Tausendsassa mit Risikopotenzial: Lithium-Ionen-Akkus auf Prüfstand

Sächsische Firma will erstmalig sichere Testmethode entwickeln – DBU fördert mit knapp 110.000 Euro

Chemnitz. Akkus sind „in“: Wer unabhängig vom Stromkabel mobil und umweltbewusst schaffen will, kommt an modernen Lithium-Ionen-Akkus nicht vorbei. Die speichern die Energie nicht nur länger, sie leisten auch mehr als „normale“ Akkus. Aber: „Diese hochwertige Speichertechnologie birgt auch Gefahren. Metallisches Lithium ist stark feuergefährlich. Bei unsachgemäßer Handhabung oder Defekten kann es zu Bränden oder Explosionen kommen, die extrem ätzende und teilweise umweltgefährdende Substanzen freisetzen. Im Flugverkehr wären die Folgen unkalkulierbar“, betont Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Damit es zukünftig verbindliche Normen zur Prüfung von Lithium-Batterien gibt, fördert die DBU mit knapp 110.000 Euro ein Projekt der SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH Hartmannsdorf (Sachsen), die die Gefahrenpotenziale verschiedener Lithium-Batterie-Systeme analysieren und unterschiedliche Prüfverfahren konzeptionell entwickeln will.

Speichertechnologie künftig für viele neue Anwendungen interessant

DBU-Experte Ulrich Löscher überreichte heute in Chemnitz an Firmengründer und Gesellschafter Winfried Pluschke das Bewilligungsschreiben der größten Umweltstiftung der Welt. Dabei wies Löscher darauf hin, dass sich wiederaufladbare Lithium-Batterien als Energiespeicher für mobile Anwendungen immer stärker durchsetzten. Immer bessere Materialien erhöhten das Leistungsvermögen von Lithium-Batterien ständig und machten diese hochwertige Speichertechnologie in der Zukunft für viele neue Anwendungen interessant. Obwohl diese Energiespeicher in Mobiltelefonen, Notebooks und anderen elektrischen Geräten vielfach und unterschiedlich genutzt würden, wiesen sie nicht unwesentliche Gefährdungspotenziale auf. Dieses Defizit abzubauen, sei Ziel des Projektes, das damit einen Beitrag zur umwelt- und gesundheitsfreundlichen Produktentwicklung leiste.

Schwachstellen ermitteln: Prüfverfahren sorgt für höhere Sicherheit

Im Projekt würden erstmals Auswirkungen auf Material, Mensch und Umwelt beim mechanischen, thermischen oder elektrischen Versagen der Energiespeicher analysiert und in Schadenskategorien unterteilt, erläuterte Pluschke. Für das Ermitteln sicherheitstechnischer Schwachstellen von Energiespeichersystemen würden Messprinzipien ausgewählt, Konzepte für Versuchsaufbauten zur experimentelle Nachweisführung und Bewertung von Gefährdungen entwickelt. Zwei potenzielle Anwender, die Mitteldeutsche Fahrradwerke AG aus Sangerhausen als Hersteller von Elektrofahrrädern mit Lithium-Mangan-Akkus und die Firma Büchel aus Fulda als Komponentenhersteller für die Fahrradindustrie, seien bereit, bei der anwenderorientierten Entwicklung von Prüfverfahren mitzuwirken.

Zweite Projektphase bezieht Hersteller und Anwender mit ein

Die praktische Umsetzung in einem industrietauglichen Sicherheitsprüfcontainer soll in einer zweiten Projektphase mit Beteiligung von Herstellern und Anwendern dieser Energiespeichersysteme erfolgen. Brickwedde: „Durch das hohe Tempo der Batterieentwicklung sind entsprechende Prüfeinrichtungen dringend nötig, um Seriosität und Unabhängigkeit von Batterieherstellern auch künftig zu gewährleisten.“

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 27187): Kay-Uwe Schult, SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH, Telefon: 03722/7323-713, Telefax: 03722/7323-899

Vorbereitungen für die Sicherheitsprüfung: Projektleiter Frank Hiller (r.) legt einen Li-Ionen-Speicher zur Vorbehandlung in den Wärmeofen. Diplomand Alexander Kurth assistiert ihm.
© SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH

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