„Pflanzengesellschaft des Jahres 2024“ braucht es nass

Sumpfdotterblumen-Wiese findet feuchten Lebensraum auf DBU-Naturerbefläche Authausener Wald
Namensgebend für die Pflanzengesellschaft des Jahres 2024: die Sumpfdotterblume.
© Heike Schneider/DBU Naturerbe

Bad Düben. Was haben Sumpfdotterblume, Kuckucks-Lichtnelke und Sumpf-Vergissmeinnicht gemeinsam? Sie alle lieben es nass und gehören zur „Pflanzengesellschaft des Jahres“, die von der Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. dieses Jahr ausgewählt wurde, um auf den besonderen Lebensraum aufmerksam zu machen. In gelb, pink und blau sind die oft blütenreichen Feuchtwiesen auch auf rund 22 Hektar der DBU-Naturerbefläche Authausener Wald zu finden. „Der Lebensraum der Sumpfdotterblumen-Wiese ist vielgestaltig, aber vor allem immer feucht bis nass. Auf der DBU-Naturerbefläche Authausener Wald profitiert die Pflanzengesellschaft vom hohen Grundwasserstand in der Niederung des Sirxbaches und seiner Zuläufe sowie am Deubitzbach“, erklärt Jan Felix Schneider, Offenlandmanager im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zwar ist die Sumpfdotterblumen-Wiese in ganz Deutschland verbreitet, doch durch die Zerstörung ihrer Standorte in ihrem Bestand gefährdet.

Der Lebensraum der Sumpfdotterblumen-Wiese ist vielgestaltig und vor allem immer feucht und nass. Im Authausener Wald profitieren die Feuchtwiesen vom hohen Grundwasserstand in der Niederung des Sirxbaches.
© Bundesforst

Pflanzengesellschaft des Jahres braucht „nasse Füße“

Früher waren die bunten Feucht- und Nasswiesen landschaftsprägend, heute ist die Pflanzengesellschaft des Jahres selten geworden. Der Grund: Wiesen wurden zur wirtschaftlichen Nutzung trockengelegt sowie Bach- und Flussläufe begradigt oder verbaut. „Sumpfdotterblumen-Wiesen haben immer feucht-nasse Füße. Je nach Grad der Vernässung, Nährstoffsituation und geografischer Lage gesellen sich zur Sumpfdotterblume, der Kuckucks-Lichtnelke und dem Sumpf-Vergissmeinnicht noch andere Pflanzen wie Flatter-Binse, Sumpf-Hornklee und Kohl-Distel hinzu“, weiß Schneider. „Es werden immer noch Flächen zur Nutzung entwässert. Wenn wir unsere feuchten Lebensräume aber erhalten wollen, müssen wir dafür sorgen, dass mehr Wasser in der Landschaft bleibt“, meint Susanne Belting, Fachliche Leitung im DBU Naturerbe. Verstärkt setze das DBU Naturerbe auf seinen 66 Flächen in zehn Bundesländern mit insgesamt rund 70.000 Hektar darauf, Feuchtgebiete zu renaturieren und extensiv zu nutzen – als Maßnahme sowohl für den Schutz der biologischen Vielfalt als auch den Klimaschutz. Denn gut wasserversorgte Moore und Feuchtgebiete binden Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig im Boden. Außerdem nehmen sie beachtliche Wassermengen auf und können damit zum Hochwasserschutz beitragen.

Erhalt wertvoller Lebensräume durch extensive Nutzung

Auf rund 22 Hektar der DBU-Naturerbefläche Authausener Wald findet die Sumpfdotterblumen-Wiese ihren feuchten bis nassen Lebensraum.
© DBU Naturerbe

Neben zunehmender Nutzung durch Entwässerung, Umbruch und Düngung ist die Sumpfdotterblume-Wiese ebenso durch das genaue Gegenteile bedroht. Ihr Erhalt hängt von einer extensiven Pflege, also einer Nutzung ohne Düngung und mit wenigen Mahdterminen im Jahr ab. „Die meisten Feuchtwiesen im Authausener Wald werden derzeit einmal jährlich ab Mitte Juli gemäht, um einer Verbuschung der Wiesen mit Sträuchern und Bäumen entgegen zu wirken. In der Sirxbachaue kommt dazu ein faunaschonendes Balkenmähwerk zum Einsatz, dass Insekten und Amphibien schützt, die in den Feuchtwiesen ihren Sommerlebensraum finden“, erklärt Schneider. Selten gewordene Lebensräume wie die Sumpfdotterblumen-Wiese sind Teil der biologischen Vielfalt und Heimat für spezielle, feuchtliebende Pflanzen und Tiere. Neben der Sumpfdotterblume wachsen dort unter anderem die auf der Roten-Liste geführte und bundesweit gefährdete Orchidee Breitblättriges Knabenkraut. Für Braunkehlchen und Bekassine sind die nassen Wiesen als Brutstätte unersetzlich und auch der Kranich findet dort wichtige Nahrungsquellen. „Die biologische Vielfalt ist bedroht. Der Rückgang der Artenvielfalt ist ein unersetzlicher Verlust, den wir uns nicht leisten können“, sagt Belting und ergänzt: „Es geht um die Lebensgrundlage von uns Menschen.“ Umso wichtiger sei es, solche Lebensräume für die „Pflanzengesellschaft des Jahres 2024“ zu erhalten.

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