Sanierung der Gräfte Gut Sutthausen: Neues Heim für Farn und Fisch

Arbeiten abgeschlossen – Brickwedde: „Natur- und Denkmalschutz erfolgreich in Einklang gebracht“

Osnabrück. Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Sanierung der Gräfte des Gutes Sutthausen ist erfolgreich beendet worden. „Den Projektpartnern ist es gelungen, Natur- und Denkmalschutz in beispielhafter Weise in Einklang zu bringen“, zeigte sich DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde beim Ortstermin heute erfreut. Der Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten sei durch das innovative Sanierungskonzept aufgewertet worden. Das Natursteinmauerwerk an der Gräfte – teilweise über 500 Jahre alt – war durch jahrzehntelang wuchernde Gehölze stark in Mitleidenschaft gezogen worden und wurde nun unter weitgehender Schonung der seltenen Mauerritzenvegetation saniert, die sich in den breiten Fugen entwickelt hat. Aus der Gräfte wurden 6.000 Kubikmeter Schlamm ausgehoben und der Gewässergrund neu strukturiert, um seltenen Großmuscheln und gefährdeten Kleinfischarten optimale Lebensbedingungen zu bieten.

Verschlammung war große Gefahr für heimische Muscheln

Durch den starken Laubeintrag aus dem nahen Auwald sei die Gräfte über die Jahre stark verschlammt, erläuterte Kay Lorenz vom Büro für angewandte Ökologie und Landschaftsplanung, Dense & Lorenz. Im Sommer sei das Gewässer dann in Teilen immer wieder trocken gefallen und der Sauerstoff im Wasser knapp geworden. Bei der Entschlammung seien die wertvollen Schwimmblattpflanzen geschont worden. Zusätzlich seien Baumstämme als Unterschlupf für Wasserlebewesen ins Gewässer eingebracht worden. Auch eine circa 100 Quadratmeter große Flachwasserzone aus einem Lehm-Schotter-Gemisch sei angelegt worden. Die Uferstrukturverhältnisse sowie die Laichmöglichkeiten für auengewässertypische Fischarten seien hierdurch verbessert worden. Durch die Entschlammung seien die von Großmuscheln besiedelbaren Sohlbereiche stark erweitert worden. Lorenz: „Ohne diese Arbeiten wären die letzten im Jahr 2009 noch festgestellten Großmuscheln vermutlich schon bald im Schlamm versunken und erstickt. Außerdem ist der Muschelbestand der Gräfte durch den Besatz einheimischer Teich- und Malermuscheln regionaler Herkunft verstärkt worden.“

Heimische Kleinfischarten sollen verstärkt angesiedelt werden

Die Sicherung der Muschelvorkommen sei auch wichtig gewesen, weil Bitterlinge zur Fortpflanzung auf die Schalentiere angewiesen seien, erklärte Friedrich Hehmann vom Büro GFL. Diese Kleinfische legten ihre Eier in den Kiemenraum der Muscheln ab. Bitterlinge seien bundesweit stark gefährdet, daher werde der bereits vorhandene Bestand in der Gräfte durch zusätzliche Besatzmaßnahmen unterstützt. Neben den Bitterlingen sollen, so Hehmann, weitere lebensraumtypische und gefährdete Kleinfischarten die Gräfte besiedeln – daher ist auch ein Besatz mit Moderlieschen und Karauschen geplant. Hehmann: „Wenn sich die Fischbestände stabilisiert haben, können nach einigen Jahren die ersten Fische entnommen werden, um andere geeignete Gewässer in der Stadt Osnabrück und im Umland besiedeln. Auf diese Weise soll das Projekt dazu beitragen, den Fortbestand dieser gefährdeten Arten langfristig zu sichern.“

Naturschutz bei Mauersanierung berücksichtigt

Bei der ökologischen Sanierung der Natursteinmauern um die Gräfte seien auch bereits vorhandene Brutnischen gewässerorientiert lebender Vögel erhalten worden, erklärte Detlef Dürkop vom gleichnamigen Planungsbüro. Für die nötigen Ausbesserungsarbeiten an der Mauer sei außerdem ein spezieller Kalkmörtel verwendet worden, der die Ansiedlung der seltenen Mauerritzenvegetation fördere: „Die Lebensgrundlage für seltene Flechten- und Farnarten ist so langfristig gesichert“, erläuterte Dürkop.

Mittelalterliche Funde aus Gräften-Schlamm geborgen

Baubegleitend seien die entnommenen Schlämme sowie die zwischenzeitlich trockene Sohle der Gräfte auf archäologisch bedeutsame Relikte abgesucht worden. Dabei seien zum Beispiel Münzen und Armbrustbolzen aus dem Mittelalter geborgen worden, die derzeit  durch den Stadt- und Kreisarchäologen Bodo Zehm auf ihre wissenschaftliche Bedeutung hin untersucht würden. Auch ein Nierendolch mit Schmiedemarke sei gefunden worden, berichtete Zehm. Bedingt durch den tonigen Untergrund seien einige der Funde für ihr hohes Alter außerordentlich gut erhalten und daher einzigartig.

Zur Information der Besucher werde nun auf Gut Sutthausen eine Informationstafel aufgestellt, die über den Naturraum Gräfte und den Zweck des DBU-Projektes informiere, ergänzte Lorenz.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 26386): Kay Lorenz, Büro für angewandte Ökologie, Tel.: 0541/27233, Fax: 0541/260902.

Die Gräfte am Gut Sutthausen wurde in einem innovativen DBU-Projekt durch die Verbindung von Natur- und Kulturgüterschutz saniert.
© Kay Lorenz/Büro für angewandte Ökologie
Beim Ausbaggern der Gräfte wurden unterschiedliche Typen von Armbrustbolzen gefunden, die Jagd- oder Militärzwecken dienten. Vergleichsstücke von anderen Fundstellen belegen, dass das hier gezeigte Exemplar aus dem Spätmittelalter (13. bis 15. Jahrhundert) stammt.
© Kay Lorenz/Büro für angewandte Ökologie

Medien & Infos