Technik soll Denkmalpflege und Forstwirtschaft unter einen Hut bringen

Schutz vorgeschichtlicher Burganlagen in Wäldern - Fachtagung im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) diskutiert Lösungen - DBU-Förderung
Osnabrück. Wenn Archäologen in Waldgebieten auf vorgeschichtliche Funde stoßen, ist das meistens eine kleine Sensation - jedoch keineswegs unproblematisch. Denn gerade im Wald gibt es Konflikte zwischen Denkmalpflege und Forstwirtschaft. "Entweder, die Gefährdung dieser Denkmale wird unterschätzt oder es findet aufgrund eines besonderen Denkmalschutzes keine regelmäßige Durchforstung des Waldes statt", sagt Sebastian Möllers, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück. Die Folge: man sieht das Denkmal im Wald vor lauter Bäumen nicht. Auf einer Fachtagung, die heute und morgen im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück stattfindet, diskutieren Experten unter dem Titel "Denkmalschutz und Forstwirtschaft im Einklang ?!" über Möglichkeiten, beides unter einen Hut zu bringen.

Modellstudie zum Schutz vorgeschichtlicher Burganlagen in Waldgebieten

Die Idee, über die gemeinsamen Möglichkeiten von Denkmalschutz und Forstwirtschaft nachzudenken, entstand im Jahr 2000, als die spektakulären Neufunde der über 2200 Jahre alten Schnippenburg bei Ostercappeln im Landkreis Osnabrück ans Licht kamen. Am Beispiel Schnippenburg führt die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück in Kooperation mit dem Forstamt der Stadt seit August 2002 eine Modellstudie zum Schutz vorgeschichtlicher Burganlagen in Waldgebieten durch. Das Projekt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Landkreis Osnabrück gefördert wird, ist in die Ausgrabungen integriert, die noch bis Ende des Jahres 2004 dauern werden.

Modernste Technik ...

"Wir erproben, in welchem Maße die neueste Forsttechnik, die ursprünglich auf bodenschonende Ernteeingriffe ausgelegt war, im Bereich von Bodendenkmalen angewendet werden kann", erläutert Sebastian Möllers. Berücksichtigt werden zum Beispiel Tragschlepper, Rutschloipen und Hubschrauber. Mit Hilfe moderner Techniken, die einen Blick unter die Erde erlauben - wie zum Beispiel Metallsuchgeräte -, soll die Ausdehnung des Denkmals genau festgestellt werden. ""Denn häufig befinden sich die Fundstücke nicht allein innerhalb der von außen sichtbaren Burganlagen", sagt Möllers. "Entsprechend größer müssten also die zu schützenden Areale sein."

... und Kommunikation als Lösung

Doch Technik ist nicht alles. Im Rahmen des Projekts sollen vor allem Kommunikationsstandards zwischen Denkmalpflegern und der Forstwirtschaft festgelegt werden. Ziel ist eine Broschüre für Denkmalschützer und Forstwirte, die Hinweise und Anregungen für die Praxis im Umgang mit Flä-chendenkmalen in Waldgebieten bietet. "Damit die Ergebnisse des Modellprojektes überregional verwertbar werden können, ist ein intensiver Austausch mit Experten aus dem gesamten Bundesgebiet unerlässlich", sagt DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. "Die Tagung im Zentrum für Umweltkommunikation ermöglicht Gespräche unter ausgewiesenen Fachleuten und leistet damit einen wichtigen Beitrag, Denkmalpflege und Forstwirtschaft zusammenzuführen."
Einsatz bodenschonender Forsttechnik auf der Schnippenburg: ein so genannter Harvester in Aktion. Foto: Axel Hartmann
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Für viele der Fundstücke von der Schnippenburg - hier kostbarer Armschmuck - sind bisher nur wenige Vergleiche in Deutschland bekannt.
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Ein Blick ins Innere eines Harvesters zeigt die feinen Instrumente, die den Boden und damit die archäologischen Funde bei der Forstarbeit schonen helfen. Foto: Axel Hartmann
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Der Höhenlinienplan der Schnippenburg, erstellt 2001 durch das Institut für Kartographie und Geodäsie der Universität Hannover in Zusammenarbeit mit Dr. Hans-Wilhelm Heine (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) und Sebastian Möllers M.A. (Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück). Foto: Axel Hartmann
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