichnung: Bundespräsident Johannes Rau.
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Stellten sich den interessierten Fragen der Journalisten (v.l.): Prof. Dr. Claus Mattheck, DBU-Pressesprecher Franz-Georg Elpers, DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Hermann Josef Schulte.
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