Unkräutern gezielt den Garaus machen: vernünftiger Herbizideinsatz schont Umwelt und Portemonnaie

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Entwicklung eines neuen Handlungskonzeptes mit 270.000 Mark - Wasser- und Bodenschutz
Braunschweig/Halle. In der Landwirtschaft soll eine gezielte, nicht flächendeckende Behandlung spezieller Flächenteile mit Pflanzenschutzmitteln weiter forciert werden. Das Institut für Unkrautforschung der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (Braunschweig) und das Institut für Acker- und Pflanzenbau der Martin-Luther-Universität (Halle) wollen ein neues Handlungskonzept entwickeln, das eine teilflächenorientierte Unkrautbekämpfung ermöglichen und zu einer Umweltentlastung durch Verzicht auf Ganzflächenbehandlung beitragen soll. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) beschloß unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer, für dieses Projekt knapp 270.000 Mark zur Verfügung zu stellen. Die Untersuchungen sollen schwerpunktmäßig im nördlichen Sachsen-Anhalt, im Raum Braunschweig und in der Region Halle durchgeführt werden.

"Unnötige Belastung des Agroökosystems"

Auch wenn in den letzten Jahren der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert wurde, werden jährlich noch 20.000 Tonnen Herbizide in Deutschland ausgebracht. Pflanzenschutzmittel, speziell Herbizide, gelangten aber auch in den Boden, versickerten dort und könnten zu einer Verseuchung des Grundwassers führen. Bisher sei es üblich, die Spritzbrühe möglichst gleichmäßig auf der Ackerfläche zu verteilen. Genau das aber sei eigentlich nicht richtig, weil Unkräuter meistens nicht flächendeckend aufträten, sondern vielmehr Unkrautnester beobachtet würden, die über Jahre ortsstabil sein könnten. So würden eben auch Teilflächen behandelt, auf denen eine Unkrautbekämpfung gar nicht erforderlich sei. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt: "Das führt zu einer unnötigen Belastung des Agroökosystems und verursacht vermeidbare Kosten für den Landwirt."

Teilflächenorientierter Herbizideinsatz

Insbesondere größere Flächen, wie sie in den ostdeutschen Bundesländern anzutreffen seien, seien mit Blick auf das Bindungsvermögen und die Durchlässigkeit für Herbizide und die Unkrautverteilung nicht einheitlich. Deshalb sei es das Ziel, auf der Grundlage von Feldbeobachtungen, Luftbildinventur, Unkrautkartierung und Bodenuntersuchungen "Insellösungen" zu entwickeln, die einen teilflächenorientierten Herbizideinsatz unter Ausgrenzung von sensiblen Teilflächen ermöglichten.Daß man sich für die Untersuchungen auf das nördliche Sachsen-Anhalt sowie die Regionen Braunschweig und Halle konzentrieren wolle, hänge damit zusammen, daß man dort auf mehrjährige systematische Kartierung und Luftbildinventur von Unkrautverteilungsmustern zurückgreifen könne, wodurch Rückschlüsse auf den potentiellen Unkrautbesatz gezogen werden könnten.

"Bessere Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Produktionsverfahren"

Brickwedde: "Eine Anpassung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf das erforderliche Maß ist zwingend notwendig aus ökologischen, aber auch aus ökonomischen Gründen. Wir versprechen uns von diesem Projekt eine bessere Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Produktionsverfahren durch direkte Umsetzbarkeit für die Praxis. Die Untersuchungen werden dazu beitragen, daß Boden, Grund- und Oberflächengewässer gegen den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln geschützt werden."