Umwelt-Städtepartnerschaft hilft der „heimlichen Hauptstadt“ der Ukraine

Dresden und Breslau greifen Lemberg im Umweltschutz unter die Arme - DBU fördert Modellprojekt mit 100.000 Euro
Lemberg. Während Europa wächst, wird der "Blick über den Tellerrand" auch im Umweltschutz immer wichtiger. Eine besondere Rolle können dabei Städtepartnerschaften spielen. Ein Beispiel ist das Gemeinschaftsprojekt der Städte Dresden und Breslau, die dem ukrainischen Partner Lemberg unter die Arme greifen wollen. Die Metropole hat unter verschiedenen Umweltaspekten Schwierigkeiten, die EU-Standards zu erreichen. Die Partner aus Deutschland und Polen wollen der Stadt bei Fachkonferenzen und Exkursionen zeigen, wie sie selbst ihre Probleme in den Griff bekommen haben und Lemberg dabei helfen, die akuten Missstände zu beseitigen. Getragen und koordiniert wird das Vorhaben vom Umweltzentrum Dresden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Drei-Städte-Partnerschaftsprojekt mit knapp 100.000 Euro.

Ukrainische Metropole liegt nur knapp hinter der EU-Grenze

"Umweltprobleme machen nicht vor nationalen Grenzen Halt. Das wollen wir auch nicht tun," betont DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde beim Überreichen des Bewilligungsschreibens an den Oberbürgermeister Andrij Sadovyj. Lemberg liegt nur eine knappe Autostunde von der aktuellen EU-Grenze entfernt und ist mit rund 800.000 Einwohnern eines der wichtigsten kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Zentren des Landes - gilt in der Westukraine sogar als "heimliche Landeshauptstadt". Die Altstadt befindet sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Gravierende Probleme in den Bereichen Müll, Wasser, Wärme und Umweltbildung

Allerdings ist die Umweltsituation in Lemberg noch schwierig, betont Oberbürgermeister Sadovyj. Probleme gebe es vor allem bei der alten Mülldeponie der Stadt, beim Verkehr, der Wasserqualität sowie dem Ausbau der Grünanlagen. Besonders problematisch seien die veralteten Wasserwerke - manche Stadtteile hätten nur morgens und abends drei Stunden Wasser. Ebenfalls will Sadovyj die Wärmeversorgung effizienter gestalten und die Umweltbildung vorantreiben. Er sehe Deutschland als das Land der Hochtechnologie und plane weitere Kooperationen mit Partnern und Unternehmen, so Brickwedde.

Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch sollen Lemberg Lösungsmöglichkeiten aufzeigen

Das langfristige Projektziel ist ein funktionierendes Netzwerk zwischen Fachleuten und Entscheidungsträgern. Durch einen Wissenstransfer zu Umweltfragen zwischen den Partnern sollen die akuten Umweltprobleme in Lemberg gemeinsam gelöst werden, um möglichst schnell die Umweltstandards der EU zu erreichen. "Wichtig ist außerdem, dass Fragen des Umweltschutzes auf allen Ebenen von Politik und Verwaltung, sowie der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden," sagt Brickwedde.

Fachkonferenzen als Plattform für Experten aus drei Ländern

Zu Projektbeginn wird es in Lemberg sechs thematische Konferenzen, die jeweils ein Umweltproblem der ukrainischen Metropole auf der Tagesordnung haben, wie zum Beispiel Abwasserwirtschaft oder Verkehr. Experten aus den Partnerstädten werden dort die Situation und entsprechende Lösungsansätze aus ihrer Heimat vorstellen. Parallel dazu werden in Dresden, Breslau und Lemberg Koordinierungsstellen eingerichtet, die die Tagungen vor- und nachbereiten. Das anvisierte Ziel ist ein EU-Projektantrag, der unter Federführung der Koordinatoren entwickelt werden soll. Dadurch sollen Mittel gesichert werden, mit denen das Umweltvorhaben auch über den Zeitraum des DBU-Förderprojektes hinaus umgesetzt werden kann.

Über den Tellerrand schauen und dabei Vor- und Nachteile sehen

Hinzu kommen zwei Exkursionen von Fachleuten aus Lemberg nach Dresden und Breslau. Beide Städte standen vor nicht allzu langer Zeit vor ähnlichen Problemen wie die Stadt Lemberg heute. An Ort und Stelle sollen die Konferenzthemen erneut aufgegriffen und die umweltrelevanten Maßnahmen der Partnerkommunen begutachtet werden. Sowohl die Vor- als auch die Nachteile der Lösungen stehen dabei im Mittelpunkt, damit die Lemberger Experten einen lebendigen Eindruck von den umweltrelevanten Maßnahmen ihrer Partner bekommen und diese Erfahrungen in der eigenen Stadt mit einbringen können.

Von der Partnerschaft über drei Ecken sollen alle Beteiligten profitieren

"Wenn die Maßnahmen zum Umweltschutz in Lemberg erfolgreich umgesetzt werden, dann haben natürlich auch andere Regionen Vorteile davon. Dresden und Breslau profitieren ihrerseits von dem Erfahrungsaustausch. Und vielleicht wird von den Vertretern ja auch die ein oder andere Verbesserung oder neue Idee von den Konferenzen in Lemberg mit nach Hause genommen," lobt Brickwedde das Konzept des grenzüberschreitenden Projektes.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 24609): Stefan Mertenskötter, Geschäftsführer, Umweltzentrum Dresden, Schützengasse 16-18, 01067 Dresden, Telefon: 0351/49 43 508, Fax: 0351/49 43 400
Lembergs Oberbürgermeister Andriy Sadovyj (r.) freut sich über die Förderzusage von DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde für das Gemeinschaftsprojekt der Städte Dresden und Breslau mit der ukrainischen Partnerkommune.
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