„Umweltthemen können Zugänge zu Technik und Naturwissenschaft liefern“

Herbstsymposium des ZUK Benediktbeuern und der DBU hatte Fachkräftenachwuchs im Blick – Über 180 Teilnehmer

Benediktbeuern. „Das Interesse von Kindern und Jugendlichen an Technik und Naturwissenschaft muss immer wieder entlang des gesamten Lebensweges neu mobilisiert werden. Umweltthemen können wirksame Zugänge zu diesen Themen liefern.“ Das betonte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich des Herbstsymposiums „Kluge Köpfe für große Aufgaben – Herausforderungen im Umweltschutz meistern“ im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) in Benediktbeuern. Zu der Tagung hatte die DBU gemeinsam mit den Freunden und Förderern des ZUK Benediktbeuern gestern und heute in das bayerische Tagungszentrum eingeladen. Über 180 Fachleute aus schulischer und außerschulischer Bildung, Hochschulen, Fach- und Forschungsinstituten und der Wirtschaft waren der Einladung zu der hochkarätig besetzten Tagung gefolgt.

Anteil junger Frauen in Naturwissenschaft und Technik steigern

Deutschland drohe ein Mangel an qualifiziertem Nachwuchs in naturwissenschaftlich-technischen Berufen. Dies stelle nicht zuletzt den Umweltsektor vor große Herausforderungen, denn „Umweltbranchen sind Wachstumsbranchen – und Wachstumsbranchen brauchen qualifizierten Nachwuchs“, skizzierte Brickwedde in seinem Tagungsbeitrag. Dabei sei insbesondere auch der Anteil junger Frauen in Naturwissenschaft und Technik zu steigern.

Anreize für Ausbildung schaffen und Lehre an den Hochschulen ausbauen

Helmut Jäger, Geschäftsführer der Firma Solvis und stellvertretender DBU-Kuratoriumsvorsitzender, griff die Chancen der Solarwirtschaft als Zukunftsbranche auf. Er stellte heraus, dass der Solarmarkt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt habe. Allein die Fotovoltaikbranche biete derzeit über 45.000 Stellen, bei den erneuerbaren Energien insgesamt seien es 300.000 Arbeitsplätze. Es gebe einen anhaltenden Bedarf an Fachkräften in der Forschung, bei den Herstellern und im Handwerk. Dabei sei es besonders wichtig, verstärkt Anreize für die Ausbildung zu schaffen und die Lehre an den Hochschulen auszubauen, unter anderem durch die Einrichtung von Stiftungsprofessuren.

Verstärkt in technologische Lösungen und zukunftsfähige Jobs investieren

Dr. Werner Schnappauf, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie, stellte in seinem Vortrag die Frage, wie die Industrie dem fortschreitenden Klimawandel begegne. Politisch seien die Weichen im Klimaschutz gestellt. Aufgabe sei es nun, die Innovationsfähigkeit zu fördern und verstärkt in technologische Lösungen und zukunftsfähige Jobs wie Ingenieurs- und Handwerksberufe zu investieren. In der Vergangenheit sei die Wirtschaft immer dann gewachsen, wenn bedeutende neue Verfahren oder Produkte wie die Eisenbahn oder das Automobil entwickelt worden seien. Diese Chance sehe er auch für die Umwelttechnologien. Als zukunftsfähige Branchen für Nachwuchskräfte hob er insbesondere die Elektromobilität und den Energiesektor hervor.

Von der Grundschule bis zum Abitur praxisnahen und projektorientierten Unterricht fördern

De Sichtweise des zentralen Sprachrohrs der Ingenieure und der Technik in Deutschland legte der Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure, Dr.-Ing. Willi Fuchs, dar. Er wies anhand aktueller Zahlen auf den großen Mangel an Ingenieuren in Deutschland hin: Derzeit fehlten 25.000 Tätige, bis 2020 stünden aufgrund des demografischen Wandels insgesamt 70 Prozent weniger Ingenieure zur Verfügung. Es sei daher höchste Eile geboten, sich angemessen um den Nachwuchs zu kümmern. Fuchs nannte hier als Zielgruppe insbesondere auch die Ingenieurinnen, die in Deutschland bislang lediglich zehn Prozent ausmachten, eine Zahl, die weit unter dem weltweiten Durchschnitt liege. In der Schulbildung sei es notwendig, von der Grundschule bis zum Abitur einen praxisnahen und projektorientierten Unterricht zu fördern und auch die Lehrer entsprechend zu qualifizieren.

Technik und Naturwissenschaft müssen nicht langweilig sein

Müssen Technik und Naturwissenschaft langweilig sein? Ein eindeutiges Nein auf diese Frage gaben jugendliche Referenten während der Tagung, darunter Sven Krummen und Christian Wassermann aus Lingen. Unter dem Titel „Sind Wale die besseren Flugzeuge?“ stellten sie den Tagungsteilnehmern ihren Beitrag zum Wettbewerb „Jugend forscht 2009“ vor. Dort hatten sie das Strömungsverhalten der Brustflossen von Buckelwalen untersucht und Überlegungen angestellt, ob diese als Vorbild für eine bessere Aerodynamik von Flugzeugtragflächen dienen könnten. Mit ihrem Beitrag zählten sie beim „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb zu den Bundessiegern im Fachgebiet Physik und erhielten den DBU-Sonderpreis Umwelttechnik.

Expertengespräche und Posiumsdiskussion zum Abschluss des Symposiums

Der zweite Tagungstag widmete sich vor allem bereits laufenden Projekten und Initiativen der naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchsförderung wie zum Beispiel Schülerlaboren. Nach zwei Expertengesprächen zum Thema „Wie werden Kinder und Jugendliche wirksam erreicht?“ und „Heutige und künftige Schwerpunkte von Stiftungen“ endete das DBU-Herbstsymposium mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunftsaufgaben Klima- und Umweltschutz – wirksame Strategien“.

Diskutierten über die Zukunft der naturwissenschaftlich-technischen Berufe (v.l.): Christian Wassermann und Sven Krummen vom Franziskusgymnasium Lingen, Helmut Jäger, Stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der DBU und Geschäftsführer der Firma Solvis, Pater Karl Geißinger vom Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern, Dr. Werner Schnappauf vom BDI, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, Dr.-Ing. Willi Fuchs vom VDI.
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