„Pflanzengesellschaft des Jahres 2024“ braucht es nass

Sumpfdotterblumen-Wiese findet feuchten Lebensraum auf DBU-Naturerbefläche Stegskopf
Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. hat die Sumpfdotterblumen-Wiese zur Pflanzengesellschaft des Jahres ernannt.
© Roland Schröder/DBU Naturerbe

Daaden. Was haben Sumpfdotterblume, Kuckucks-Lichtnelke und Schlangen-Knöterich gemeinsam? Sie alle lieben es nass und gehören zur „Pflanzengesellschaft des Jahres“, die von der Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. dieses Jahr ausgewählt wurde, um auf den besonderen Lebensraum aufmerksam zu machen. In gelb, pink und blau sind die oft blütenreichen Feuchtwiesen auch auf rund 90 Hektar der DBU-Naturerbefläche Stegskopf zu finden. „Der Lebensraum der Sumpfdotterblumen-Wiese ist vielgestaltig, aber vor allem immer feucht bis nass. Auf der DBU-Naturerbefläche Stegskopf profitiert die Pflanzengesellschaft vom niederschlagsreichen Westerwald und der hohen Bodenfeuchtigkeit der Basaltböden“, erklärt Dr. Roland Schröder, Offenlandmanager im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zwar ist die Sumpfdotterblumen-Wiese in ganz Deutschland verbreitet, doch durch die Zerstörung ihrer Standorte in ihrem Bestand gefährdet.

Pflanzengesellschaft des Jahres braucht „nasse Füße“

Die Sumpfdotterblumen-Wiese auf der DBU-Naturerbefläche Stegskopf ist vielgestaltig, aber vor alle immer feucht und nass.
© Roland Schröder/DBU Naturerbe

Früher waren die bunten Feucht- und Nasswiesen landschaftsprägend, heute ist die Pflanzengesellschaft des Jahres selten geworden. Der Grund: Wiesen wurden zur wirtschaftlichen Nutzung trockengelegt sowie Bach- und Flussläufe begradigt oder verbaut. „Sumpfdotterblumen-Wiesen haben immer feucht-nasse Füße. Je nach Grad der Vernässung, Nährstoffsituation und geografischer Lage gesellen sich zur Sumpfdotterblume, der Kuckucks-Lichtnelke und dem Schlangen-Knöterich noch andere Pflanzen wie Flatter-Binse, Sumpf-Hornklee und Kohl-Distel hinzu“, weiß Schröder. „Die Entwässerung von Flächen ist immer noch gängige Praxis. Wenn wir unsere feuchten Lebensräume aber erhalten wollen, müssen wir dafür sorgen, dass mehr Wasser in der Landschaft bleibt“, meint Susanne Belting, Fachliche Leitung im DBU Naturerbe. Verstärkt setze das DBU Naturerbe auf seinen 66 Flächen in zehn Bundesländern mit insgesamt rund 70.000 Hektar darauf, Feuchtgebiete zu renaturieren und extensiv zu nutzen – als Maßnahme sowohl für den Schutz der biologischen Vielfalt als auch den Klimaschutz. Denn gut wasserversorgte Moore und Feuchtgebiete binden Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig im Boden. Außerdem nehmen sie beachtliche Wassermengen auf und können damit zum Hochwasserschutz beitragen.

Erhalt wertvoller Lebensräume durch extensive Nutzung

Wertvoller Lebensraum: Die Raupen des Blauschillerndern Feuerfalters finden im Schlangen-Knöterich ihre einzige Nahrungsquelle.
© Roland Schröder/DBU Naturerbe

Neben zunehmender Nutzung durch Entwässerung, Umbruch und Düngung ist die Sumpfdotterblume-Wiese ebenso durch das genaue Gegenteile bedroht. Ihr Erhalt hängt von einer extensiven Pflege, also einer Nutzung ohne Düngung und mit wenigen Mahdterminen im Jahr ab. „Die meisten Feuchtwiesen am Stegskopf werden derzeit einmal jährlich ab Mitte Juli gemäht und teils auch von Schafen oder Ziegen beweidet. Dadurch wird einer Verbuschung der Wiesen mit Sträuchern und Bäumen entgegengewirkt“, erklärt Schröder. Selten gewordene Lebensräume wie die Sumpfdotterblumen-Wiese sind Teil der biologischen Vielfalt und Heimat für spezielle, feuchtliebende Pflanzen und Tiere. Neben der Sumpfdotterblume wachsen dort unter anderem die auf der Roten-Liste geführte und bundesweit gefährdete Trollblume. Für Vögel wie Braunkehlchen und Wiesenpieper sind die nassen Wiesen als Brutstätte unersetzlich und die Raupen des Blauschillerndern Feuerfalters finden im Schlangen-Knöterich ihre einzige Nahrungsquelle. „Die biologische Vielfalt ist bedroht. Der Rückgang der Artenvielfalt ist ein unersetzlicher Verlust, den wir uns nicht leisten können“, sagt Belting und ergänzt: „Es geht um die Lebensgrundlage von uns Menschen.“ Umso wichtiger sei es, solche Lebensräume für die „Pflanzengesellschaft des Jahres 2024“ zu erhalten.

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