Stadtoasen statt Schule: Im Tropenhaus Nachhaltigkeit erlernen

DBU fördert Bildungsprojekt mit rund 325.000 Euro – Drei botanische Gärten beteiligt

Osnabrück. Schon lange haben botanische Gärten ihr ehemals vergeistigtes Image abgelegt und sich für Besucher geöffnet. Kindern und Jugendlichen wird die Natur in den Stadtoasen verständlich gemacht. Dass sich hier auch die nachhaltige Verbindung von Wirtschaftlichkeit, Natur und sozialer Gerechtigkeit für eine dauerhafte umweltgerechte Entwicklung erlernen lässt, soll nun in einem bundesweiten Projekt gezeigt werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt die Aktion „Globales Lernen an lokalen Standorten in botanischen Gärten“ mit rund 325.000 Euro. DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde übergab heute die Bewilligung an Prof. Dr. Susanne Menzel von der Universität Osnabrück und Prof. Dr. Bernd Overwien von der Universität Kassel. Das Bildungsprojekt soll im Botanischen Garten Osnabrück, im Forstbotanischen Garten Tharandt in Dresden und im Tropengewächshaus in Witzenhausen (Hessen) erprobt werden und dann deutschlandweit starten. 

Kindern und Jugendlichen Verlust biologischer Vielfalt erklären und sie als Beschützer gewinnen

Straßen und Wohngebiete verdrängen natürliche Landschaften, Fangflotten fischen die Meere leer, und eingeschleppte Tierarten aus Asien, Australien und Amerika verdrängen heimische Tiere und Pflanzen. Viele Ökosysteme drohen zusammenzubrechen. Der Klimawandel verschärft zusätzlich die Situation. Grund genug, Kindern und Jugendlichen den Verlust biologischer Vielfalt zu erklären und sie als Beschützer dieses Reichtums zu gewinnen. „In botanischen Gärten und Freilichtmuseen gibt es die Möglichkeit, den jungen Besuchern auf vielfältige Weise die Natur und ihre Beziehungen zum Menschen nahe zu bringen“, sagte Brickwedde. Nirgendwo sonst sei es so einfach und nahe liegend, die Einzigartigkeit und auch Bedrohung der Umwelt zu vermitteln, als dort, wo man die Natur hautnah sehen und erleben könne. 

Neben Pflanzenkunde auch nachhaltige Entwicklung lehren

„Das Fachwissen der Mitarbeiter und die kultivierten Anlagen machen botanische Gärten zu ausgezeichneten Lernorten. Jedoch reichen die klassischen Umweltbildungsangebote zu einem umfassenden biologischen Wissen oft nicht mehr aus“, weiß Menzel von der Abteilung Didaktik der Biologie des Fachbereichs Biologie/Chemie. Neben Pflanzenkunde müssten ebenso wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Verantwortung im Sinne einer unbelasteten Umwelt in das praktische Lernen einfließen. Das neue DBU-geförderte Konzept soll diese Bildungslücken schließen.

Freuen sich über die Projektfinanzierung (v.l.): DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Prof. Dr. Susanne Menzel (Universität Osnabrück) und Prof. Dr. Bernd Overwien (Universität Kassel).
© Florian Fiebelkorn
Ein idealer Klassenraum: Der Botanische Garten in Osnabrück beteiligt sich am DBU-geförderten Bildungsprojekt.
© Elena Scholz

Bildungskonzept soll Fünft- bis Zehntklässer erreichen

In mehreren Schritten sollen Programme zu Bildung nachhaltiger Entwicklung in botanischen Gärten ermittelt, verbessert und neu entwickelt werden. „In drei Gärten in Deutschland wollen wir die neuen Bildungsangebote von geschulten Experten probeweise an die Schüler weitergeben“, so Overwien. Rund 3.000 Fünft- bis Zehntklässler von Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien soll das Bildungskonzept erreichen. Die gerechte Nutzung natürlicher Ressourcen und nachwachsender Rohstoffe, die Ökologie und der Naturschutz am Beispiel des Regenwaldes sowie die Problematik um heimatfremde Pflanzen sollen in den Parks gelehrt werden. „Botanische Gärten verfügen über umfangreiche Sammlungen exotischer Pflanzen, die ein idealer Anknüpfungspunkt für Globales Lernen sein können. Jede Pflanze hat eine Geschichte, die erzählt werden will! So werden globale Aspekte an lokalen Lernorten erlebbar“, führen Menzel und Overwien weiter aus.

Brickwedde: "Botanische Gärten sollen sich untereinander austauschen"

„Mit unserer Projektkooperation wollen wir vor allem die Qualität und die Bedeutung der Gärten als Bildungseinrichtung der breiten Öffentlichkeit deutlich machen“, sagte Menzel. Brickwedde: „Das Ziel, der Erhalt der natürlichen Vielfalt, kann nur erreicht werden, wenn der Nachhaltigkeitsgedanke möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht wird und die botanischen Gärten sich auch untereinander austauschen.“

 

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 27457): Prof. Dr. Susanne Menzel, Universität Osnabrück, FB Biologie/Chemie, Didaktik der Biologie
Telefon: 0541/9693351

Winterquartier für Pflanzen: Im Überwinterungshaus des Botanischen Gartens Osnabrück überstehen empfindliche Exemplare die Kälte.
© Elena Scholz

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