Neues Haus „An der Bornau“ übertrifft Niedrigenergiehausstandards um Längen

Institut für Bautechnik und Entwerfen der Universität Hannover testete Verwaltungsgebäude - Dichtigkeitsprüfung wichtig für Energiebedarf
Osnabrück. Das neue Verwaltungsgebäude der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück hat schon vor der offiziellen Einweihung am 06. Mai eine entscheidende Feuertaufe bestanden. Bei einer Dichtigkeitsprüfung, wie sie nun erstmals bei einem Verwaltungsgebäude dieser Größenordnung durchgeführt wurde, stellten die Experten des Instituts für Bautechnik und Entwerfen der Universität Hannover unter Leitung von Wolf D. Stannat fest, daß die erreichten Werte "die Erwartungen von Baufachleuten übertreffen", wie es der Diplom-Ingenieur formulierte. Ein Resultat, das beim Hausherrn Freude produzierte. Generalsekretär Fritz Brickwedde: "Der Test zeigt, daß konstruktive und qualitätssichernde Maßnahmen auch im Verwaltungshausbau zu Niedrigenergiehausstandards führen können."

Dichte Gebäudehülle spart Energie

Veranlaßt hatte die Stiftung diesen sogenannten "Blower-Door-Test" vor dem Hintergrund ihres Anspruches, ihr neues Haus als Niedrigenergiegebäude mit einem kalkulierten Heizwärmebedarf von unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr zu planen und zu bauen, wie Brickwedde weiter erläuterte. Um diesen geringen Heizwärmebedarf zu erreichen, sei es erforderlich, die Gebäudehülle so dicht zu bauen, daß ein unkontrollierter Luftwechsel durch Fugen und Ritzen nahezu ausgeschlossen werde. Der notwendige hygienische Luftwechsel werde durch die kontrollierte Lüftung der Büroräume sichergestellt und sei in dem rechnerischen Ansatz für den Heizwärmebedarf berücksichtigt worden.

Beste Ergebnisse für DBU-Neubau

In konventionellen Gebäuden komme es häufig, so Diplom-Ingenieur Stannat, in einer Stunde zu einem fünf- bis zwanzigfachen Luftwechsel. Für Niedrigenergiegebäude sähen sowohl die schwedische als auch die schweizerische Baunorm Werte bis zum dreifachen Luftwechsel pro Stunde vor. Der Entwurf einer entsprechenden Deutschen Industrie-Norm (DIN) bezeichne ein Mehrfamilienhaus mit einem vier- bis 20-fachen Luftwechsel als weniger dicht, mit einem zwei- bis vierfachen Luftwechsel als mitteldicht und mit einem zweifachen Luftwechsel als sehr dicht. Der Neubau der Stiftung liege mit einem Wert von 0,9 noch deutlich unter diesem eigentlich schon optimalen Wert.

Ritzen stopfen - und so den Energiebedarf des gesamten Hauses senken

Technisch abgelaufen sei der "Blower-Door-Test", indem in dem geschlossenen Gebäude mit Hilfe eines Großgebläses ein Unterdruck hergestellt worden sei. Dieser Unterdruck bewirke, daß ein Druckunterschied zwischen innen und außen entstehe und so von außen nach innen über Öffnungen im Gebäude Luft in die Gebäudehülle ströme. So könnten Fugen und Ritzen ausfindig gemacht werden, die sonst unerkannt blieben - aber beim Bewohnen zu ungewollten Energieverlusten führten, da durch sie aufgeheizte Luft das Haus verlasse und nachgeheizt werden müsse. Da aber bei Niedrigenergiehäusern die Lüftungswärmeverluste zu 50 Prozent oder mehr am gesamten Gebäudeenergiebedarf beteiligt seien, könne durch eine Verringerung der Lüftungswärmeverluste um zehn oder 20 Prozent der Energiebedarf des gesamten Hauses um fünf oder zehn Prozent gesenkt werden.