Neues Zentrum soll fit machen für Umweltschutz

Neben Tischlern auch Schornsteinfeger im Blick - Drei Millionen Mark Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Münster. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt setzt ihren Weg, dem Handwerk bei der Suche nach maßgeschneiderten Lösungen für die Bewältigung spezifischer Umweltprobleme behilflich zu sein, konsequent fort. Mit einem Finanzvolumen von drei Millionen Mark unterstützt die Osnabrücker Stiftung nun auch in Münster den Aufbau eines "Umweltzentrums des Handwerks" durch die Handwerkskammer, das nach Ablauf der Förderung von der Kammer eigenständig fortgeführt wird. Schwerpunkte in Münster: die Handwerksberufe Tischler und Schornsteinfeger und die erneuerbaren Energien. Nach Hannover und Saar-Lor-Lux ist dies im Rahmen einer bundesweiten Gesamtkonzeption das dritte Zentrum dieser Art, in das die drei Jahre junge Stiftung investiert, insgesamt bisher knapp zehn Millionen Mark. Ihr Generalsekretär, Fritz Brickwedde, erläuterte heute vor Medienvertretern die Beweggründe: "Wir wollen mithelfen am Aufbau eines ökologischen Fitness-Programms für die kleinen Handwerksbetriebe. Gerade diese Unternehmen fühlen sich oft alleingelassen, weil sich Umweltschutztechniken für Großanlagen häufig nur schwer auf kleinere Betriebe übertragen lassen."

"Plattform für Informationsaustausch und Anlaufstelle bei praktischen Problemen"

Die Umweltzentren, so Brickwedde weiter, verbänden die klassischen Angebote der Gewerbeförderung - wie etwa einzelbetriebliche Beratung und Weiterbildung - mit einer breiten Palette weiterer Dienstleistungen. Kurse, Seminare und Lehrgänge sollten Weiterqualifizierungen ermöglichen, Demonstrationsvorhaben angeregt, Kooperationspartner vermittelt werden. Informationen zum Beispiel über umweltfreundliche Produkte und Produktionsverfahren oder Energiesparmaßnahmen sollten ausgetauscht, die Eigenverantwortlichkeit der Handwerker erhöht werden. Die Zentren sollten aber auch Nahtstellen zu Kommunen und regionalen Umweltbehörden sein, zu Wissenschaft, Gewerbeaufsichtsämtern und Regierungspräsidien. Brickwedde: "Wir sehen die Zentren als Plattform für Informations- und Wissensaustausch, aber auch als konkrete Anlaufstelle bei praktischen Problemen des einzelnen Handwerkers in Sachen Umweltschutz."

Grundkonzept für Umweltzentren des Handwerks

Deshalb sei auch in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ein Grundkonzept erarbeitet worden, das - über Deutschland verteilt - die Errichtung von acht zusätzlichen Umweltzentren mit einem Volumen von insgesamt 20 Millionen Mark vorsehe. Neben den drei im Rahmen der Gesamtkonzeption des ZDH bewilligten Umweltzentren in Hannover, Saar-Lor-Lux und Münster bestünden Umweltzentren des Handwerks in Hamburg (Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik, ZEWU) und in Oberhausen (Zentrum für Umweltschutz, Energietechnik der Handwerkskammer Düsseldorf, UZH).

Schwerpunktsetzung und Spezialausbildung

Das Zentrum in Münster werde sich besonders mit den Handwerksberufen Schornsteinfeger und Tischler befassen und einen Schwerpunkt auf die erneuerbaren Energien legen. Hier solle es speziell um Erprobung und konzeptionelle Weiterentwicklung des von der Handwerkskammer konzipierten Lehrgangs "Fachkraft für regenerative Energien" gehen. In Münster sollten branchenspezifische Umweltschutzseminare für Tischler und Schornsteinfeger entwickelt und durchgeführt, Demonstrationsanlagen im Bereich Solar- und Windenergie aufgebaut werden. Aber auch ein Umweltlabor für Boden und Wasseruntersuchungen, auf Schulungszwecke ausgelegt, solle errichtet werden.

Internationale Kooperationspartner aus Wissenschaft und Praxis

Dazu gehöre natürlich auch, so Brickwedde, die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen sowie die Intensivierung und Ausweitung der schon für den Umweltschutzbereich bestehenden Zusammenarbeit mit den neuen Bundesländern, speziell der Handwerkskammer Rostock, aber auch mit Partnern in den Niederlanden, Italien, Ungarn und Polen. Brickwedde: "Aufgrund der guten Voraussetzungen und des hohen Engagements der Münsteraner sehen wir dieses Projekt als besonders förderungswürdig an. Wir versprechen uns von unserer Unterstützung, daß ein positiver Impuls für die Region ausgeht, aber auch weitere Gründungen von Umweltzentren des Handwerks folgen werden."

Handwerk als Multiplikator des Umweltschutzgedankens

Wegen seiner Nähe zum Verbraucher sei das Handwerk in besonderer Weise in der Lage, umweltschonendes Verhalten zu fördern, umweltschonende Maßnahmen umzusetzen und dabei Umweltbewußtsein und Umwelthandeln durch eigenes Engagement in Einklang zu bringen, hatte der Präsident der Handwerkskammer Münster, Paul Schnitker, betont. Es sei Aufgabe der Handwerksorganisation, die Betriebe und ihre Mitarbeiter vor allem durch Beratung und Weiterbildung in die Lage zu versetzen, Kompetenz "in Sachen Umwelt" zu zeigen und dabei auch neue Märkte zu erschließen. Die Handwerkskammer Münster habe den Umweltgedanken bereits durch verschiedene Weiterbildungs- und Beratungsangebote forciert. Paul Schnitker nannte als Beispiele den Lehrgang zum "Umweltschutzberater im Handwerk", der 1990 zunächst als Pilotprojekt durchgeführt wurde, das europäische Projekt "Force", in dem gemeinsam mit niederländischen und italienischen Partnern ein Lehrgangskonzept für die Anwendung regenerativer Energien erprobt wird, und die Unternehmensberatung der Kammer, in der drei technische Berater kompetente Ansprechpartner für die Betriebe bei der Lösung von Umweltfragen seien. Die Arbeit im Rahmen des "Umweltzentrums", so Schnitker, verstehe das Handwerk als wichtige Chance, die Betriebe bei ihren Bemühungen und Aktivitäten um umweltgerechte Organisations- und Verfahrensweisen tatkräftig zu unterstützen. Die Kammer wolle dabei mithelfen, daß die Betriebe die großen Erwartungen, die die Kunden gerade an das Handwerk richteten, immer besser erfüllen könnten.