Stiftungstochter schützt Roßlauer Elbauen

DBU Naturerbe GmbH neue Eigentümerin der Fläche – Rückbau von Gebäuden geplant

Dessau-Roßlau. Die Roßlauer Elbauen haben neue Besitzer: Mit der notariellen Beurkundung des Übertragungsvertrages ist der letzte Schritt getan, um die DBU Naturerbe GmbH als Eigentümerin der Fläche ins Grundbuch einzutragen. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern vor Ort kümmert sich die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) um den Naturschutz auf der 1.645 Hektar großen Fläche östlich von Dessau-Roßlau, die bis in den Landkreis Wittenberg hineinreicht. Bisherige Eigentümerin war die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). „Mit der Unterzeichnung des Schenkungsvertrages übernehmen wir die wichtige Aufgabe, die Natur auf der ehemals militärisch genutzten Liegenschaft dauerhaft zu erhalten und zu pflegen“, betont Dr. Heinrich Bottermann, DBU-Generalsekretär und Geschäftsführer der DBU-Tochter. Um der Pflanzen- und Tierwelt mehr Raum auf der Fläche zu geben, sollen nun unter ökologischer Baubegleitung alte Bunkeranlagen, Schuppen und Fahrzeughallen mit Asbestdächern zurückgebaut werden. Aufgrund der militärischen Vornutzung wird zudem eine erfahrene Kampfmittelfirma tätig werden.

DBU-Naturerbefläche Roßlauer Elbauen nordöstlich von Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt

Die DBU-Naturerbefläche Roßlauer Elbauen reicht etwa von Luko nordöstlich von Dessau-Roßlau über die B 187 bis südlich über die Elbe. Naturnahe Elbauen mit feuchten Wäldern, Hochstauden- und Uferfluren sowie großflächige Wiesen und wertvolle Hartholzauen prägen den Süden der Fläche. Im Norden der Liegenschaft erstreckt sich ein über 1.300 Hektar großes Waldgebiet mit Kiefern und vereinzelten Eichen sowie großen Flächen mit ausschließlich Laubhölzern verschiedener Altersklassen. Im Osten durchzieht der Olbitzbach den Wald, an dessen Ufern naturnahe Erlenbruchwälder entstanden sind und der Biber heimisch wurde.

Unzerschnittenen Wald erhalten und Auenwälder sowie Fließgewässer natürlich entwickeln lassen

„Wir wollen den weitgehend unzerschnittenen, großräumigen Wald erhalten. Der naturnahe Laubmischwald und die Auenwälder sowie der Olbitzbach und der Faule Graben sollen sich natürlich entwickeln“, erläutert Josef Feldmann, Prokurist der DBU-Tochter, Teile des naturfachlichen Konzeptes. Die naturschutzfachlichen Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre sowie das Besucherlenkungskonzept werden Mitarbeiter der DBU-Tochter in einem Managementplan, dem Naturerbeentwicklungsplan, erarbeiten und vor Ort abstimmen. Ansprechpartner vor Ort bleiben die Mitarbeiter der Bundesforst, insbesondere der Revierleiter, Daniel Andrick.

Rückbau von Fahrzeughallen und Straßenlaternen

Bereits seit der Unterzeichnung eines Rahmenvertrages mit der BImA in 2013 verantwortet die DBU-Tochter alle Maßnahmen auf der Fläche. „Obwohl wir mit dem notariellen Übertragungsakt und der folgenden Grundbucheintragung erst Eigentümerin der Fläche sind, haben wir schon vorher notwendige Schritte im Sinne der Natur eingeleitet“, erläutert Feldmann. So steht eine Maßnahme kurz vor der Umsetzung: Ab Montag lässt die DBU-Tochter Schuppen und Fahrzeughallen mit Asbest-Zement-Dacheindeckungen und Straßenlaternen auf der Liegenschaft zurückbauen. Das betrifft eine Fläche von 16.000 Quadratmetern. Zwei Monate lang werden Abbruchunternehmer rund 16.000 Tonnen Beton, Ziegel und Kalksandsteinziegel abtragen, um der Natur entsiegelte Flächen zurück zu geben. „Bei der Umsetzung steht der Naturschutz an erster Stelle. Dementsprechend haben wir die Ausführungszeit in den entsprechenden Bereichen außerhalb der Vegetationsperiode festgelegt“, unterstreicht Feldmann.

Zwei Bunker als Fledermausquartiere herrichten

Zwei von drei Bunkern würden in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde als Fledermausquartiere hergerichtet. Um die Anlagen frostsicher zu machen, werde Sand aufgeschüttet. Fledermäuse benötigen für ihre erfolgreiche Überwinterung frostfreie Unterschlüpfe und möglichst gleichbleibende Temperaturen. Neben den Behörden würden auch ehrenamtliche Helfer eingebunden, um die Bunker für die Tiere zu optimieren. „Den Sand für die Abdeckung der Bunker nehmen wir von einer nahegelegenen Abbaustelle und können gleichzeitig diesen Bereich als Lebensraum für Amphibien wie der Kreuzkröte attraktiver machen“, betont Feldmann. Alle Arbeiten würden in den relevanten Bereichen durch einen externen, ökologischen Baubegleiter aus der Region begutachtet, der aufgrund seines bisherigen ehrenamtlichen Engagements über hervorragende Kenntnisse in der Örtlichkeit verfüge.

DBU Naturerbe GmbH übernimmt 47 Flächen vom Bund

Die DBU-Naturerbefläche Roßlauer Elbauen ist eine von insgesamt 47 bedeutsamen Flächen in Deutschland, die die Stiftungstochter seit 2009 schrittweise vom Bund übernimmt. Die DBU-Tochter versteht sich als Treuhändlerin des Nationalen Naturerbes und will es für nachfolgende Generationen erhalten und fördern. Auf den insgesamt rund 60.000 Hektar in neun Bundesländern sollen offene Lebensräume mit ihren oft seltenen Arten durch zielgerichtete Pflege bewahrt, naturnahe Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff zu Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtgebiete sowie Fließ- und Stillgewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden.

Auf der DBU-Naturerbefläche Roßlauer Elbauen ist der Biber heimisch geworden.
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Die DBU Naturerbe GmbH hat die Roßlauer Elbauen vom Bund übernommen. Dienstleister vor Ort bleiben die Mitarbeiter Bundesforst.
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Insgesamt 47 Flächen mit rund 60.000 Hektar hat die DBU Naturerbe GmbH vom Bund übernommen.
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