Neuartige Wärmepumpentechnik in Lingen hat Feuertaufe bestanden

Ludwig-Windthorst-Haus nutzt Abwärme aus Raffinerieabwasser - Kohlendioxid als Kältemittel - DBU fördert mit 310.000 Euro
Lingen. Die Feuertaufe ist bestanden, der Schutz der Umwelt hat einen Etappensieg errungen. Mit dem Druck auf den Startknopf setzten heute im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen Dr. Wulf Grimm und Dirk Schötz von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein innovatives Energieversorgungs-Konzept in Gang, das durch den in diesem Leistungsbereich europaweit erstmaligen Einsatz neuartiger Wärmepumpen mit dem ökologisch und sicherheitstechnisch idealen Kohlendioxid als Kältemittel einen wesentlichen Klimaschutzbeitrag leistet. Grimm: "Hier werden Umweltbelastungen verringert, wie sie bei der Verbrennung von 45.000 Liter Heizöl jährlich entstehen. Um das durch Sonnenenergie zu erreichen, müssten 2.100 Quadratmeter Fotovoltaikflächen für 1,7 Millionen Euro installiert werden." Die DBU fördert das Projekt mit 310.000 Euro.

720.000 Euro teures Modellprojekt

Vor zahlreichen Gästen gingen Grimm, Reinhold Jackels, Akademiedirektor des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH), Rainer Knieper von der Agro Energie sowie von der Universität Essen Stephan Köster im Hauptgebäude der katholischen Erwachsenenbildungsstätte auf Einzelheiten dieses insgesamt 720.000 Euro teuren Modellprojektes ein. Dabei stellten sie heraus, dass die Abwärme aus industriellen Abwässern bisher kaum genutzt werde. Das hänge damit zusammen, dass die Abwärme meist nicht ganzjährig parat stehe und das Wasser häufig aggressiv verschmutzt sei, was eine Weiternutzung erschwere.

Abwasser für die Energieversorgung nutzen

Beim Abwasser der Erdölraffinerie Emsland sei das anders. Es sei qualitativ unproblematisch und stehe das ganze Jahr über mit einer Temperatur von 25 bis 30 Grad zur Verfügung. So war die Idee entstanden, dieses Wasser für die Energieversorgung des LWH zu nutzen und eine Wärmepumpenanlage von ca. 125 Kilowatt Heizleistung zu installieren, die über ein Diesel-Blockheizkraftwerk angetrieben wird.

Kohlendioxid als Kältemittel

Aber könnte für diese Wärmepumpe nicht Kohlendioxid eingesetzt werden? Die intensiven Untersuchungen in den vergangenen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene hätten gezeigt, dass die Leistung solcher Wärmepumpen zehn Prozent höher sein könne als herkömmliche Systeme. Und die ökologischen und sicherheitstechnischen Vorteile dieses Kältemittels lägen auf der Hand: Es sei weder giftig noch brennbar, besitze kein Ozonabbaupotenzial, sei chemisch inaktiv und preisgünstig.

Nebengebäude über ein neu errichtetes Nahwärmenetz angeschlossen

Von den einschlägigen Herstellern und Anlagenbauern würden zurzeit serienmäßig noch keine derartigen Wärmepumpenaggregate angeboten, die Einzelteile seien jedoch verfügbar. Innovative Kernkomponente ist ein neuartiger Kohlendioxid-Verdichter. Die Pumpe wird über eine Rohrleitung und einen Wärmetauscher an die Abwasserleitung der Raffinerie angeschlossen. Die Wärmeverteilung erfolgt dann über das vorhandene Heizungsnetz. Nebengebäude wurden über ein neu errichtetes Nahwärmenetz angeschlossen.

Anlagebetrieb für 20.000 Kursteilnehmer sichtbar gemacht

Die Darstellung des gesamten Anlagebetriebs und der damit einhergehende Beitrag zum Umweltschutz werden umfassend und unmittelbar für die jährlich etwa 20.000 Kursteilnehmer sichtbar gemacht. Schließlich habe sich das LWH auch in den vergangenen zehn Jahren schon intensiv bemüht, seinen Energieverbrauch zu verringern. Neben einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien aus Wasser, Wind, Biomasse und Sonne sei aber gerade ein sparsamer und wirtschaftlicher Umgang mit Energie der Schlüssel für den Erfolg, den Kohlendioxid-Ausstoß deutlich zu verringern und das Klima zu schützen.

Kontakt: Reinhold Jackels, Ludwig-Windthorst-Haus, Telefon 0591/6102112, Ing.-Büro AgRoEnergie, Rainer Knieper, Telefon: 05936/904116.
Das Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen: sein innovatives Energieversorgungs-Konzept leistet durch den in diesem Leistungsbereich europaweit erstmaligen Einsatz neuartiger Wärmepumpen mit dem ökologisch und sicherheitstechnisch idealen Kohlendioxid als Kältemittel einen wesentlichen Klimaschutzbeitrag.
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