Görlitz. Schwefelhaltige Schadstoffe aus Industrie, Heizung und Verkehr haben die LuftqualitĂ€t in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzeregion jahrzehntelang dramatisch belastet, der saure Regen an vielen GebĂ€uden groĂe SchĂ€den angerichtet. Ihre Sanierung ist aufwĂ€ndig und teuer. Mit 125.000 Euro hilft die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun, die stark umweltgeschĂ€digten MauerverstĂ€rkungen der neugotischen St. Jakobus Kathedrale in Görlitz zu restaurieren. Das Institut fĂŒr Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt (IDK) soll die Arbeiten wissenschaftlich begleiten und sicherstellen, dass die Ergebnisse auch fĂŒr Ă€hnliche Restaurierungen genutzt werden können. âDie Kathedrale ist ein Zeugnis der meisterlichen Handwerkskunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ihren Fortbestand zu sichern, ist unsere Pflichtâ, sagte DBU-GeneralsekretĂ€r Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde heute bei der Ăbergabe des Förderbescheides an Ordinariatsrat Norbert Joklitschke und Domkapitular Herbert Pollack.
Schwefelsaure NiederschlĂ€ge in Form von Gips an AuĂenmauern sichtbar
Die 1898 errichtete, dreischiffige Hallenkirche liegt mitten im ehemaligen âSchwarzen Dreieckâ, einem Gebiet mit groĂen Braunkohlevorkommen zwischen der Tschechoslowakei, der ehemaligen DDR und Polen. Die abgebaute, stark schwefelhaltige Kohle sei vor Ort in groĂen Kraftwerken verstromt worden. Die dabei entstehenden Abgase seien ungefiltert in die AtmosphĂ€re gelangt, was zu einer steigenden Zunahme schwefelsĂ€urehaltiger NiederschlĂ€ge in der Region fĂŒhrte. Diese hĂ€tten auch der Kirche St. Jakobus stark zugesetzt. In der Form von Gips seien sie in den AuĂenmauern vorhanden und wĂŒrden sichtbar ausblĂŒhen, erklĂ€rte Thomas Backhaus, der Beauftragte des Bistums fĂŒr die  Projektleitung und Leiter der Bauabteilung im Bischöflichen Ordinariat Görlitz.
Backhaus: "UmwelteinflĂŒsse und dichte Klinkerschicht erschweren Austrocknen"
Die im Zweiten Weltkrieg durch Artilleriebeschuss stark beschĂ€digte Kathedrale sei darĂŒber hinaus in der direkten Nachkriegszeit teilweise unsachgemÀà repariert worden. Teile der Pfeiler, die das Mauerwerk nach innen und auĂen verstĂ€rken, seien ĂŒber lĂ€ngere Zeit den schĂ€digenden UmwelteinflĂŒssen ausgesetzt gewesen. Im Inneren seien sie sehr feucht, eine dichte Klinkerschicht erschwere ein Austrocknen zusĂ€tzlich. âDie Feuchte reagiert mit den zementhaltigen Fugenmörteln und bildet neue mauerschĂ€dliche Salzeâ, sagte Backhaus.
Modellcharakter: Ergebnisse sollen Restaurierungen Àhnlicher Kirchen erleichtern
Um die bereits vorhandenen SchĂ€den und das Schadenrisiko langfristig zu verringern, soll in dem zweijĂ€hrigen Projekt in Zusammenarbeit mit dem IDK zunĂ€chst ein Konzept entstehen, auf dessen Grundlage die Pfeiler getrocknet werden sollen, erlĂ€uterte Brickwedde. Auch die anschlieĂende bautechnische Umsetzung â das RĂŒck- und Neubauen, Entsalzen, Reinigen, Trocknen und Neuverfugen â sei Teil des DBU-geförderten Projektes. Das IDK begleite den gesamten Bauvorgang und werte die möglichen Erfolge der Sanierungsstrategie aus. Brickwedde: âDie Ergebnisse dieses innovativen Projektes können Restaurierungen zahlreicher anderer, baugleicher oder âĂ€hnlicher umweltgeschĂ€digter Kirchen als Modell dienen.â Die komplette Sanierung der St. Jakobus Kathedrale sehe Arbeiten im Umfang von rund 3,3 Millionen Euro vor.
Ansprechpartner fĂŒr Fragen zum Projekt (AZ 29157): Bauabteilung Bischöfliches Ordinariat Görlitz, Thomas Backhaus, Telefon: 03581/478221, Telefax: 03581/478244