Passivhaus macht Schule: Lernstandort wird ökologisches Modellprojekt

Schulsanierung in Peißenberg spart Energie und verbessert Arbeitsumfeld – DBU gibt 400.000 Euro

Peißenberg. Alle Schulen in Deutschland verbrauchen jährlichen etwa drei Milliarden Kilowattstunden Energie. Das entspricht in etwa dem Verbrauch von rund 15 Millionen Kühlschränken. Gerade ältere Gebäude stoßen große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus. Nach Abschluss der elfmonatigen integralen Planungsphase wird nun die Josef-Zerhoch-Mittelschule in Peißenberg auf Passivhaus-Niveau saniert. „Das Vernetzen von ökologischen Baumaßnahmen mit einer pädagogisch sinnvollen Raumnutzung machen das Projekt für andere Schulen besonders beispielhaft“, betonte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Heute übergab er den Förderbescheid über 400.000 Euro an Peißenbergs Erste Bürgermeisterin, Manuela Vanni. Durch innovative Umwelttechnik soll der Energiebedarf des 70er-Jahre Baus um rund 87 Prozent gesenkt werden, sagte Brickwedde. Das entspreche einem verminderten Schadstoffausstoß von circa 205 Tonnen CO2 jährlich.

Großteil der Fassade wird durch Holzleichtbauelemente ersetzt

„Das Schulgebäude der Josef-Zerhoch-Mittelschule ist in klassischer zweigeschossiger Stahlbetonskelettbauweise 1974 errichtet und 2001 um ein Dachgeschoss erweitert worden“, sagte Vanni. Schon die Planungsphase des bevorstehenden Umbaus sei von der DBU erfreulicherweise mit rund 104.000 Euro gefördert worden. „Die Untersuchungen haben ergeben, dass das Beheizen des Gebäudes über das zentrale Blockheizkraftwerk zu viel Energie verbraucht“, erklärte Dr. Wulf Grimm, DBU-Abteilungsleiter Umwelttechnik. Hinzu komme, dass die Wände unzureichend gedämmt seien und es zu viele Wärmebrücken gebe. Deshalb werde der Großteil der Fassade nun durch Holzleichtbauelemente ersetzt. Diese erzielten im Vergleich mit anderen Materialien die beste Ökobilanz und würden vorgefertigt angeliefert. So könne die Bauzeit verkürzt und der reguläre Schulbetrieb rasch wieder aufgenommen werden.

Passivhaus-Niveau soll Betriebskosten bezahlbar machen

Das Trennen von Tag- und Nachtluftkühlung solle die raumklimatische Situation verbessern, sagte Hanns-Peter Kirchmann, Generalbevollmächtigter des Planungsbüros kplan. In die Fassade integrierte Rollläden verhinderten, dass sich die Räume im Sommer überhitzten. Zum Abkühlen solle ausschließlich Umweltkälte über kühle Nachtluft genutzt werden. „Wir möchten den Heizendenergiebedarf und den Gesamtprimärenergiebedarf auf Passivhaus-Niveau absenken und damit nicht nur den Zielen des Klimaschutzes gerecht werden, sondern auch die Betriebskosten für die Kommune bezahlbar machen“, sagte Kirchmann weiter.

Freuen sich über die anstehende Generalsanierung der Josef-Zerhoch-Mittelschule (v.l.): Hanns-Peter Kirchmann vom Planungsbüro kplan, Peißenbergs Erste Bürgermeisterin Manuela Vanni, DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Schuldirektor Johann Socher und Dr. Wulf Grimm, DBU-Abteilungsleiter Umwelttechnik, bei der Übergabe des Förderbescheides.
© Emilia Kregel/Markt Peißenberg

Solaranlage produziert jährlich 50.000 Kilowattstunden Energie

Dafür werden laut Kirchmann überwiegend so genannte „passive Quellen“ wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen sowie von technischen Geräten genutzt. Die Stromversorgung solle unter anderem durch eine Solaranlage auf dem Turnhallendach sichergestellt werden. Diese erreiche jährlich eine Leistung von rund 50.000 Kilowattstunden. Um das Schulgebäude in der kälteren Jahreszeit mit Wärme zu versorgen, werde es in das benachbarte Nahwärmenetz eingebunden. So könne zusätzlich Energie eingespart werden. Eine wirkungsvolle LED-Beleuchtungstechnik versorge die Räume mit ausreichend Licht und lasse sich je nach Bedarf gezielt regulieren.

Nachhaltiger Lernstandort mit Modellcharakter für andere Kommunen

„Nicht nur die Qualität des Unterrichts, auch das Arbeitsumfeld hat einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Schüler. Deshalb freuen wir uns ganz besonders, dass unsere Schule durch die energetische Sanierung in jeder Hinsicht zu einem nachhaltigen Lernstandort wird, der anderen Kommunen als Vorbild dienen kann“, sagte Schuldirektor Johann Socher. Die Ergebnisse der Umbaumaßnahmen würden in einem Leitfaden zusammengefasst und Interessenten direkt nach Sanierungsende zugänglich gemacht. Im Anschluss an die Sanierung sei ein zweijähriges Monitoring geplant, durch das das Zusammenspiel der eingebauten Technik weiter optimiert werden könne.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 28660): Hanns-Peter Kirchmann, kplan AG, Telefon 09443/903288, Telefax 09443/921180

Nachhaltiger Lernstandort mit Modellcharakter: Die Grafik zeigt den Haupteingang der Schule nach der DBU-geförderten Generalsanierung. Innovative Umwelttechik soll Energie sparen und das Arbeitsumfeld verbessern.
© kplan AG
Das Schulgebäude wurde 1974 in klassischer zweigeschossiger Stahlbetonskelettbauweise errichtet und 2001 um ein Dachgeschoss erweitert. Noch gibt es viele Wärmebrücken und es fehlt an ausreichender Dämmung. Die Sanierung soll anderen Interessenten wichtige Erkenntnisse liefern.
© Emilia Kregel-Stanczak/Markt Peißenberg

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