Pflanzaktion: Junge Obstbäume für alte Kulturlandschaft

Zum „Tag der Streuobstwiese“: DBU Naturerbe kümmert sich um den selten gewordenen Lebensraum

Hameln. Wer vom Wanderweg an der Holschenclub-Hütte hinab auf das ehemalige Ravelin-Camp schaut, blickt auf eine etwa sieben Hektar große Weide mit rund 150 Obstbäumen – eine Streuobstwiese, die zum DBU Naturerbe Hameln-Holtensen gehört. Da dem bestehenden Baumbestand jedoch Alter und Trockenheit zusetzen, hat Revierleiter Sebastian Neumeister vom Bundesforstbetrieb Niedersachsen 20 junge Obstbäume nachgepflanzt. Zum „Tag der Streuobstwiesen“ am 25. April lenkt die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) den Fokus auf diese Kulturlandschaft, die durch Menschen angelegt auch von ihnen erhalten werden muss.

Streuobstwiesen prägen mit ihren Bäumen, die locker verstreut auf Wiesen oder Weiden stehen, seit Jahrhunderten unsere Landschaft und spielen eine herausragende Rolle für die Artenvielfalt.
© Sebastian Neumeister/Bundesforst

Streuobstwiese als Hotspot der Artenvielfalt

„Streuobstwiesen prägen mit ihren Bäumen, die locker verstreut auf Wiesen oder Weiden stehen, seit Jahrhunderten unsere Landschaft und spielen eine herausragende Rolle für die Artenvielfalt“, betont Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Die Stiftungstochter aus Osnabrück hat das ehemals militärisch genutzte Gelände 2016 vom Bund übernommen und mit 65 weiteren Flächen als Nationales Naturerbe dem Naturschutz gewidmet. „Als von Menschen geschaffene Kulturlandschaft bleiben Streuobstwiesen nur durch kontinuierliche Pflege und Bewirtschaftung erhalten. Im Vergleich zu vielen Obstplantagen stehen dabei aber nicht maximale Erträge im Vordergrund“, so Belting. Eine Streuobstwiese sei auch ein Zuhause für bis zu 5.000 verschiedene heimische Tiere und Pflanzen, darunter viele selten gewordene oder bedrohte Arten.

Vor allem alte Obstbaumsorten nachgepflanzt

Auf der DBU-Naturerbefläche Hameln-Holtensen wachsen vor allem Kirsch- und Apfelbäume, die alle ungefähr 100 Jahre alt sind. „Obstbäume werden nicht so alt. Viele Exemplare hier sind daher am Ende ihrer Lebenszeit angekommen. Gerade auch die Trockenheit der vergangenen Jahre hat ihnen zugesetzt. Die Obstbäume sterben ab“, erklärt Neumeister die Pflanzaktion. Vor allem alte Kirschbaumsorten mit klingenden Namen wie ‚Grolls Schwarze‘, aber auch alte Apfel- und Zwetschgen- habe er mit den Forstwirten vom Bundesforstbetrieb nachgepflanzt. Ein robuster Schutz mit Eichenpfählen und einem dicken Knotengeflecht um die daumendicken Bäumchen sei notwendig, weil auf der Weide in den Sommermonaten Mutterkühe grasen. „Ohne stabilen Schutz haben die Setzlinge keine Chance“, weiß Neumeister. Warum dann so junge Bäume pflanzen? „Sie können sich besser auf dem sehr trockenen Standort etablieren“, erläutert der Revierleiter.

Die Streuobstwiese auf der DBU-Naturerbefläche Hameln-Holtensen kommt in die Jahre. Daher hat der Bundesforstbetrieb Niedersachsen 20 junge Obstbäume nachgepflanzt.
© Sebastian Neumeister/Bundesforst

Mistelbefall in den Blick genommen

Auch in Zukunft würde das DBU Naturerbe nun weitere Obstbäume pflanzen, um die Streuobstwiese als wichtigen Lebensraum im Sinne des Naturschutzes zu erhalten. Außerdem plant der Revierleiter Pflegeschnitte infolge einer Vitalitäts- und Stabilitätsbeurteilung der alten Bäume. Neumeister: „Besonders in den Blick nehmen wir dieses Jahr noch den Mistelbefall.“ Misteln sind Baumparasiten, sogenannte Halbschmarotzer. Sie entziehen mit ihren Saugwurzeln dem Baum Wasser und Nährstoffe und schwächen ihn. „Viele Menschen glauben, dass Misteln nicht entfernt werden dürfen. Gerade für Obstbäume kann ein Befall aber bedrohlich werden“, betont der Revierleiter. Die Mistelbeere wird am häufigsten durch Vögel verbreitet. Im Winter fressen sie die weißen Scheinbeeren der Mistel. Durch ihren Kot kann der Samen auf den Ästen eines neuen Wirtsbaums landen. Der Kot enthält Nährstoffe, die der Mistelsamen zum Gedeihen braucht. „Wer einen Befall durch Misteln aufhalten will, muss radikal zurückschneiden. Äste mit Mistelbefall sollten mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz abgesägt werden. Damit kann die Ausbreitung der Pflanze in der Regel für etwa vier Jahre gestoppt werden“, so der Förster.

DBU-Naturerbefläche Hameln-Holtensen heute Teil des Nationalen Naturerbes

Der ehemalige Standortübungsplatz liegt im Norden der niedersächsischen Stadt Hameln am Osthang des Wesertals im Landschaftsschutzgebiet “Hamelner-Fischbecker Wälder und Randbereiche“ und ist heute dem Naturschutz gewidmet. Die DBU-Naturerbefläche Hameln-Holtensen ist vorwiegend durch naturnahe Laubwälder geprägt. Auf der Fläche dominieren mit rund 94 Prozent alte Buchenwälder, die sich ohne menschliche Eingriffe weiter entwickeln dürfen. Dies gilt insbesondere für die über 100-jährigen Buchenwälder, die bereits mit Laubholz verjüngt sind. Ein besonders schöner alter Laubmischwald befindet sich im Tal der Subeke.

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