„Nachhaltigkeit kann man nur mit konkreten Bildern verkaufen“

Podiumsdiskussion auf der "Woche der Umwelt" zum Thema "Hat Johannesburg in den Medien eine Chance?"
Berlin. Die Frage, unter der die von Susanne Tenhagen, Journalistin aus Berlin, moderierte Diskussion am 4. Juni auf der "Woche der Umwelt" stand, beantworteten alle Beteiligten mit einem klaren Ja - nur über die Form und Herangehensweise ließe sich streiten. So wird Greenpeace nach Angaben von Fouad Hamdan, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, seine bisherige Vorgehensweise beibehalten und mit konkreten Themen provozierend an die Öffentlichkeit treten: "Wir beschränken uns bewusst auf Gentechnik, Wald und Klima, um hier Unternehmen anzuprangern, die der Gesellschaft Schaden zufügen." Durch die unmittelbare Konfrontation mit den Verursachern werde das Thema Nachhaltigkeit, das an sich kein Interesse mehr in einer breiten Öffentlichkeit erzeuge, emotionalisiert. Auch Claudia Ehrenstein von der Wissenschaftsredaktion der Welt sieht in einer persönlichen Betroffenheit des Einzelnen die beste Möglichkeit zur Multiplikation von Umweltthemen in den Medien: "Wir nehmen Geschichten auf, die die großen Schlagworte wie Nachhaltigkeit und die Konferenz von Johannesburg in das alltägliche Leben übertragen ? wissenschaftliche Texte würde niemand lesen."

Karsten Klenner, Leiter des Präsidialbereiches des Umweltbundesamtes, warnt Öffentlichkeitsarbeiter davor, sich auf das Jammern über die schlechte Medienresonanz zu beschränken. "Die Vielfältigkeit der Medienlandschaft ist eine Chance, die es zu nutzen gilt. Das Internet stellt andere Bedürfnisse als Print- oder Hörfunkmedien. Für uns gilt es, den Servicebegriff zu verinnerlichen und umzusetzen, um jedem interessierten Journalisten das zu liefern, was er braucht."

So sei die Nachhaltigkeitskonferenz von Johannesburg momentan noch kein großes Medienthema, auch wenn absehbar sei, dass zum Zeitpunkt der Konferenz allein die Anwesenheit der Weltpolitik Interesse erzeugen werde. "Der wichtige Teil der Arbeit folgt erst im Anschluss, hier muss das punktuell stark vorhandene Medieninteresse auch in die Zeit der Umsetzung der Ergebnisse gerettet werden", so Klenner. Edgar Gärtner, freier Umweltjournalist, sieht die Ursache des mangelnden Interesses der Medien an der Nachhaltigkeitskonferenz in der Desillusionierung nach Rio. "Die Konferenz von Rio wird heute als ein leeres Versprechen angesehen, das in vielen Punkten nicht gehalten wurde. Die eine Welt, die diese Konferenz versprach, gibt es nicht. Sie muss erst aufgebaut werden, bevor man auf weltweite Auswirkungen einer solchen Zusammenkunft zählen kann."

Franz-Georg Elpers, Pressesprecher der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), hob hervor, dass man sich auf der Seite der Öffentlichkeitsarbeiter durchaus bewusst sei, dass das Interesse an Umweltthemen in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und Existenzangst nicht mehr an erster Stelle stehen könne. "Doch das bedeutet nicht, dass der Umweltschutz keine Rolle mehr spielt. Die Öffentlichkeit will auch hier informiert sein, man muss auf die Synergien hinweisen, die jedes Umweltthema auch zur Ökonomie und zum Sozialen hat." So sei der Umweltschutz einer der großen Arbeitsplatzmotoren, die zurzeit Konjunktur hätten und Wachstumsbereiche stellten. "Kommerzialisierung und Zeitdruck prägen heute sicher den Alltag von Redaktionen, doch auf Geschichten mit positivem Inhalt haben eine Chance. Und die bietet der Umweltschutz zuhauf", hob Elpers am Ende der Diskussion hervor.
v. l. n. r.: Fouad Hamdan, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von Greenpeace, Edgar Gärtner, freier Journalist, Franz-Georg Elpers, Pressesprecher der DBU, Susanne Tenhagen, Journalistin aus Berlin, Claudia Ehrenstein, Wissenschaftsredaktion der Welt, Karsten Klenner, Leiter des Präsidialbereiches im Umweltbundesamt.
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