PAUL, der Retter-Rucksack: Sauberes Wasser fĂŒr Kinder in Not

Tragbarer Wasserfilter fĂŒr Kinder in Katastrophengebieten – DBU stiftet fĂŒr Test rund 65.000 Euro

OsnabrĂŒck. Nach Naturkatastrophen mĂŒssen Überlebende schnell mit sauberem Trinkwasser versorgt werden: Verseuchtes Wasser fĂŒhrt zu gravierenden Erkrankungen bis hin zu Epidemien. Zwar gibt es Trinkwasseraufbereitungsanlagen fĂŒr die mobile Notfallversorgung. Doch die sind meist technisch sehr aufwĂ€ndig und haben einen hohen Personal- und Energiebedarf. Oft mĂŒssen Chemikalien eingesetzt werden. Auch Transport und Inbetriebnahme solcher Anlagen sind logistisch schwierig und dauern oft zu lange. Darum erprobt das Kinderhilfswerk terre des hommes jetzt eine neue Technologie zum Einsatz in FlĂŒchtlingscamps: In Haiti und Indonesien werden innovative tragbare Wasserfilter getestet, die an der UniversitĂ€t Kassel entwickelt wurden. Der Wasserrucksack trĂ€gt den Namen „PAUL“ (Portable Aqua Unit for Lifesaving), funktioniert ganz ohne Strom und kann bis zu 500 Personen mit Wasser versorgen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt mit rund 65.000 Euro.

Test des Wasserfilters soll insbesondere Kindern helfen

Nach dem Bau des PAUL-Prototypen unterstĂŒtzt die DBU damit nun auch die praktische Erprobung und spĂ€tere Optimierung des Wasserrucksackes: „Sauberes Wasser ist der SchlĂŒssel fĂŒr eine nachhaltige Entwicklung des gesamten Planeten. Die jetzt gestartete Testphase des mobilen Wasserfilters soll auch den Ärmsten und JĂŒngsten den Weg zu einem schnellen und unkomplizierten Zugang zu hygienisch unbedenklichem Wasser ebnen“, sagte heute DBU-GeneralsekretĂ€r Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde bei der Übergabe des Förderbescheides an Danuta Sacher, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin von terre des hommes.

terre des hommes setzt WasserrucksĂ€cke in NotunterkĂŒnften ein

In Indonesien leben nach dem Ausbruch des Vulkans „Merapi“ im November vergangenen Jahres rund 300.000 Menschen in etwa 80 NotunterkĂŒnften unter schlechten hygienischen und sozialen Bedingungen. Insbesondere die sanitĂ€ren Einrichtungen und die Trinkwasserversorgung seien unzureichend, so Sacher: „Darunter leiden vor allem die rund 80.000 Kinder; knapp die HĂ€lfte von ihnen hat Durchfall, fieberhafte Infektionen und HautausschlĂ€ge, die ganz ĂŒberwiegend auf unsauberes Wasser und mangelnde Hygiene zurĂŒckzufĂŒhren sind.“ Hier helfe die terre des hommes-Partnerorganisation „Lessan“ und setze den Wasserrucksack ein. Lessan unterstĂŒtze in provisorischen Camps mehrere tausend Menschen, vorwiegend Schulkinder und Kleinkinder, aber auch schwangere Frauen und alte Menschen. Der Vorteil des Wasserrucksacks liege auf der Hand, so Danuta Sacher: „Nicht die Menschen mĂŒssen zum Wasser kommen, sondern das Wasser kommt zu ihnen, und das in zuverlĂ€ssiger und lebensschĂŒtzender QualitĂ€t. Ich finde, das ist eine tolle Innovation.“

Praxistest fĂŒr PAUL: Den Retter-Rucksack demonstrieren auf dem GelĂ€nde der DBU Danuta Sacher, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin von terre des hommes, Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen von der UniversitĂ€t Kassel (r.) und DBU-GeneralsekretĂ€r Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde.
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Vorher - nachher: Über einen erfolgreichen Test, in dem aus Schmutzwasser sauberes Wasser wurde, freuen sich (v.l.) Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen von der UniversitĂ€t Kassel, Mark Grigo von der an der Entwicklung beteiligten Firma MARTIN Systems AG (Sonneberg), DBU-GeneralsekretĂ€r Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Dr. Heinz Gravenkötter von der Kinderhilfe Cusco-Peru und Danuta Sacher von terre des hommes.
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Sauberes Wasser ist fĂŒr Kinder ĂŒberlebenswichtig

Auch in den ZeltstĂ€dten der haitianischen Hauptstadt Port au Prince, wo schlimme hygienische VerhĂ€ltnisse herrschten, sei der Einsatz des Wasserrucksacks geplant. „Die Cholera grassiert dort, sauberes Wasser ist ĂŒberlebenswichtig, insbesondere fĂŒr die Kleinsten“, unterstrich Sacher die Dringlichkeit des Projektes. Die terre des hommes-Partnerorganisation URAMEL setze nun den Wasserrucksack vor Ort in einem Gesundheitsprogramm ein.

PAUL soll bisherige Wasserversorgungsanlagen ergÀnzen

„PAUL ist keine Alternative zu den bereits bekannten Wasserversorgungsanlagen, jedoch eine sehr effektive ErgĂ€nzung“, betonte Prof. Franz-Bernd Frechen, Leiter des Fachgebietes Siedlungswasserwirtschaft der Uni Kassel, der den Wasserrucksack federfĂŒhrend entwickelt hat. HerzstĂŒck des rund 20 Kilogramm schweren GerĂ€tes sei eine Filtermembran, die Partikel, Bakterien und Viren weitestgehend zurĂŒckhalte. Die Anlage zeichne sich durch einen einfachen mechanischen Aufbau, leichten Transport, Robustheit, einfachste Handhabung und den Betrieb ohne externe Energie aus.

Einfache Handhabung und schneller Transport

„PAUL funktioniert im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht – vier einfache Bildbeschreibungen reichen aus, um seine Anwendung zu erklĂ€ren. Und da die RucksĂ€cke betriebsfĂ€hig gelagert werden können, ist ein Transport innerhalb weniger Stunden ins Einsatzgebiet möglich“, zeigte Frechen die Vorteile des GerĂ€tes auf.

Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 23860):

terre des hommes: Wolf-Christian Ramm, Telefon: 0541/7101-187, Mobil: 0171-6729748, Telefax: 0541/7101-196

Uni Kassel: Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen, Telefon: 0561/804-2795, Telefax: 0561/804-3642

Die Anwendung des Wasserrucksackes ist bewusst einfach gestaltet. Vier Piktogramme reichen aus, um seine Funktionsweise zu erklÀren. terre des hommes hat die Erprobung des Wasserfilters bereits in den Notcamps in Indonesien gestartet.
© terre des hommes/Lessan

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