Berlin. Die Mehrheit der Bevölkerung stuft Naturschutz als âwichtigâ ein, das tatsĂ€chliche Engagement ist eher gering â es fehlen sinnvolle Handlungsmöglichkeiten. âKleingĂ€rtner, Gartenbesitzer und Familien mit Kindern können nun aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen, indem sie seltene Wildpflanzen im eigenen Garten oder auf dem Balkon kultivierenâ, sagte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, GeneralsekretĂ€r der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). FĂŒr das Umweltbildungs- und Naturschutzprojekt âUrbanitĂ€t und Vielfaltâ des Botanischen Gartens der UniversitĂ€t Potsdam ĂŒbergab er heute den Förderbescheid ĂŒber rund 223.000 Euro an Direktorin Prof. Dr. Jasmin Joshi und Kustos Dr. Michael Burkart. Im Projekt können Privatpersonen aus Stadtgebieten gefĂ€hrdete Wildpflanzen heranziehen und sie mit fachkundiger Hilfe auf frei zugĂ€nglichen FlĂ€chen wieder ausbringen, so Brickwedde. Ăber aktives Handeln werde Wissen zu den Themen Artenvielfalt sowie Natur- und Biotopschutz vermittelt.
Biologische Vielfalt ĂŒber konkrete Angebote nachhaltig verstehen
âWir möchten fĂŒr Menschen aus StĂ€dten und Ballungsgebieten konkrete Handlungsangebote im Naturschutz schaffen, die sich an den wenig ausgeprĂ€gten Vorkenntnissen und der knapp bemessenen Freizeit der Menschen orientieren. So können Privatpersonen im Rahmen von âUrbanitĂ€t & Vielfaltâ helfen, die gefĂ€hrdete Vielfalt regionaler Wildpflanzenarten zu bewahrenâ, sagte Joshi. Ăber den Weg des aktiven Handelns wĂŒrde den Teilnehmer ein nachhaltiges VerstĂ€ndnis von biologischer Vielfalt und deren GefĂ€hrdungsursachen vermittelt.
Mit Saatgut Bestand von 50 seltenen Wildpflanzenarten sichernÂ
âZu Projektbeginn werden in den Botanischen GĂ€rten Potsdam, Berlin und Marburg seltene heimische Wildpflanzen vermehrtâ, fĂŒhrte Burkart aus. Das Saatgut der etwa 50 Arten stamme von Wildpopulationen und werde in Absprache mit den NaturschutzĂ€mtern von Experten der Botanischen GĂ€rten gesammelt. Die Jungpflanzen wĂŒrden zusammen mit Pflegeanleitungen und weiteren Infomaterialien an die Teilnehmer ausgegeben. Im eigenen Garten, in Kleingartenkolonien oder in BalkonkĂ€sten könnten die seltenen Arten dann gepflanzt werden.
In Exkursionen zu LebensrÀumen an Biotop-Pflege beteiligen
âIn den Folgejahren werden die privat vermehrten Pflanzen auf zentral gelegenen und öffentlich zugĂ€nglichen FlĂ€chen ausgebrachtâ, erklĂ€rte Burkart weiter. âDie FlĂ€chen sind Orte der Umweltbildung und des Naturschutzes. Sie werden jeweils durch einen Naturerlebnisraum fĂŒr Kinder ergĂ€nzt, sodass sie auch einen Freizeitmehrwert fĂŒr Familien darstellen.â Auf den FlĂ€chen wĂŒrden auĂerdem zahlreiche Infoveranstaltungen durchgefĂŒhrt. Ein Webportal mache die Informationen auch fĂŒr Teilnehmer aus anderen StĂ€dten zugĂ€nglich und erleichtere den Erfahrungsaustausch ĂŒber ein moderiertes Forum. Exkursionen zu den Herkunfts-LebensrĂ€umen der Pflanzenarten und Informationen zu Biotop-PflegemaĂnahmen ergĂ€nzten das Programm.
Mehr als Wissensvermittlung: Projekt motiviert zum Handeln
Botanischen GĂ€rten komme bei der Umweltbildung eine ganz besondere Bedeutung zu, betonte Brickwedde. âMit mehreren Millionen Besuchern pro Jahr können sie eine breite Ăffentlichkeit fĂŒr das Thema Artenvielfalt sensibilisieren und Interessierte ĂŒber bedrohte Pflanzenarten in der Region informieren. Das Vorhaben des Botanischen Gartens in Potsdam ist besonders, weil es ĂŒber die reine Wissensvermittlung hinausgeht und BĂŒrger zum aktiven Engagement fĂŒr den Natur- und Artenschutz motiviert.â Das Projekt schlage damit eine BrĂŒcke von formalen Regelungen, wie der UN-Konvention ĂŒber Biologische Vielfalt, hin zur Lebenswirklichkeit der Menschen, ergĂ€nzte Brickwedde. Das Projekt solle im Herbst 2012 beginnen und nach Ende der dreijĂ€hrigen Förderperiode von den Teilnehmern unter fachlicher Anleitung fortgefĂŒhrt werden.
Ansprechpartner fĂŒr Fragen zum Projekt (AZ 29210): Patrick Loewenstein, Botanischer Garten Potsdam, Telefon 0331/9771971, Telefax 0331/9771977